Echte Vampire haben Kurven
das hier zu ruinieren?« Damian zog mich aus dem Wagen und sah auf mich hinunter.
Natürlich hatte er meine Gedanken gelesen. Er spielte mit meinem Reißverschluss, der dank Emmie Lou so weit offen stand, dass mein Dekolleté perfekt zur Geltung kam.
»Es gibt kein das hier, also kann ich auch nichts ruinieren.« Ich ließ den Blick über sein Schloss gleiten, über den imposanten steinernen Torbogen mit den Wasserspeiern rechts und links. »Ich werde nicht lange bleiben, aber ich würde wirklich gern diesen Sarg sehen, von dem ich schon so viel gehört habe.«
»Das ist immerhin ein Anfang.« Damian bugsierte mich zur Tür.
»Warte! Meine Schuhe.«
»Die brauchst du nicht.« Er hob mich mit einer raschen Bewegung hoch.
»Bist du verrückt? Ich bin nicht gerade ein Federgewicht, Damian.«
Er erklomm die Stufen zum Eingang mit einer Leichtigkeit, die mir wohl in Erinnerung rufen sollte, dass er – wie ich – Vampirkräfte besaß. Also entspannte ich mich und ließ ihn ein bisschen prahlen.
»Stimmt. Du bist sogar noch leichter als eine Feder.«
Ich schlang ihm die Arme um den Nacken. Eigentlich war es ganz amüsant. Ich fühlte mich wie eine Braut, die über die Schwelle getragen wird, während der Bräutigam sich damit abmüht, die Tür aufzusperren. Moment. Keine Hochzeitsnachtfantasien. Ich würde mir nur sein Bett, äh, seinen Sarg ansehen.
»Einfach klasse, dein Domizil.« Wenn man auf Schlösser
steht, was ich tue – sofern sie wie dieses hier mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet sind und das nächste Shoppingcenter nur ein paar Minuten entfernt ist.
»Du musst mich mal besuchen, wenn du etwas mehr Zeit hast, dann zeige ich dir das ganze Haus. Ich weiß, du willst so schnell wie möglich zu deinem Laden zurück.«
War das eine Art Notanker, für den Fall, dass ich kniff? Gut. Damit blieb sein männlicher Stolz unverletzt, und ich hatte einen plausibel klingenden Grund, die Flatter zu machen, falls er mir zu sehr auf die Pelle rückte.
»Richtig. Der Laden. Ich sollte in der Tat bald zurück.« Ich lächelte. Führten wir diese Unterhaltung wirklich, während er mich so in den Armen hielt? »Aber ein bisschen Zeit habe ich noch.«
»Hervorragend.« Grinsend trug er mich die breite Treppe hinauf. »Komm in meinen Sarg, meine Hübsche.« Er knurrte und fuhr seine Vampirzähne aus.
Er tat gerade so, als wäre die ganze Sache ein Spiel. Kein Wunder. Es war sechs Wochen her, dass ich mit Blade hier gewesen war, aber Damian wusste genau, dass ich mich nur zu gut daran erinnerte. Nur ein Verrückter würde versuchen, mit Jeremy Blade zu konkurrieren.
»Ich konkurriere nicht, ich übertrumpfe, Gloriana.« Er trat eine Tür am Ende des langen Korridors auf.
Diesen Kommentar würde ich ihm einstweilen durchgehen lassen. Damian der Gedankenleser würde schon noch feststellen, dass ich nicht gewillt war, als Hauptpreis in diesem kleinen Konkurrenzkampf zu fungieren. Als ich seinen Luxussarg erblickte, waren sämtliche Spielchen auf einen Schlag vergessen.
Wow. Der Traum eines jeden Bestattungsunternehmers: Mahagoni mit Messingbeschlägen, doppelbreit, mit einer
dicken Matratze und mindestens sechs Kissen am Kopfende.
»Das ist das schönste Bett, das ich je gesehen habe.« Besagtes Bett dominierte das große Schlafzimmer. Weiße Satinlaken schimmerten im Schein der Kerzen, die über den ganzen Raum verteilt in Wandnischen flackerten. Die ordentlich glatt gestrichene Tagesdecke aus Samt war weinrot – oder wohl vielmehr blutrot.
»Das Beste kommt erst.« Damian marschierte schnurstracks auf sein Allerheiligstes zu und setzte mich darauf ab, nein, warf mich hinein, sodass ich in einer Wolke purer, watteweicher Glückseligkeit versank.
»Ich liebe dieses Bett!« Ich breitete die Arme aus und betrachtete die Innenseite des aufwändig gestalteten hölzernen Sargdeckels, der mit weißem Satin ausgekleidet und mit vergoldeten Putten verziert war. »Der wird doch hoffentlich nicht zuklappen, oder?«
»Nur, wenn ich diesen Knopf hier drücke.« Er streckte den Arm in Richtung Kopfende aus.
Ich setzte mich ruckartig auf. »Untersteh dich.«
Damian schlüpfte lachend aus den Schuhen. »Kleiner Scherz. Lehn dich zurück und entspann dich.« Er streckte sich neben mir aus, sodass wir Schulter an Schulter dalagen. »Ist das nicht cool?«
Das Bett, ja. Damian? Nein. Nicht cool. Heiß. Das Kerzenlicht flackerte über sein Gesicht, seine klassische Nase, sein markantes Kinn, überzogen von einem
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