Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
trocken war, und ihr Mund war so trocken, weil er weit offen stand und ihr Magen in die Kniekehlen gesackt war.
»Heilige Scheiße!«
Für einen Augenblick dachte sie, sie hätte es laut gesagt, doch ihre Erleichterung darüber, es doch bloß gedacht zu haben, währte nur kurz, als ihr auch noch etwas anderes bewusst wurde.
Nicht einmal hundert Stunden als Single an gebrochenem Herzen leidend, war sie völlig hin und weg und von einer unbändigen Begierde erfasst.
Das Einzige, wozu sie imstande war, war aufzuklären, wie es zu dem Durcheinander bei der Auslieferung der Biogemüsekisten hatte kommen können. Während sie telefonierte, warf sie ihm verstohlene Blicke zu und geriet vollkommen aus dem Konzept. Als Dominic Taylor sie freundlich fragte, wie es ihr gehe, antwortete sie: »Biomöhren.«
Er sah so dermaßen gut aus, dass es beinahe wehtat, ihn anzusehen. Eine weiße Kochuniform ist ja eigentlich nicht gerade das glamouröseste oder schmeichelhafteste Outfit, doch er sah darin aus wie ein Gott. Er hatte lange Beine und muskulöse Oberschenkel, eine breite Brust, und unter seinen hochgekrempelten Ärmeln kamen kräftige Arme zum Vorschein.
Einmal ertappte er sie dabei, wie sie ihm einen verstohlenen
Blick zuwarf, und schenkte ihr ein langes zaghaftes Lächeln, das ein wenig schief war und einen ganz leichten Hauch von prickelnder Verruchtheit offenbarte und sie beinahe dazu brachte, sich das Telefon in den Mund zu schieben und daran zu lutschen.
Tatsächlich schoss ihre Zunge heraus und leckte das Plastik, bevor sie sich überhaupt bewusst war, was sie da tat.
Was denkst du dir eigentlich, Remy Daniels?, wies sie sich selbst zurecht.
Doch sie wusste genau, was sie dachte.
Und ihre Gedanken waren alles andere als jugendfrei.
Erfasst von einer überwältigenden physischen Begierde hätte sie ihm am liebsten auf der Stelle die Kochuniform vom Leib gerissen, ihn auf den Fußboden der Küche geworfen und ihn mit Schlagsahne eingeschmiert und mit Kirschen garniert.
Verdorbene, böse Remy.
Und dann erinnerte sie sich plötzlich an den Schluss ihrer Unterhaltung mit Aidan am Abend zuvor, der bis zu diesem Augenblick hinter einem Nebel aus Alkohol verborgen geblieben war.
Sie hatten während ihres hemmungslosen Gin-Gelages beschlossen, Alex, Emma und Serena nachzueifern und ihre eigene Version des gleichen Wettbewerbs auszutragen. Die Hitliste. Nicht dass sie jetzt, bei Tageslicht besehen und in nüchternem Zustand, verkünden wollte, dass das tatsächlich das war, was sie tun wollte, aber es kam ihr immerhin in den Sinn, dass sie sich nach einer bislang so behüteten Existenz - Simon war erst ihr Zweiter gewesen - womöglich nicht dafür schelten sollte, ein paar derart lüsterne Gedanken zu haben.
»Es täte mir sicher gut«, sagte sie zu sich selbst.
Eine wilde Affäre.
Eine wilde Affäre mit einem appetitlichen Koch, der so offensichtlich durch und durch ein Mann war.
Kapitel 7
A lex sah erneut in den Spiegel. Voll bekleidet diesmal und dabei, sich die Zähne zu putzen. Sie putzte schon seit zehn Minuten ihre Zähne, ohne sich wirklich bewusst zu sein, was sie eigentlich tat. Stattdessen wunderte sie sich darüber, wie sehr sich die Frau, die ihr traurig aus dem Spiegel entgegenstarrte, von der Frau unterschied, die ihr vor einer Woche selbstgefällig entgegengeblickt hatte.
Sie hatte etwas verloren.
Ihr Lächeln war nicht mehr da, aber das war nicht alles.
Ihre Augen wirkten dumpf und grau und waren nach einer schlaflosen Nacht von dunklen Ringen umgeben.
Ihr Mund war vor Sorge verzogen, ihre Stirn vom vielen Runzeln zerfurcht.
Abgesehen davon sollte ihr eigentlich immer noch der gleiche Mensch aus dem Spiegel entgegenblicken.
Aber dem war nicht so.
Was sie nicht verloren hatte, waren die Fältchen.
Was sie nicht verloren hatte, waren diese sich einschleichenden grässlichen grauen Haare.
Was sie mit Sicherheit nicht verloren hatte, waren ein paar Pfunde.
Was sie definitiv verloren hatte, war ihre Zufriedenheit.
Was doch eine einzige Woche in einem ganzen Leben ausmachen konnte!
Jake würde an diesem Morgen nach Hongkong fliegen, eine Dienstreise, von der er ihr erst vor einigen Tagen erzählt hatte.
Genauer gesagt am Sonntagabend, womit er das gemeinsam verbrachte schöne Wochenende im Nachhinein gründlich verdorben hatte.
»Warum immer so kurzfristig?«, hatte Alex mit einem verdrießlichen Blick gefragt.
»Weil Probleme nun mal dazu neigen, einfach so auftreten, ohne
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