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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Menschen, die irgendwie keine mehr waren, die Zombies, griffen die Menschen an, und die wehrten sich. Harris sah einen Polizisten seine Dienstwaffe abfeuern, einen Hafenarbeiter mit einem Hammer Schädel einschlagen, eine Soldatin ganze Salven aus einem M-16-Sturmgewehr abgeben.
    »Lass mich nochmal.« Buddy nahm das Fernglas zurück. Harris dachte an die Menschen, die dort am Ufer um ihr Leben kämpften, in der Hoffnung, gerettet zu werden. Aber die Hubschrauber hatten abgedreht. Warum waren sie davongeflogen? Waren sie voll? Konnten sie niemanden mehr aufnehmen? Ging das schon den ganzen Tag so? Hätten sie nicht eine Rakete auf die Zombies abfeuern können oder etwas in der Art? In seinem Kopf überschlugen sich die Fragen. Er hatte Angst und war erschöpft. Er konnte nicht mehr klar denken.
    Buddy sagte irgendetwas.
    »Was?«
    »Da können wir nicht anlegen.«
    »Warum, zum Teufel, nicht?« Er fluchte nur selten, nur, wenn die Gefühle ihn übermannten.
    »Sie würden das Boot überrennen.« Buddy sprach von den kreischenden, gestikulierenden Menschen und von den Kreaturen, die hinter ihnen herwankten. Dutzende Männer und Frauen waren bereits ins Wasser gesprungen und schwammen auf das Boot zu. Im Licht der Blitze waren ihre Gesichter deutlich zu erkennen, aber sie wirkten noch immer weit entfernt.
    »Na und? Lass sie.« Harris war angewidert von Buddys Widerspenstigkeit. Ihn interessierte nur eines. »Lass doch so viele an Bord wie Platz haben, und der Kapitän kann sie dann rausbringen.«
    »Du kapierst es nicht, oder?« Buddy sah Harris an. Er bemühte sich nach Kräften, ruhig zu bleiben. »Wenn wir da festmachen, werden die keine hübsche, geordnete Schlange bilden wie im Postamt, wo jeder brav wartet, bis er dran ist. Hast du schon mal Menschen gesehen, die verzweifelt sind? Schau sie dir an. Das ist jeder gegen jeden.«
    Harris blickte ans Ufer. Er sah und hörte Menschen zu ihrem Boot herüberbrüllen. Sah Dutzende von ihnen ins Wasser springen. Manche kamen wieder hoch und schwammen los, andere kamen kurz hoch, schlugen hilflos mit den Armen um sich, sanken wieder unter die Oberfläche. Tauchten vielleicht noch ein-, zweimal kurz auf, dann nicht mehr.
    »Pass auf, Harris«, sagte Buddy. »Wir kommen rüber, okay. Nur nicht hier. Selbst wenn wir es schaffen, an der Stelle zu landen, siehst du doch selbst, dass sie angegriffen werden. Das heißt, nachdem wir uns durch diese Menschenmasse gekämpft haben, die sich ohne Ausnahme auf uns zuwälzt, müssen wir immer noch gegen diese Viecher kämpfen, Mann. Denk nach.«
    Harris zählte in Gedanken bis zehn. Er stellte sich vor, wie Raquel sich durch die Menge nach vorne stieß. Seinen Namen schrie. In den Fluss sprang. Auf das Boot zuschwamm. Zu ihm.
    Buddy hatte Recht. Er hatte überreagiert. Einen Augenblick lang hatte er an nichts anderes mehr denken können als an Raquel und dass er zu ihr musste, und es hatte ausgesehen, als wollte sich der Hüne ihm in den Weg stellen. Aber Buddy hatte Recht.
    »Hört ihr das?«, bellte der alte Mann.
    Sie hoben den Kopf und hörten ein Dröhnen vom Horizont. Es war kein natürlicher Donner. Das war ein von Menschenhand erzeugtes Geräusch.
    Ein Blitz zuckte. Buddy sah, was es war, und sprach es aus. »Kampfjets!«
    Kleine Punkte am Horizont, die von Norden über die Insel zogen. Mit jedem Blitz wurden sie größer und deutlicher. Das Krachen der Einschläge wurde schnell vom Röhren ihrer Triebwerke verschluckt.
    Buddy beobachtete die Menschen am Ufer durch das Fernglas, so gut es in der Dunkelheit ging. Mündungsfeuer zuckte durch die Nacht. Sie kämpften um ihr Leben. Starrten zum Himmel. Auf den Gesichtern, die er erkennen konnte, stand kein Ausdruck der Erleichterung.
    »Mein Gott«, hauchte Harris.
    Buddy zählte mindestens acht Düsenjäger, die über das Zentrum von Manhattan sausten. Sie feuerten Raketen hinab in die Stadt, die zwischen den Gebäuden verschwanden. Im Licht der Blitzschläge waren ihre Kondensstreifen deutlich zu erkennen.
    »Nein, nein, nein, nein …« Harris stählte sich gegen die Explosionen. Fragte sich, warum, zum Teufel, die US Air Force New York City bombardierte. Wie schlimm musste es aussehen, um eine solche Reaktion auszulösen?
    Aber es gab keine Explosionen.
    Die Jets schossen nach Süden über die Insel und kehrten zu einem erneuten Angriff um, feuerten im Vorbeiflug eine zweite Raketensalve ab.
    Harris folgte einem der vom Himmel fallenden Geschosse über die Köpfe der Menschen

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