Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
sich vorher anzukündigen. Das weißt du doch, Lex.«
Das wusste sie in der Tat. Sie war es gewohnt, dass er in die unterschiedlichsten Gegenden der Welt jetten musste, um irgendein Problem zu lösen, das nur er lösen konnte.
Sie war es nur nicht gewohnt, dass er es zusammen mit ihr tat.
Mit ihr .
Mit Alison King.
Jakes neuer Kollegin, neuer Freundin und neuem Lieblingsgesprächsthema.
Einem der Gründe für Alex’ verloren gegangenes Lächeln.
Einem wichtigen Grund.
Aber nur einem.
Sein Koffer war gepackt und stand wie ein großer grauer Grabstein in der Ecke des Schlafzimmers.
Und anstatt ihre letzte gemeinsame Nacht im gleichen Bett zu genießen und sich an seinen warmen nackten Körper zu kuscheln, hatte sie sich hin- und hergewälzt und über ein nur in ihrem Kopf tobendes Unwetter gegrübelt, gebrütet und versucht, logisch zu denken, bis sie schließlich in den frühen Morgenstunden in einen unruhigen Schlaf gefallen war, aus dem sie an diesem Morgen genauso verwirrt, unglücklich und unentschlossen erwacht war. Jake kam nackt ins Bad, lächelte ihr Spiegelbild an und drehte den Duschhahn auf.
»Musst du unbedingt weg?«, fragte sie, als er ein Handtuch von der Stange nahm.
»Was ist das denn für eine Frage, Lex? Du weißt doch, dass ich wegmuss.«
Alex musste dem Drang widerstehen, sich wie ein unglücklicher Hund, dessen Herrchen seine Sachen packte, um ohne ihn in Urlaub zu fahren, auf Jakes Koffer zu setzen.
»Kann die erstaunliche Miss King denn nicht allein mit dem Problem fertig werden?«
»Möglicherweise schon«, erwiderte Jake unbekümmert. Entweder hatte er den Sarkasmus in ihrer Stimme und ihre Wortwahl nicht registriert, oder er sah bewusst darüber hinweg. »Aber Frank Ballamayne ist der Meinung, dass wir als Team effektiver arbeiten.«
»Guter alter Frank. Ein Zweierteam, wie kuschelig und schön«, murmelte Alex.
»Was hast du gesagt, Lex?« Er war gerade in die Dusche gestiegen und hörte ihre Stimme über das laufende Wasser hinweg nur gedämpft.
»Nichts!«, rief Alex zurück, froh, dass er sie nicht gehört hatte. Schließlich legte sie ihre Zahnbürste weg, stürmte ins Wohnzimmer und warf sich aufs Sofa.
Bisher hatte sie immer mit Jake reden können, warum, um Himmels willen, fragte sie ihn nicht einfach? Dabei hatte sie es gestern Abend so viele Male geübt, aber egal, wie oft sie sich ihre Worte in Gedanken auch vorsprach, sie kamen ihr einfach nicht über die Lippen. Und jetzt würde er in weniger als einer Stunde weg sein …
Gerade noch dem Drang widerstehend, irgendetwas gegen die Wand zu schleudern, langte Alex stattdessen nach dem Telefonhörer und wählte eine vertraute Nummer.
»Sag etwas, damit ich mich angesichts der Tatsache, dass mein Freund gleich mit einer Frau, die der Inbegriff von Sex ist, nach Hongkong fliegt, besser fühle«, forderte sie Serena im gleichen Augenblick auf, in dem diese den Hörer abnahm.
»Hmm.« Ihre Freundin, die von diesem Anliegen vollkommen überrascht wurde, dachte lange und gründlich nach. »Bestimmt ist sie gar keine Frau, sondern ein Mann.«
»Mit solchen Beinen!«
»Das heißt, sie hat schöne Beine.«
»Sie hat absolut beeindruckende Beine.«
»Manche Männer haben auch tolle Beine. Manny zum Beispiel sieht in meinen Seidenstrümpfen umwerfend aus … Ups, da ist mir zu viel rausgerutscht.« Serena kicherte, als sie sich ihren Mann in ihrer Unterwäsche vorstellte. Für Alex klang sie ziemlich genau wie Serenas Sohn, der sechs Monate alte Dylan, während ihr klar wurde, was genau ihre Freundin da gerade gesagt hatte.
»Okay, eine andere Möglichkeit. Sie ist lesbisch.«
»Ja, und ich bin Anna Kournikova.«
»Aber es könnte doch sein, man kann nie wissen.«
»Wenn diese Frau lesbisch ist, bin ich schwul.«
»Also, das wäre dann eine wirklich interessante Dreiecksbeziehung … Äh, Alex, von wem reden wir eigentlich?«
»Von Alison King!« Alex sprach den Namen aus, als handelte es sich um ein Schimpfwort.
»Wie bitte?«
»Alison King.«
»Wer ist das?«
»Ich habe sie schon mal erwähnt… die Frau, die Jakes Chef, Frank Ballamyne, neu eingestellt hat; irgendeine ultratolle Anwältin, die jetzt mit Jake im Team arbeitet. Die beiden haben in letzter Zeit jede Menge Sachen zusammen gemacht, er verkündet unentwegt, wie ›super‹ sie sei, und jetzt fliegen sie für zwei Wochen zusammen nach Hongkong … Und ich mache mir solche Sorgen! Seitdem er mir erzählt hat, dass er fliegt, redet er von
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