Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Überfahrt nach England anzutreten, winkte Remy den Verbliebenen zum Abschied noch einmal zu und ging zurück zum Hotel.
Es war noch sehr früh, noch nicht einmal halb sieben, aber man konnte bereits sehen, dass es wieder ein herrlicher Tag werden würde. Ein weiterer schöner Tag auf dieser schönen Insel.
Sie hätte auch mit ihnen fahren können. Jake hatte an alles
gedacht. Während Alex ihre Geburtstagstorte angeschnitten und ihre Geschenke ausgepackt hatte, hatte jemand in ihrem Hotelzimmer ihre Sachen gepackt und die Koffer in die Hauptkajüte der großen Azimut-Luxusyacht gebracht, die Tommy sich für den besonderen Anlass von einem befreundeten Rockstar geliehen hatte.
Es wäre so einfach für Remy gewesen, einfach an Bord zu bleiben. Jake hatte es ihr angeboten, aber wenn sie die Wahrheit sagen sollte, konnte sie einfach noch nicht abreisen, jedenfalls nicht schon jetzt. Ihr Flug würde erst um sechs Uhr abends gehen. Wenn sie bis zum Besteigen des Flugzeugs ohne Schlaf durchhalten würde, hätte sie noch einen ganzen Tag, den sie auf Jersey genießen konnte.
Sie hatte so viel getrunken, dass sie das Stadium des Betrunkenseins schon hinter sich gelassen hatte, und war jetzt gerade wieder einigermaßen nüchtern, während sie mit ihren neuen Schuhen in der Hand ins Hotel tänzelte. Genau genommen waren es natürlich Alex’ Schuhe, doch Alex hatte sie ihr, liebenswürdig und großzügig wie sie war, dagelassen.
Alles war wie ausgestorben, weshalb sie, als jemand ihren Namen rief, als sie das Foyer des Hotels durchquerte, so überrascht war, dass sie nicht nur ihre Schuhe, sondern auch ihre Handtasche fallen ließ, während sie sich umdrehte, um zu sehen, wer da so erfreut »Remy« gerufen hatte.
Und dann fiel ihr auch noch die Kinnlade herunter.
»Gerard!«, rief sie und rang nach Luft. Er war es wirklich. Offenbar war er unmittelbar vor ihr im Hotel eingetroffen. Er stand, von Prada-Koffern umgeben, an der Rezeption und wurde von zwei Rezeptionistinnen und dem Nachtportier hofiert.
Er ließ sie alle stehen, auf dass sie in ihrer eigenen Schleimspur versanken, und eilte mit strahlendem Gesicht zu Remy.
»Remy Daniels! Ich bin ja so froh, dass ich dich noch erwischt habe!«
Aber er hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt, und Remy war sich nicht ganz sicher, ob sie genauso empfand wie er.
»Was machst du denn zu so früher Stunde hier?« Er umfasste ihre Schultern und drückte ihr auf jede Wange ein Küsschen. Dabei roch sie sein verführerisches Aftershave und spürte für einen Augenblick, wie ihr Magen in Aufruhr geriet, und als er zurücktrat und sie immer noch anstrahlte, konnte sie nicht anders, als sein Strahlen zu erwidern.
»Ich komme gerade von einer Geburtstagsparty.«
»Muss ja eine gute Party gewesen sein«, sagte er und zog ihr eine Luftschlange aus dem Haar.
»Ja, die Party war total klasse«, bestätigte Remy.
»Wenn ich richtig informiert bin, checkst du heute aus.«
»Stimmt. Woher weißt du das?«
»Also, die Sache ist die…«, erwiderte er und nahm ihre Hände. »Könnten wir uns vielleicht kurz hinsetzen? Ich muss mit dir reden. Geht das?«
»Äh… klar.«
Er führte sie zu einem Sofa in der Ecke des großzügigen Rezeptionsbereichs.
Sofort kam der Nachtportier. »Darf ich Ihnen etwas bringen, Mr. Davies?«
Gerard sah Remy an. »Kaffee?«
Sie nickte. »Ja bitte«, sagte sie höflich.
Als der Nachtportier davoneilte und Remy immer noch kerzengerade und hypernervös mit aneinandergepressten Knien dasaß, musste Gerard lachen.
»Du guckst, als ob du darauf warten würdest, dass dein Schulleiter dir die Leviten liest.«
Zum Glück musste Remy daraufhin ebenfalls lachen.
»Mache ich dich nervös?« Er lächelte weiter; offenbar gefiel ihm die Vorstellung.
Remy nickte. »Ein bisschen.«
»Hat das vielleicht mit vorletzter Nacht zu tun?«
Remy errötete. »Äh… ja… ich glaube schon. Es war eine tolle Nacht … aber …«
Er hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. »Du musst mir nichts erklären. Du bist eine tolle Frau, Remy Daniels, und es war in der Tat eine tolle Nacht, eine, die ich jederzeit nur zu gern wiederholen würde, wenn dir der Sinn danach steht, aber ich erinnere mich an den ganzen Abend, den wir zusammen verbracht haben, nicht nur an den letzten Teil, und ich erinnere mich insbesondere daran, dass du mir anvertraut hast, sehr viel für jemand anderen zu empfinden…«
Remy zuckte vor Verlegenheit zusammen. »Oje, es tut mir
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