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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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du?«
    »Raymond Whitelaw.«
    »Raymond, erzähl mir, wie der Vampir ausgesehen hat.«
    Ray fasste sich an den Hals. »Der Vampir. Ja. Groß.«
    »Mann oder Frau?«
    »Mann. Kräftig.«
    Ein kräftiger männlicher Vampir. Großartig. Das traf auf etwa zwanzig Vampire zu, die ich im Großraum Austin kannte.
    »Haarfarbe?«
    »Hell. Wie Schnee. Nicht unattraktiv.«
    Jetzt kamen wir der Sache schon näher. Weißhaarige Vampire
waren leicht zu erkennen. Ich kannte selbst einige, aber hier in Austin war mir noch keiner untergekommen.
    »Woran erinnerst du dich sonst noch, Raymond?«, fragte ich mit ruhiger, eintöniger Stimme. Ray umklammerte seine leere Flasche. »Denk scharf nach.«
    »Er hat gebetet.« Ray schüttelte den Kopf. »Seltsam. Hat Gott und Jesus angerufen. Vampire beten doch den Teufel an. Ich bete den Teufel an.«
    Es kostete mich große Mühe, Raymond nicht die Kehle aufzuschlitzen und ihn in einer Mülltonne zu entsorgen. Zugegeben, wir haben eine primitive Seite, und wenn man uns ärgert … Ich kann euch nur raten, provoziert niemals einen Vampir.
    Ich tigerte eine Weile hin und her, bis ich mich so weit beruhigt hatte, dass ich wieder sprechen konnte. Ein Satansjünger. Nur weil ich ewig lebe und Blut trinke, heißt das noch lange nicht, dass ich ein bösartiger Dämon der Hölle bin. Ich wurde äußerst religiös erzogen. Geradezu furchterregen dreligiös. So etwas verdrängt man nicht einfach. Selbst nachdem ich mich in einen Schauspieler verliebt hatte und von meiner Familie deswegen zum hoffnungslosen Fall abgestempelt worden war, habe ich jahrelang mein Gewissen erforscht und bin zu dem Schluss gekommen, dass nach wie vor Gott für mich die höchste Instanz ist und nicht der Teufel.
    Ich entwendete Ray die Wasserflasche und nahm seine Hand. Er hatte seinen Mantel aufgeknöpft, so dass ich den an seinem Gürtel befestigten Studentenausweis sehen konnte. Was der Kerl wohl studierte? Idiotie für Anfänger?
    »Raymond, du wirst jetzt nach Hause gehen, und du wirst dich an nichts von dem, was heute Nacht geschehen ist, erinnern. Woran du dich sehr wohl erinnern wirst, ist, dass Vampire freundlich und harmlos sind, dass sie gottesfürchtige
Wesen sind und keine Dämonen aus der Hölle. Hast du verstanden, Raymond?«
    Er nickte.
    »Noch etwas, Raymond: In Zukunft wirst du Gott lieben und nicht den Teufel. Der Teufel ist böse. Gott liebt dich.« Die Erziehung meiner Eltern hatte mich wohl stärker geprägt als ich ihnen gegenüber je zugeben hätte wollen. »Und übrigens …« – ein kleiner Hinweis in eigener Sache – »Gott hasst schwarzen Lippenstift.«
    Ray nickte. »Gott liebt mich. Und hasst schwarzen Lippenstift.« Er rieb sich mit dem Mantelärmel über den Mund, bis sein Gesicht schwarz verschmiert war. Er sah lächerlich aus, aber das war mir egal.
    »Ganz recht. Sehr gut.« Ich zerrte ihn auf die Beine und führte ihn zum Ausgang, wo ich bereits Damian erspähte. Ich entriegelte die Tür und machte ihm auf.
    »Wer ist das?« Mein charmanter, kultivierter Verführer sah aus, als wollte er Ray gleich den Kopf abreißen. Gut zu wissen, dass auch Damian eine raue Seite hatte.
    »Das erzähl ich dir gleich.« Ich bugsierte Raymond auf den Bürgersteig hinaus. »Wo steht dein Wagen, Ray?«
    »Ich habe keinen. Bin mit dem Bus gekommen.«
    Ich sah auf die Uhr. »Mist, um diese Zeit fahren keine Busse mehr. Damian, könntest du ihn nach Hause bringen?« Das Vamp-Mobil stand direkt vor dem Laden, der Motor lief noch.
    »Wenn du mitkommst.«
    Ich warf einen Blick nach rechts und nach links. Keine potenzielle Kundschaft weit und breit. Nur im Café nebenan saßen ein paar Leute mit ihren Laptops und surften im Internet.
    Dass ich gleich am allerersten Abend ungeplant schließen musste! Okay, von müssen war keine Rede, aber ich war müde,
mir taten die Füße weh, und Damian war mir ohne Fragen zu stellen zu Hilfe geeilt. Wenn er verlangte, dass ich mitkam, würde ich mich fügen. Während ich absperrte, die Schlüssel einsteckte und in den Wagen stieg, verfrachtete er Ray auf den Rücksitz und erkundigte sich nach seiner Adresse.
    »Er ist noch in Trance. Ich musste ein paar Dinge richtigstellen.«
    »Das seh ich. Was war denn los?«
    Ich erstattete ihm Bericht, während wir durch die nahezu menschenleeren Straßen fuhren. Nach zehn Minuten hielten wir vor einer verlotterten Studentenpension. Damian zerrte Ray aus dem Auto, sah ihm tief in die Augen und befahl ihm, sich ins Bett zu legen und bis zum

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