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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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gewagt ihn zu beschuldigen, einen schlechten Einfluss auf Paul auszuüben. Seine Musik, seine Leidenschaft, war Katrin seit jeher ein Dorn im Auge gewesen. Sie hatte es immer vorgezogen, wenn er einem anständigen Job mit regelmäßig hohem Gehalt nachgegangen war. Und jetzt passte es ihr überhaupt nicht in den Kram, dass er sich selbstständig gemacht hatte und Paul so oft mit hierher nahm. Und dass der Kleine sich obendrein noch mit Nina angefreundet hatte, ging endgültig zu weit.
    »Einfach geradeaus, Frau Jakobi.« Er bedeutete ihr, dem langen Flur in den Eingangsbereich zu folgen.
    »Das soll also ihre berufliche Zukunft sein«, sagte Frau Jakobi und rückte ihre Brille zurecht, während sie die vier kunstvoll an die Wand gepinselten Spielkarten betrachtete.
    »Es ist noch viel zu tun, in allen Bereichen. Aber ja, es soll mein Einkommen und Pauls Unterhalt sichern.«
    Kritisch sah sich die Frau um. Sie schien nicht sonderlich aufgeschlossen und Tom hatte absolut keine Ahnung, wie er sie von der Seriosität seiner Arbeit überzeugen konnte. Hoffentlich hatte es Jo nach seinem Anruf noch geschafft, die letzten leeren Bierflaschen zu entsorgen. Nicht dass Katrin recht hatte mit ihren Vorwürfen, aber er wollte auch kein Risiko eingehen.
    »Oh, hallo! Sie sind schon da.« Nina kam auf sie zu. Sie trug eine schwarze, kurzärmelige Bluse zu einem kurzen, schwarzen Rock und sah sehr geschäftsmäßig aus. Freundlich reichte sie der Frau vom Jugendamt die Hand. »Ich bin Nina Becker. Herr Nowak und ich arbeiten zusammen.«
    »Jakobi. Herr Nowak war einverstanden, dass ich mich hier kurz umsehen darf.«
    »Natürlich, das ist überhaupt kein Problem.« Nina glänzte mit ihrem entwaffnenden Lächeln. »Folgen Sie mir doch einfach.«
    Tom schüttelte den Kopf, als er hörte, wie freundlich und zuvorkommend Nina sein konnte, wenn sie wollte. Er selbst hatte die letzten vier Tage auf jedes freundliche Wort von ihr verzichten müssen. Sie war ihm gegenüber kühl und reserviert und gab ihm keine Gelegenheit, mit ihr über das Geschehene zu reden.
    Wie ein gehorsamer Hund lief Frau Jakobi Nina hinterher und ließ sich erklären, woraus genau ihre Arbeit bestand. War die gute Frau Tom gegenüber immer sehr skeptisch gewesen, schien sie Nina aus der Hand zu fressen. Geschickt hatte Nina sie in den Präsentationsraum gelenkt. Dieser Raum war schon vollständig renoviert und mit einem neuem Sofa und einem kleinen Tisch, auf dem bereits Kaffeegeschirr bereitstand, ausgestattet.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Nina.
    Tom war den beiden Frauen bisher nur gefolgt und hatte sich vollkommen rausgehalten. Nina hatte ja alles vollends im Griff.
    »Oh, nein, nein«, winkte Frau Jakobi ab. »Ich habe leider nicht so viel Zeit. Ich wollte auch nur kurz die Örtlichkeiten in Augenschein nehmen.«
    »Und, was denken Sie?«, fragte Tom.
    »Tja, Herr Nowak, ich kann Ihnen nur zustimmen. Die Vorwürfe von Pauls Mutter sind vollkommen unberechtigt. Das hier ist ein professioneller Betrieb und ich sehe keinerlei Anhaltspunkte, die darauf schließen lassen, dass das Kindeswohl gefährdet ist..«
    Erleichterung machte sich in Tom breit. »Danke«, formten seine Lippen in Ninas Richtung, die daraufhin nur schief lächelte.
    »Wenn Sie also nichts dagegen haben, Frau Becker«, sie wandte sich an Tom, »Herr Nowak, dann würde ich Sie auch schon wieder allein lassen. Ich habe alles, was ich brauche.«
    »Natürlich.« Tom ließ Frau Jakobi vorangehen und begleitete sie noch bis zur Tür. Als er zurückkehrte, schenkte sich Nina gerade eine Tasse Kaffee ein.
    »Willst du auch einen?«, fragte sie ihn mit ihrem inzwischen gewöhnlich kühlen Unterton in der Stimme.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Aber danke … für das eben ... ich, hätte sie nicht so überzeugen können.«
    »Schon okay. Ich werde dann mal weiter machen.« Sie machte Anstalten, sich an ihm vorbei zu schieben, doch er fasste ihr Handgelenk.
    »Nina, ich ...«
    »Lass es, Tom. Bitte.« Sie machte sich los und ließ ihn eiskalt vor ihre Schutzmauer rennen.

 
    Kapitel 23
     
    Nervös drückte Tom die Klingel an der Wohnungstür zu Ninas und Lollis Wohnung. Er hörte das Tapsen von nackten Füßen und dann öffnete ihm Lolli.
    »Tom? Hi! Was machst du hier? Es ist zwei Uhr nachts.«
    »Ich wollte zu Nina. Im Studio ist sie nicht mehr«, lallte er.
    Lolli fuhr sich durch die Haare. »Hier ist sie auch nicht. Soviel ich weiß, wollte sie zu Jo. Der brauchte mal ihren

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