Echte Vampire haben Kurven
Möbel bezahlte, war ich förmlich damit überschwemmt worden. Ich bin beileibe nicht die einzige
Unsterbliche mit einem Sammlertick – und zum Glück hatten sich offenbar einige wie ich dazu durchgerungen, so manches loszuwerden. Ich war stolz auf mein Geschäft. Es wirkte exklusiv; übersichtlich, aber doch so voll, dass man versteckte Schätze vermuten konnte.
Ich war in eines meiner Lieblingsoutfits geschlüpft – einen Jumpsuit aus den Sechzigern in Limettengrün und Orange, mit Reißverschluss vorn. Emmie Lou schien ich zu gefallen – wann immer ich an mir heruntersah, stand der Reißverschluss ein Stückchen weiter offen.
»Schade, dass CiCi nicht bei der Eröffnung dabei sein kann. Sie war uns eine große Hilfe. Ich hatte keine Ahnung, dass sie über einen so ausgeprägten Geschäftssinn verfügt. Soweit ich weiß, hat sie nie gearbeitet.«
»Das merkt man ihr aber nicht an.« Lacy verzog das Gesicht. »Sie hat mich rumkommandiert, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan.«
»Ich habe nicht behauptet, sie wäre nicht herrisch. Aber sie hat einfach zu oft Recht, als dass man sie ignorieren könnte. Sie kommt später bestimmt noch vorbei. Freddy hat heute Geburtstag, den feiert er natürlich mit Derek und seiner Mutter.« Ich verdrehte die Augen. »Frag mich nicht, wie. Kuchen essen ist für uns genauso wenig eine Option wie für die Mehrheit der Franzosen zu Zeiten der Revolution.«
»Tja, Pech.« Lacy brachte hinter dem Tresen eine Vase mit mehreren Dutzend herrlich roten Rosen zum Vorschein und stellte sie neben die Kasse. »Überraschung!«
»Wow!« Ich trat näher, um den prachtvollen Strauß zu bewundern. Die Blüten waren makellos, noch kaum geöffnet, und der Duft … Eine Wucht. Als ich den Rosenduft beim Betreten des Ladens wahrgenommen hatte, war ich automatisch davon ausgegangen, Emmie Lou wollte uns damit
zu verstehen geben, dass sie anwesend war und über uns wachte.
»Sind die etwa von CiCi? Sie liebt frische Blumen.«
»Nein. Ich weiß, ich hätte die Karte nicht lesen sollen, aber du weißt ja … die sprichwörtliche Neugier der Katzen.«
»Ts, ts.« Ich holte die Karte aus dem Umschlag und erkannte sogleich die kühne Handschrift: »Viel Erfolg. Blade.«
Blade hatte mir Blumen geschickt? Ich überflog die Karte noch einmal. Es sah ganz danach aus. Bislang hatte er mir lediglich hin und wieder eine Kiste Bloody Merry zukommen lassen, aus Angst, ich könnte nicht genügend davon vorrätig haben. Und jetzt rote Rosen? Hatte ihn Mara dazu überredet?
»Rote Rosen sind ja so romantisch!« Lacy seufzte und sog genüsslich den Duft ein. »Den Mann würde ich gern kennenlernen. Blade. Cooler Name.«
Ich lächelte. In Augenblicken wie diesen spürte ich jedes einzelne der gut vierhundert Jahre Altersunterschied zwischen uns beiden. Sie war wie ein Teenager; verguckte sich in jeden gut aussehenden Kerl, der ihr über den Weg lief. Allerdings ließ sie sich meines Wissens nie mit einem von ihnen ein.
»Der rührt daher, dass Blade Messer, Schwerter, Dolche und dergleichen liebt. Und sie zu benutzen weiß.«
»Noch cooler. Wo versteckst du ihn?«
»Lake Charles. Er führt dort ein Casino.«
»Oooh. Reich und romantisch.«
»Letzteres nur höchst selten.« Ich las die Karte zum dritten Mal. Nicht gerade ein Liebesbrief, aber immerhin. »Viel Erfolg.« Wow. Das kam mir fast vor wie ein Durchbruch.
Lacy wackelte mit den Augenbrauen. »Das duftet für mich verdächtig nach Liebe, Glory. Vielleicht ist es ja ein Durchbruch.«
Ich hatte Lacy im vergangenen Monat unzählige Male befohlen, mit dem Gedankenlesen aufzuhören. Sie war mir eine unbezahlbare Hilfe, aber wenn sie ihre Neugier nicht zügelte, würde ich sie entlassen müssen. Sie riss die Augen auf und errötete.
»Sorry, Boss. Ist eben eine Angewohnheit von mir.«
Ich warf ihr einen bösen Blick zu.
»Okay, okay, eine schlechte Angewohnheit. Wenn es ein Mittel dagegen gäbe, würde ich es sofort einwerfen.«
»Ich habe keine Lust, meine Energie zu verschwenden, um dich zu blockieren, Lacy. Blende meine Gedanken einfach aus. Ich mache das ständig.«
»Vielleicht solltest du aber mal …«
»Und du solltest lieber nicht.« Ich bekam Migräne, wenn ich meinen mentalen Schutzschild aktivieren musste, weil mir die nötige Übung fehlte. Und wenn Lacy auch diesen Gedanken las, dann war sie gefeuert. Ich musterte sie prüfend. Sie schnupperte erneut an den Rosen. Na, also. Geht doch. Endlich.
Es klopfte an der
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