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Edelweißpiraten

Edelweißpiraten

Titel: Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Reinhardt
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mit sich reden lassen. Das war schon immer so. Wenn Horst sich was in den Kopf setzt, macht er’s auch. Und in dem Fall konnte ich’s ihm nicht mal übel nehmen. Er denkt schließlich, er tut’s für mich.
    Jetzt sitz ich hier und weiß nicht, ob ich Flint warnen soll. Und was ich überhaupt tun soll. Denn eins ist ja wohl klar: Wenn die beiden zusammentreffen, gibt’s ein Unglück. Und zwar ein verdammt großes!

18. April 1943
    Ich weiß nicht, wie Horst es angestellt hat, aber er hat Flint aufgetrieben. Sie sind irgendwo hin, wo sie keiner stört, und da haben sie die Sache unter sich ausgemacht. Danach war Horst wieder bei mir. Er hat ausgesehen, als wär ihm ’ne Dampflok übers Gesicht gefahren. Alles rot und geschwollen, überall blutige Striemen. Aber besonders gestört hat’s ihn nicht: Er war in Hochstimmung.
    »Ich hab’s dem Scheißkerl gezeigt«, hat er verkündet, kaum dass er zur Tür rein war.
    »Er ist kein Scheißkerl, Horst. Er ist mein Freund. Was hast du mit ihm gemacht?«
    »Na, was ich dir gesagt hab, was sonst? Ich hab ihm klargemacht,
dass er dich in Ruhe lassen soll. Und ich hatte ’n paar verdammt gute Argumente.« Er hat seine Faust in die Hand klatschen lassen. »Schätze, er hat’s kapiert. Ihn hat’s nämlich noch ’n bisschen schlimmer erwischt als mich.«
    »Du spinnst ja total. Hör auf, dich einzumischen! Ich hab dich nicht gebeten, mir –«
    »Ich misch mich ein, so lang ich will. Du hast bewiesen, dass du’s noch nicht schaffst, deine Angelegenheiten zu regeln. Also tu ich’s für dich. Kein Grund, sich aufzuregen!«
    Dann ist er zu mir gekommen und hat mir die Hand auf die Schulter gelegt. »Und jetzt hör zu! Das mit der HJ geht klar, ich hab heut Morgen mit ’n paar Leuten gesprochen. Du kannst jederzeit zurück, sie werden tun, als wär nichts passiert. Das Gleiche gilt für Tom. Also: Du nimmst die Sache morgen in Angriff. Musst du aber ohne mich machen, dabei kann ich dir nicht auch noch das Händchen halten. Ich bin weg, weißt du ja. Mein Dienst fängt an!«
    »Horst, ich weiß nicht, ob –«
    »Aber ich. Wenn ich das nächste Mal komme, ist die Sache geregelt. Verstanden?«
    »Wie lang bist du denn weg?«
    »Glaubst du, das sagen sie uns? Gibt ’ne Menge zu tun. Kann dauern, bis ich mal ’n paar Tage frei hab.«
    »Und wo gehst du hin?«
    »Irgendwo in den Osten. Erfahr ich morgen, wenn wir unterwegs sind. Aber selbst wenn ich’s wüsste, dürfte ich nicht drüber reden.«
    »Was musst du denn tun?«
    »Weiß ich nicht, Mann. Und jetzt hör auf, mich auszufragen. Sieh zu, dass du selbst in die Spur kommst! Ich will keine Klagen mehr über dich hören, ja?«
    Danach hat er sich von Mutter und mir verabschiedet. Ich bin
rausgegangen und durch die Gegend gelaufen. Auf einmal war ich wieder unsicher. Bin mir klein und lächerlich vorgekommen, nach allem, was Horst gesagt hat. Vielleicht bin ich ja wirklich auf dem falschen Dampfer, hab ich gedacht. Und was er alles für mich tut! Ich kann ihn doch jetzt nicht enttäuschen!
    Später am Abend hab ich die anderen getroffen. Flint ist als Letzter gekommen. Er hat ungefähr genauso ausgesehen wie Horst. Kein großer Unterschied. Und in der gleichen Hochstimmung ist er auch gewesen.
    »Hey, Gerle«, hat er gesagt. »Dein Scheißkerl von Bruder war heute bei mir.«
    »Er ist kein Scheißkerl, er ist einfach mein Bruder, ja? Lassen wir’s dabei, Flint.«
    »Na, egal. Er wollte, dass ich dich in Ruhe lasse. Hast du davon gewusst?«
    »Er war bei mir und hat’s erzählt. Wie ist die Sache gelaufen?«
    »Geht nur ihn und mich was an. Jedenfalls hab ich ihm klargemacht, dass du zu uns gehörst und nicht zu den Idioten von der HJ. Das wär also ein für allemal geklärt.«
    »Komisch. Hat sich bei ihm irgendwie anders angehört.«
    Flint hat gelacht. »Wenn ich’s ihm noch mal hinter die Ohren schreiben soll, ist er herzlich eingeladen. Bin immer für ihn zu sprechen. Sag ihm das!«
    »Geht nicht. Er tritt morgen seinen Dienst an.«
    »Was für ’n Dienst?«
    »Bei der SS.«
    Als Flint das gehört hat, ist seine Laune gleich in den Keller gegangen. Er ist zu mir gekommen und hat sich neben mich gesetzt. »Jetzt hör mal gut zu, Gerle. Kann ja sein, dass er dein Bruder ist und dir viel bedeutet. Aber ab jetzt musst du vorsichtig mit ihm sein. Ich meine: SS, Mann! Die werden drauf gedrillt, alles zu melden. Irgendwann kennen die keine Verwandten mehr.«
    »Ja, ich weiß. Aber Horst ist anders.«
    »Jetzt red dir bloß

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