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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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am Boden, bis es in eine Gebäudefront einschlug. Er hatte genug Filme und Dokumentationen auf dem History Channel gesehen, um zu wissen, wie gewaltig die Explosionen waren, wenn Raketensprengköpfe oder Brandsätze detonierten. Die Rakete jagte mit voller Geschwindigkeit in das Gebäude, aber es gab keine Explosion. Das Gebäude blieb stehen.
    Es passierte gar nichts.
    »Was, zum …« Buddy verstummte.
    Die Air-Force-Jets drehten ab und verschwanden nach Norden, von wo sie gekommen waren. Harris starrte mit zusammengekniffenen Augen durch die Dunkelheit ans Ufer. Anfangs begriff er gar nichts.
    Buddy hatte das Fernglas sinken lassen. Harris streckte die Hand aus und nahm es ihm ab.
    »Ich glaub nicht, dass du das sehen willst, Harris.«
    Als der nächste Blitz die Nacht erhellte, konzentrierte sich Harris auf einen Mann am Flussufer und ignorierte alle anderen. Der Mann stand aufrecht, das Hemd zerrissen, die Krawatte halb lose herabhängend. Eine Schnittwunde an der Stirn. Er schwang etwas, das wie einer der Pfosten aussah, an denen in Banken und Regierungsgebäuden die Absperrkordeln zwischen den Reihen der Wartenden befestigt waren, und hieb mit dem freien Ende auf einen Angreifer ein.
    Ein Donnerschlag. Dunkelheit. Schatten. Als der nächste Blitz zuckte, lag die Kreatur – der Zombie , dachte Harris – am Boden.
    Drei Blitze schnell hintereinander. Harris sah den Mann die improvisierte Keule fallen lassen, einen Schritt zurück tun und sich zum Wasser drehen. Nur im Umriss erkennbar schüttelte er sich, griff nach seiner Krawatte, riss sie ab, fasste sich an den Hals.
    Ein Blitz. Der Mann bekam keine Luft. Harris sah ihn vorwärtstaumeln, würgen, nach Luft schnappen. Sein Gesicht wurde von einem Lichtblitz zum nächsten rötlich, dann violett, schließlich dunkelrot. Der Mann sank auf die Knie, krallte die Hände um den Hals. Seine Augen traten aus den Höhlen.
    Der Donner rollte über das Boot. Harris fühlte Regentropfen auf sein Gesicht und die Hände peitschen, aber er konnte das Fernglas nicht herunternehmen.
    Der Mann stützte sich auf die Knie und eine Hand, kratzte mit der anderen am Straßenpflaster. Schaum trat ihm aus dem Mund. Harris sah einen einarmigen Zombie in einer braunen, blutfleckigen Paketdienstuniform sich von hinten auf den Mann stürzen, ihn an den Haaren packen, auf die Knie heben, ihm den Kopf nach hinten reißen.
    Ein Blitz fuhr aus dem Himmel herab und beleuchtete, wie der Zombie, dessen Gesicht halb verbrannt war und dem ein Ohr fehlte, dem erstickenden Mann die Zähne in den Hals schlug und ein riesiges Stück Fleisch herausriss, begleitet von einem Blutstrahl. Es dauerte eine ganze Weile bis zum nächsten Blitz. Das Ende des Mannes verschlang die Dunkelheit.
    Harris schwenkte das Fernglas am Ufer entlang. Sie starben, alle. Diejenigen, die es geschafft hatten, den Zombies zu entkommen, brachen zusammen und erstickten qualvoll. Manche, die bereits mit aufgedunsenen, verfärbten Gesichtern im Sterben lagen, wurden Opfer der anrückenden Zombies. Andere wanden und krümmten sich alleine oder zu zweit, zu dritt auf der Straße. Manche warfen sich verzweifelt ins Wasser.
    Die Männer und Frauen, die auf das Boot zuschwammen, versanken, keuchten und gurgelten, krallten die Hände in Gesicht und Hals. Ihre erstickten Schreie hallten durch die Nacht.
    Irgendwann bemerkte Harris, dass ihr Boot sich von Manhattan entfernte, auf dem Weg zurück nach Queens war.
    »Was geht da drüben vor, Buddy?«
    »Keine Ahnung. Eine Neutronenbombe?«
    »Gas«, sagte der alte Mann, und es klang, als wüsste er, wovon er sprach.
    »Giftgas?« Harris’ Frage war an niemanden speziell gerichtet und niemand antwortete ihm.
    Als ihr Boot zurück zum Queens-Ufer des East River tuckerte, bewegten sich auf den Straßen und den Docks hinter ihnen nur noch die Untoten und verspeisten die Leichen.
    Die Düsenjäger kehrten noch einmal zurück und feuerten eine weitere Raketensalve in die düsteren Straßenschluchten Manhattans.

36
     
    Harris’ Gesicht verzerrte sich, als Feuer durch seinen Unterleib schoss. Er kauerte auf der Toilettenschüssel und fühlte, wie die Flüssigkeit, die aus seinem After schoss, auf die Seiten der Schüssel platschte. Blutiger Durchfall. Eines der Zeichen, ein Symptom, wenn man gebissen worden war. Er weigerte sich hinzusehen. Er wusste auch so, was er gesehen hätte.
    Harris war froh, dass die Tür des Toilettenhäuschens geschlossen war und niemand ihn sehen konnte. Als das

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