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Echtzeit

Echtzeit

Titel: Echtzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Reitz
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dass auch sie alles hier auf Erwachseneweise angehen wollte. Er bückte sich, um die Unterlagen aufzuheben. Dabei streifte seine Hand ihren Oberarm, da sie ihrerseits bereits nach einigen Papiere griff. Erschrocken blickte sie ihn an und für eine Sekunde sah er eine unendliche Traurigkeit in ihren Augen.
    Beim Aufsetzen stieß sie sich den Kopf am Tisch, doch lachte auch gleich darüber und so zeigte sich die Nina, die er kannte: cool und lässig, Herrin jeder noch so peinlichen Situation.
    »Also«, begann sie. »Falls Lolli und ich hier mitmachen ...«
    »Wovon ich ausgehe.« Jo lehnte sich mit einem selbstgefälligen Grinsen zurück.
    Nina schüttelte nur den Kopf. »Du hast dich kein bisschen verändert, Jo.«
    »Wozu auch?« Er verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. »Du liebst mich doch so, wie ich bin, oder?«
    »Heiß und innig, Joachim.« Sie zwinkerte frech in Jos Richtung. Dessen Blick verfinsterte sich wie jedes Mal, wenn man ihn bei seinem richtigen Namen ansprach. »Jetzt aber nochmal von vorn. Das hier ist kein Kinderkram, sondern unsere Lebensgrundlage, also sollten wir es dementsprechend professionell angehen.«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Tom und musterte ihr Gesicht genau. Sie zeigte keine Regung, die auf ihren Gemütszustand schließen ließ.
    »Jeder sollte einen Teilbereich übernehmen, für den er sich dann auch verantwortlich zeigt. Ich zum Beispiel würde mich hiermit befassen.« Sie klopfte mit der flachen Hand auf den Stapel Papier vor ihr auf dem Tisch. »Lolli, du könntest dich um die Technik kümmern. Ich denke, wir werden den einen oder anderen Fachmann hier brauchen.«
    »Bisher haben wir das auch alles selbst gemacht«, wandte Jo ein.
    »Tut mir leid, Jo, aber das sieht man leider auch.« Nina zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    Jo zog seine Mütze ab, strich sich durchs Haar und setzte sein Käppi wieder auf. »Na gut, du hast ja recht. Ich dachte nur ...«
    Tom schaltete sich ein. »Ich finde auch, Nina hat recht. Aber ein paar Dinge, zum Beispiel das Streichen, sollten wir schon noch selber machen können. Außerdem würde ich mich gern um die Werbung und das Image des Studios kümmern«
    »Gute Idee, find ich super«, sagte Nina.
    »Und was mach ich?« Jo sah aus wie ein kleines Kind, dem der Nikolaus kein Geschenk gebracht hatte.
    »Du kannst mir zu Hand gehen«, sagte Tom.
    »Nee, vergiss es. Tut mir leid«, widersprach Nina, »aber Jo muss die laufenden Aufträge von euch und auch von uns übernehmen. Er wird das Geschäft am Laufen halten, während wir uns um die Verbesserung kümmern.«
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    Kapitel 21
     
    »Paul?«, rief Tom. Er hatte den Kopf durch die Tür des Abstellraumes gesteckt, doch nicht mal die Fußspitze seines Sohnes war zu sehen. Schnaubend lief er weiter den Flur entlang und klopfte schließlich an Jos Tür.
    »Was?« Genervt hatte Jo die Tür aufgerissen und Tom hatte freien Blick auf dessen chaotischem Kabuff. Seit einer Woche hatte Jo sich hier verschanzt. Noch nicht einmal zum Essen kam er heraus. Hatte er noch großspurig angenommen, es wäre kein Problem für ihn, vorerst allein für alles Künstlerische verantwortlich zu sein, wurde er in den letzten Tagen eines besseren belehrt.
    »Hast du Paul gesehen?«
    Jo schüttelte nur den Kopf und schmiss die Tür wieder zu.
    »Ich glaub, er ist in diese Richtung gesaust.« Lolli deutet mit dem Kopf nach rechts, während er auf dem Boden kniete und einige Kabel in einen schmalen Plastikschacht drückte, den er zuvor an die Wand geschraubt hatte.
    »Danke«, sagte Tom und lief den Flur weiter entlang bis zum Ende. Im großen Raum, inzwischen nannten sie ihn alle Wohnzimmer, hatte sich Nina mit den gesammelten Papieren und einem Telefon breitgemacht. Ähnlich wie Jo verschwand sie unter ihrer Arbeit und war nur gelegentlich zu sehen. Auch jetzt sah er nur, wie sie gänzlich vertieft über einer Unterlage brütete.
    »Hey!« Er trat vorsichtig ein und wartete auf ihre Antwort. Er wollte sie auf gar keinen Fall wieder stören. Beim letzten Mal hatte sie ihn äußerst unfreundlich raus gebeten.
    »Hi, Tom.« Sie hob den Kopf.
    »Hast du Paul gesehen?«
    »Wer? Ich?« Sie grinste verschwörerisch. »Nein. Auf gar keinen Fall habe ich Paul hier gesehen.« Energisch schüttelte sie den Kopf, sodass ihr Pferdeschwanz hin und her flog.
    Ein kindliches Lachen drang unter der Bank hervor. Tom grinste. »So, hier ist er also auch nicht. Tja, dann muss ich wohl weitersuchen.« Er ging zur Tür hinaus

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