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Echte Vampire beißen sanft

Titel: Echte Vampire beißen sanft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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Stattdessen atmete ich seinen Körpergeruch ein. Ein ganz gewöhnlicher Sterblicher, mit stark überhöhtem Cholesterinspiegel. »Gehen Sie zum Arzt und lassen Sie Ihre Blutwerte überprüfen«, riet ich ihm.
    Der Mann starrte mich an. »Was?«
    »Ich... äh...« Wie hatte das jemand neulich auf dem Discovery Health Channel geschildert? »Ich kann an der Aura meiner Mitmenschen erkennen, ob sie gesund sind oder nicht, und bei Ihnen sehe ich eine Blutverdickung. Geben Sie auf sich acht, sonst erleiden Sie bald einen Herzinfarkt.«

    »Wow. Das sehen Sie, einfach so?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ganz recht. Also, passen Sie auf sich auf.« Ich tätschelte seine Hand und eilte dann in Richtung Tür.
    »Warten Sie! Wie heißen Sie? Ich möchte, dass Sie sich die Aura meiner Frau und meiner Mutter ansehen. Meine Schwiegermutter kann mir allerdings gestohlen bleiben.«
    »Vielleicht nächsten Sonntag«, rief ich und hastete von dannen, ohne mich umzudrehen. Hoffentlich folgte er mir nicht! Am Eingang schlitterte ich über den Marmorboden und kam neben Flo zum Stillstand.
    »Komm mit! Nebenan gibt es Kuchen, und du weißt doch, bei Süßem kann Valdez nicht widerstehen.« Mit Flo im Schlepptau rauschte ich durch die Vorhalle.
    »Kuchen? Guter Tipp.« Flo hatte Mühe, mit mir Schritt zu halten.
    Ich kann nämlich in Stöckelschuhen verdammt schnell laufen. Als wir um die Ecke bogen, kam uns bereits eine lachende Meute entgegen. Eine Frau bearbeitete mit einer Serviette einen Fleck auf ihrem Rock. Hm. Weißer und rosaroter Tortenguss.
    »Wer hat denn den Hund hier hereingelassen?«
    Ich drängte mich an ihnen vorbei und erblickte auf dem Fliesenboden vor einem langen Büffet die kläglichen Überreste einer aufwendig verzierten viereckigen Biskuittorte mit reichlich Zuckerguss, und inmitten der klebrigen Klumpen saß mein Hund.Wie es aussah,hatte er so lange am Tischtuch gezogen, bis die Torte heruntergefallen war, und schlug sich nun ungeniert den Magen voll, ohne die bösen Blicke zu bemerken, die man ihm von allen Seiten zuwarf.
    »Bei Fuß,Valdez! Böser Hund!« Ich wollte nach seiner Leine greifen, doch er tänzelte davon und schüttelte sich, dass Krümel und Tortenglasur durch die Luft flogen. »Wirst du wohl
aufhören! Komm sofort her!« Ich stampfte mit dem Fuß auf, rutschte aus und wäre beinahe inmitten der süßen Herrlichkeit zu Boden gegangen.Valdez tat, als hätte er nichts gehört, und nahm ein weiteres Maulvoll. Während er kaute, nutzte ich die Gelegenheit beim Schopf und packte die Leine. Doch ich konnte ziehen und zerren,so viel ich wollte, er rührte sich nicht vom Fleck, sondern leckte sich seelenruhig die Pfote. Schließlich ging ich neben ihm in die Hocke.
    »Valdez, Kleiner. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht.«
    Er bellte und sprang an mir hoch. Seine Vorderpfoten hinterließen eine rosa-weiße Spur auf meinem Cordsamtkleid, von den Schultern bis zum Schoß. Ich ermahnte ihn auf telepathischem Weg, sich endlich zu benehmen, worauf er bellte, mit dem Schwanz wedelte und versuchte, mir das Gesicht abzulecken.
    »Sitz. Sitz! Böser Hund.« Ich stieß ihn von mir und drückte ihm die Hand auf den Kopf,bis er meinem Befehl folgte.Dann nahm ich dankbar einen Stapel Servietten entgegen, den mir jemand reichte.
    »Ich fürchte, er darf nicht mehr an der Sonntagsmesse teilnehmen, es sei denn, Sie binden ihn irgendwo an.«
    Eine Frau eilte mit Schaufel und Handbesen herbei. »Nein! Der Herr liebt Hunde.« Mehrere Gemeindemitglieder nickten bestätigend.
    Ein Mann kniete nieder und hielt die Schaufel, während die Frau die Kuchenreste zusammenfegte. »Wir brauchen einen Hundezwinger. Einen umzäunten Bereich, in dem wir unsere Hunde während des Gottesdienstes unterbringen können«, sagte er.
    »Ja, ganz recht«, pflichtete ihm ein weiterer Hundefan bei und zog sogleich das Handy aus der Hosentasche. »Ich rufe Pastor John gleich an. Er ist bestimmt Feuer und Flamme. Wir
könnten ja einen Kuchenbasar veranstalten, um das nötige Geld dafür aufzutreiben.« Alles lachte.
    Puh. Wie es aussah, hatte Pastor Johns positive Einstellung auf seine Schäfchen abgefärbt, denn niemand drohte damit, die Hundefänger zu rufen, dabei hatte Valdez ein totales Chaos verursacht.
    Ich klaubte eine pinkfarbene Tortendeko-Rose von seinem Haupt und leckte verstohlen daran. Ich weiß, ich bin unverbesserlich. Was ist? Ihr habt doch nicht etwa angenommen, dass ich Angst vor Bazillen habe, oder? Mmm, schön süß. Ich unterdrückte

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