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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Kumpel hier«, ließ Buddy die Katze aus dem Sack. »Seine Frau ist irgendwo da drüben.«
    Buddy erwartete, dass der alte Mann daraufhin etwas ziemlich Dummes zu Harris sagte, etwa: »Junger Mann, ich hab eine Neuigkeit für dich. Wenn deine Frau da drüben war, dann lebt sie nicht mehr.« Oder eine zutreffende, aber wenig hilfreiche Phrase wie die, dass eine Menge Leute da drüben waren. Er fragte sich, wie Harris darauf wohl reagieren würde. Harris wirkte cool, aber Buddy hatte seine Erfahrung damit, wie es war, dumm angequatscht zu werden. Was das unter den entsprechenden Umständen aus einem Mann machen konnte.
    Der alte Mann blickte an Harris rauf und runter, schätzte ihn ab. Sah ihm schließlich in die Augen und überlegte.
    »Ihre Frau ist drüben am anderen Ufer?«, fragte der Greis mit deutlicher Stimme, aus der jede Andeutung von Trunkenheit verschwunden war.
    »So ist es, Mister.«
    »Na, dann … ach, Teufel aber auch.« Der alte Mann warf die Hände in die Luft. Seine Entscheidung war gefallen. »Dann wollen wir den Kahn mal in Bewegung setzen, Gentlemen. Je schneller ich euch beide über den Fluss schaffe, desto eher kann ich mich wieder der alten Sieben widmen.«
    Harris schaute zu Buddy, der nur grinste.
    »Seagram’s Seven, Sohnemann.« Der alte Mann zwinkerte.
    »Du hast’s drauf«, artikulierte Harris lautlos mit den Lippen, damit der Bootskapitän, der jetzt durch die Kajüte stiefelte, es nicht mitbekam.
    Buddy deutete auf seine Brust, und sein Mund formte ein: »Ich?« Dann schnitt er eine Grimasse und schüttelte übertrieben den Kopf. Ich doch nicht.
    »Okay, ihr zwei, hergehört.« Der alte Mann war in seinem Element. »Wenn ich euch mit diesem Boot nach drüben schaffen soll, müsst ihr mir mal aushelfen.«
    »Was immer Sie brauchen«, antwortete Buddy.
    »Erst mal … wo sind meine Hosen? Hilf mir mal jemand, meine gottverdammten Hosen zu finden.«
    »Yo ho ho und’ne Buddel voll Rum, Harris, die Hosen überlass ich dir«, stellte Buddy fest. »Ich bin dann draußen, den Mast takeln und so.«
    »Ja, du machst besser mal die Harpune klar, falls ein Hai das Boot angreift.«
    Harris schüttelte den Kopf und half dem alten Mann, seine Hosen zu suchen.
     
    Der alte Mann, Harris und Buddy standen auf dem Dach der Kajüte am Steuerrad. Obwohl er den Eindruck eines Säufers machte, schlug der weißhaarige Alte einen ziemlich geraden Kurs quer über den Fluss ein. Wenigstens schien er zu wissen, was er tat.
    Als sie sich dem Ufer Manhattans näherten, rang das Knattern von Hubschrauberrotoren mit dem Kampflärm um die Vorherrschaft. Sie sahen allerdings keine Hubschrauber, und schwarze Regenwolken schoben sich über den Morgenhimmel, so dass es wieder zu dunkel wurde, um viel zu erkennen.
    »Harris, siehst du das? Menschen!«
    Buddy deutete auf das Ufer. Harris sah sie ebenfalls, winzige Punkte. Menschen, die sich am Kai und auf der Straße drängten. Er konnte sie nicht hören, aber er wusste, dass sie alle aus Manhattan rauswollten.
    Ein Blitz zuckte über den Himmel und tauchte für einen Moment alles in helles Licht.
    »Helis«, verkündete der alte Mann. Harris und Buddy schauten hoch und sahen erst einen Hubschrauber, dann einen zweiten und dritten zwischen den Wolkenkratzern abheben. Sie hingen kurz in der Luft, dann nahmen sie Kurs auf die Westseite der Insel.
    »Das ist Militär«, stellte Buddy fest.
    Dutzende von ihnen schwebten über Manhattan. Das Donnern der Rotoren klang wie ein Gewitter.
    »Damit sind sie durch die Straßen geflogen?«, fragte Harris und stellte sich das bildlich vor.
    »Anscheinend.«
    Die Hubschrauber schrumpften zu fernen Punkten am Himmel und verschwanden über dem Horizont.
    »Sie scheinen rüber nach Jersey zu wollen«, bemerkte Harris.
    »Sieht so aus«, bestätigte Buddy.
    »Ich frage mich, warum sie abziehen.«
    Die Leute am Ufer zeichneten sich nun deutlicher ab.
    »Hier, sieh dir das an.« Buddy reichte Harris das Fernglas.
    Seine Augen brauchten einen Moment, um sich anzupassen, aber dann sah Harris das Ufer scharf und klar. Eine riesige Menschenmenge drängte sich am Rand des Highways entlang der Docks. Männer und Frauen in Geschäftskleidung, Bauarbeiter, Frauen in teuren Kleidern oder Jeans. Zu viele, um sie zu zählen. Viele von ihnen winkten, als das Boot näher kam. Noch mehr drehten ihnen den Rücken zu und kämpften.
    Sie wurden angegriffen. Harris konnte zwischen den Köpfen und Schultern der verzweifelten Menschen hindurchsehen. Diese

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