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Echte Vampire haben Kurven

Echte Vampire haben Kurven

Titel: Echte Vampire haben Kurven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Bartlett
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Glastür. »Haben Sie schon geöffnet?« Vor dem Laden standen zwei Frauen.
    »Bist du bereit?«
    Lacy nickte, sichtlich erleichtert über den Themenwechsel.
    »Okay, los geht’s.« Ich atmete tief durch und ging zur Tür. Über Blade und das warme Gefühl in der Magengegend, das er bei mir auslöste, konnte ich auch später noch nachdenken. Hmm. Rote Rosen.
    Und Lacy? Ich musste zugeben, ich war froh, dass ich nicht alleine war, und außerdem brauchte ich eine Angestellte für tagsüber. Sie benötigte nur noch etwas Zeit, um sich an meine Bedingungen zu gewöhnen. Bedingungen, die keineswegs
übertrieben waren. Ich setzte ein Lächeln auf. Ich hatte richtiges Lampenfieber.
    Dies war ein großer Moment. Bislang war ich immer angestellt gewesen. Als Tänzerin, Kellnerin, Barfrau – welche Art von Nachtarbeit ich eben bekommen konnte. Kein Profit, aber auch kein Risiko. Für mich jedenfalls. Jetzt war ich für die Miete verantwortlich, für Lacys Gehalt und für mein eigenes Auskommen. Meine Geschäftsidee musste erfolgreich sein. Ich hatte sämtliche Ersparnisse in Waren und Ausstattung gesteckt. Und in die Werbung – der Metamorph in Apartment 3C hatte gegen Bezahlung auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums für mich Flyer verteilt.
    Ich entriegelte die Tür und öffnete sie schwungvoll. »Willkommen bei Vintage Vamp’s Emporium.«
    Eine Blondine von meiner Statur stürzte auf die Schaufensterpuppen zu und befingerte sogleich das lila Cocktailkleid. »Welche Größe ist das?« Sie wollte es gar nicht mehr loslassen. »Ist das nicht ein Traum in Taft, Mel?«
    Die Angesprochene lud sich derweil einen ganzen Stapel Klamotten auf. »Diese mit Perlen besetzten Pullis hier sehen ja aus wie neu. Ich nehme einen in jeder Farbe. Wo haben Sie die denn aufgestöbert?«
    »Ach, da und dort.« Ich öffnete den Reißverschluss des Cocktailkleides. »Das müsste Ihnen passen. Auf dem Schild steht zwar Größe vierundvierzig, aber in den Fünfzigerjahren waren die Kleidergrößen noch ganz anders konzipiert. Marilyn Monroe zum Beispiel hatte Größe zweiundvierzig, das entspricht dem heutigen sechsunddreißig bis achtunddreißig. Das Kleid hier wäre heutzutage wohl eine achtunddreißig oder vierzig.« Es stimmt, ganz ehrlich. Und ich finde es großartig. Ich weiß, es ist bloß eine Zahl und ein Verkaufstrick, aber ich fühle mich schlanker, wenn ich Größe vierzig trage.

    Die Kundin drückte das Kleid an sich und folgte Lacy zu den Umkleidekabinen, die wir aus Vorhängen und Paravents selbst konstruiert hatten. In den Umkleiden befanden sich die einzigen Spiegel im ganzen Laden. Ich muss ja bekanntlich einen großen Bogen um Spiegel machen. Keiner zu Hause, sozusagen.
    Weitere Kunden strömten herein – mehrere Frauen, ein einzelner Mann, ein Pärchen.
    »Sieh nur, Schatz, diese Anrichte würde doch perfekt in unser Esszimmer passen.«
    Bis zum Ende von Lacys Schicht hatten wir bereits so viel Umsatz gemacht, dass die Miete für den Laden und Lacys Gehalt für mindestens zwei Monate gesichert waren. Ich konnte nicht fassen, dass sich selbst um zwei Uhr früh jemand für meine viktorianischen Nachthemden interessierte – darunter auch meine hässlichen »Kartoffelsäcke«. Flo hatte darauf bestanden, dass ich sie verkaufe. Die Türklingel bimmelte. Neue Kundschaft?
    Ein junger Mann. Hm. Stachelfrisur, langer schwarzer Mantel, und, wie abgedroschen, schwarzer Lippenstift. Ein Gothic-Anhänger, und aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein Vampir-Groupie. Mit diesen Typen, die sich das ganze Jahr über verkleiden wie an Halloween und darum betteln, gebissen zu werden, habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Keiner meiner sterblichen Freunde in Vegas hatte geahnt, dass ich eine Vampirin bin. Das hatte ich schon jahrelang keiner Menschenseele mehr verraten.
    »Wo sind die Vamps?«
    »Kommt darauf an, welche Art von Vamp du suchst.« Ich deutete auf die Ankleidepuppe im Schaufenster. Das erste Fransenkleid, das schwarze, mein Lieblingsstück, hatte sich nach einer knappen Stunde verkauft. Das Nachfolgemodell
war blau und am Saum mit Perlen bestickt, und ich würde mich nur schweren Herzens davon trennen. Was hatte ich in diesem Kleid nicht alles erlebt!
    Chicago in den Zwanzigern. Blade und ich hatten gerade eine Pause eingelegt, und ich hatte mir eine Affäre mit Al Capone gegönnt. Als ich dahintergekommen war, womit sich der liebe Al seine Brötchen verdiente, hatte ich – Hokus Pokus Verschwindibus – schleunigst einen

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