Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Edelweißpiraten

Edelweißpiraten

Titel: Edelweißpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Reinhardt
Vom Netzwerk:
versucht, ihm alles zu erklären. Mit Morken und seinen Schikanen und der Kriegspielerei und dem Heldentodgefasel und den anderen Sachen, die dazu geführt haben, dass ich raus bin aus der HJ.
    »Ich bin eben nicht so wie du«, hab ich zu ihm gesagt. »Ich will mit diesen Typen nichts mehr zu tun haben. Sie nerven mich.«
    Er hat mich nachdenklich angesehen. Dann ist er mit mir in unser altes Zimmer gegangen, in dem wir geschlafen haben, bevor er nach Sonthofen ist, und wir haben uns aufs Bett gesetzt.
    »Weißt du noch, wer dich früher immer rausgehauen hat, wenn du auf der Straße die Hucke voll gekriegt hast?«, hat er gefragt.
    »Ja. Du.«
    »Und wer dir gesagt hat, wo’s langgeht, wenn der Alte mal wieder die Zähne nicht auseinander gebracht hat?«
    »Auch du, verdammt. Aber das ist nicht fair, Horst. Es hat mit der Sache nichts zu tun.«
    »Es hat wohl damit zu tun. Es hat sogar ’ne Menge damit zu tun. Weil ich nämlich erwarte, dass du auf mich hörst – nach allem, was ich für dich getan hab. Und wo der Alte jetzt weg ist. Also sperr die Ohren auf! Dass es bei der HJ Idioten gibt, weiß ich selbst. Da läuft eben noch nicht alles, wie es soll. Aber das sind Kinderkrankheiten. Du darfst nicht gleich weglaufen, wenn so was passiert. Da heißt’s, Augen zu und durch. Was glaubst du, wie oft ich das musste! Oder denkst du, mir ist alles in den Schoß gefallen die letzten Jahre?«
    »Nein.«
    »Na, siehst du. Wie stellst du dir das eigentlich vor? Willst du dein Leben lang in so ’ner beschissenen Fabrik hocken – wie der Alte? Ich sag dir eins: Du bist
wohl
so wie ich. Was ich kann, kannst du auch. Also reiß dich verdammt noch mal am Riemen, Mann!«
    »Ach, am Riemen reißen!«, hab ich gesagt. »Dafür ist es eh zu spät, die Sache ist gelaufen. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht mehr zurück.«
    »Blödsinn! Dummes Gelaber ist das, Mann! Natürlich kannst du zurück. Wenn ich mit denen von der HJ rede, geht die Sache klar. Und zwar ohne viel Aufsehen. Und ohne dass du durch irgend ’n Matsch robben oder sonst was machen musst. Vielleicht schaff ich’s sogar, dass es keine Schikanen mehr von irgendwelchen Morkens gibt. Ich hab jetzt ’ne Menge Einfluss, weißt du. Und für dich würd ich den geltend machen. Du musst nur wollen.«
    »Ja, das ist es aber grade«, hab ich gesagt, und dann bin ich wirklich mit der Sprache rausgerückt. »Eigentlich geht’s mir gar nicht um Morken und dieses Zeug. Mir passt die ganze Richtung nicht mehr, Horst.«
    Er hat mich angesehen, als könnte er nicht glauben, was er da hört. »Verdammt, jetzt schnappst du aber völlig über, was?« Dann hat er mich an der Schulter gepackt. »Wer setzt dir so was in den Kopf? Mit was für Typen hängst du rum? Los, sag’s mir!«
    »Nein. Kann ich dir nicht sagen.«
    »Was soll das heißen, du kannst nicht?« Er hat mich noch fester gepackt. »Mach mich nicht wütend, Mann!«
    »Wir haben uns geschworen, nichts zu verraten. Es sind meine Freunde, Horst. So wie du auf der Schule welche gehabt hast. Weißt du noch? Du hast mir davon erzählt.«
    Er hat erst gezögert und mich dann losgelassen. Freundschaft und Kameradschaft, damit hatte ich wohl den richtigen Ton bei ihm getroffen. Nach ’ner Weile hat er genickt.
    »Du willst deine Freunde also nicht verpfeifen. Gut, ich zwing dich nicht dazu. Muss ich auch nicht. Ich krieg’s schon alleine raus, verlass dich drauf.«
    Als er das gesagt hat, hab ich’s mit der Angst bekommen. Ich hab gedacht, am Ende findet er Sachen raus, die uns in Schwierigkeiten bringen. Deshalb wollte ich ihn davon abhalten. Aber er hat mir das Wort abgeschnitten.
    »Erzähl mir nicht, was ich tun oder lassen soll, Kleiner«, hat er gesagt. »Ich seh garantiert nicht zu, wie du dir alles kaputt machst. Wenn du nicht selbst auf dich aufpasst, muss ich’s eben tun.« Er ist aufgestanden und zur Tür gegangen, hat sich aber noch mal umgedreht. »Es gibt da diesen Typen, der euch anführt, oder? Wie nennt er sich? Flint?«
    Mir ist ganz anders geworden. »Woher weißt du das?«, hab ich gestammelt.
    »Hab mich ’n bisschen über euch erkundigt. Wie heißt der Kerl eigentlich wirklich?«
    »Keine Ahnung.«
    »Willst du also nicht sagen? Na egal, spielt keine Rolle. Ich find ihn schon. Und wenn ich mit ihm fertig bin, wird er dich in Ruhe lassen. Da kannst du Gift drauf nehmen.«
    Damit war er weg. Ich hab hinter ihm hergerufen, weil ich nicht wollte, dass er sich an Flint ranmacht. Aber er hat nicht

Weitere Kostenlose Bücher