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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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lieber den Mund«, sagte Buddy kurz darauf. »Wenn wir näher kommen, sollten wir jeglichen Lärm vermeiden. Falls jemand an Bord ist, wollen wir ihn nicht erschrecken. Sonst wirft er womöglich den Motor an und haut ab.«
    Oder Schlimmeres , dachte Harris, der Buddys griffbereite Schrotflinte nicht übersehen hatte.
    Nach weiteren fünfzehn Minuten Paddeln erreichten sie das Boot.
    Harris fragte sich, ob sie sich ankündigen sollten, bevor sie an Bord stiegen. Immerhin war das Fischerboot Privatbesitz. Falls an Bord jemand lebte, der bewaffnet war, könnte er sie für Piraten halten. Aber Buddy hatte das Schlauchboot schon verlassen und schwang seine Satteltaschen über die Seite des Fischerboots an Deck. Sie schlugen dumpf auf. Wie ein hünenhafter Freibeuter stieg er an Bord, die abgesägte Schrotflinte in seiner Hand auf die Kajütentür gerichtet.
    Harris folgte ihm und machte das Schlauchboot an einem Heckbeschlag fest. Dann folgte er dem Vorbild seines Kumpans und zog den Revolver.
    Buddy hob die Hand und winkte Harris an die linke Seite der Tür. Harris drückte sich gegen die Wand und zielte mit dem.357 auf die Tür, während Buddy die linke Hand nach dem Türknauf ausstreckte. In der Rechten hielt er die Flinte. Als er den Knauf drehte, schwang die Tür auf.
    Zugezogene Vorhänge vor den Fenstern hielten das am Horizont aufsteigende Tageslicht ab, aber unter der Decke hing eine einzelne nackte Glühbirne. Die Kajüte war ziemlich klein, und soweit Harris in den Schatten erkennen konnte, alles andere als aufgeräumt.
    Es donnerte.
    Buddy nickte Harris zu und ging hinein.
    Eine betrunken klingende Männerstimme begrüßte ihn. »Wasn jetzt los …?«
    »Ganz ruhig, Pops«, sagte Buddy laut und deutlich.
    Harris folgte ihm. In der Kajüte war es recht eng. An der Steuerbordseite hing eine Hängematte. Ein alter Mann mit einem mindestens eine Woche alten Stoppelbart strampelte sich bei dem vergeblichen Versuch ab, sich aus der Matte zu erheben. Neben ihm auf dem Kabinenboden lag eine leere Whiskeyflasche.
    »Immer mit der Ruhe, alter Mann«, beruhigte ihn Buddy. »Hier, ich helfe dir auf.«
    »Du hilfst mir?«, stotterte der alte Mann in einer Mischung aus Überraschung und Verärgerung. »Ihr entert meinen Kahn und wollt mir helfen ? Ihr Hurensöhne habt vielleicht Nerven.«
    Der Mann stank wie die ganze Kajüte nach Schnaps, und als der Kapitän des Fischerbootes endlich auf dem Kajütendeck stand, hatte er gehörige Schwierigkeiten, in der Senkrechten zu bleiben. Er trug ein offenes Flanellhemd über einem ärmellosen weißen Hemd und Boxershorts.
    »Gottverdammter Wellengang«, fluchte er.
    »Mister, Mister, Mister«, beschwichtigte Harris. »Wir wollen Ihnen nichts tun. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    »Meine Hilfe?«, fragte der alte Mann. »Na, ich werd euch mit Vergnügen helfen, runter von meinem Boot zu kommen, gottverdammt!«
    Er war übel gelaunt, aber zumindest wurde er – noch – nicht handgreiflich.
    »Sir, hören Sie meinen Freund an«, schmeichelte Buddy. »Wir sind nur an Bord gekommen, um zu fragen, ob man Ihr Boot vielleicht chartern kann. Das ist alles.«
    Der alte Mann beäugte Buddy misstrauisch.
    »Wir haben von draußen gerufen, aber niemand hat geantwortet«, log Harris.
    »Es hat keiner geantwortet, weil keiner gestört werden wollte«, fauchte der alte Mann zurück, aber seine Miene wurde umgänglicher. »Ihr Jungs wollt meinen Kahn mieten?«
    Buddy strahlte ihn an. »Ja.«
    »Hat möglicherweise einer von euch Schwachköpfen mitgekriegt, was in dieser Stadt abgeht?« Auf dem Gesicht des alten Mannes stand ein Ausdruck betrunkenen Unglaubens an der Grenze zu Verachtung. »Und ihr Nullnummern wollt wissen, ob ihr mein Boot chartern könnt.«
    »Ja, wir wissen, was draußen los ist.« Harris bemühte sich, ruhig zu bleiben. Er musste irgendwie über den Fluss gelangen.
    »Junger Mann«, sagte der Alte, und es war schon eine ganze Weile her, dass Harris sich selbst als jung gesehen hatte. »Ich bin vielleicht besoffen, aber ich bin nicht blöd. Okay?«
    »Das wissen wir, Pops«, beschwichtigte Buddy. »Wir müssen nur dringend über den Fluss.«
    »Habt ihr Kerle eine Ahnung, was da drüben los ist? Sperrt mal die Ohren auf.« Im Innern der Kajüte klang das Knallen und Knattern wie Feuerwerk.
    »Ja, wissen wir«, nickte Buddy.
    »Warum, zur Hölle, will jemand da rüber?« Der alte Mann stierte die beiden an, als wären sie die Besoffenen und er nüchtern.
    Harris sagte nichts.
    »Mein

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