Eden

festzudrehen. Ganz ähnlich wie in Hillcrest. Er benutzte einen Penny, den er in der Hosentasche fand, und fragte sich, warum niemand mehr Pennys aufhob. Er hatte einige Leute, vor allem jüngere, Pennys einfach wegwerfen oder Wechselgeld an der Kasse liegen lassen sehen, wenn es unter fünf Cent waren.
    Lass keinen Penny liegen, heb ihn auf , hatte sein Vater immer gesagt.
    Zufrieden, dass die Tür gesichert war, drehte Harris sich um und ging ein Stück ins Gebäude hinein, damit ihn keine der langsameren Kreaturen draußen auf dem Hof sah. Er holte sich das Messer zurück, indem er einen Fuß auf den Hals der Kreatur stellte und es herausriss. Die Klinge war durch den Schädel gedrungen und auf der Rückseite wieder ausgetreten.
    Es war ein wirklich großes Messer.
    Harris bewegte sich möglichst leise, während er durch die Flure ging. Die Deckenbeleuchtung war aus, aber es fiel noch genug Restlicht durch die Fenster herein, um sich zu orientieren. Wenigstens zusammen mit dem roten Widerschein der beleuchteten EXIT-Zeichen.
    Er warf einen Blick in die Klassenzimmer und Büros, an denen er vorbeikam, ohne irgendwen oder irgendetwas zu sehen. Möglicherweise versteckte sich jemand in ihnen, vielleicht zusammengekauert in einem Wandschrank oder unter einem Schreibtisch. Er überlegte, ob er rufen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
    Es konnten auch noch mehr Kreaturen im Gebäude sein.
    Der Flur kreuzte einen anderen Gang, und Harris bog nach rechts, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Korridor links leer war.
    Alle Klassenzimmer waren leer.
    Er kam an einer Doppeltür vorbei, die in ein düsteres Treppenhaus führte. Er wagte es nicht, ihr allzu nahe zu kommen.
    Vorsichtig, misstrauisch ging Harris weiter. Drehte sich alle paar Sekunden um. Irgendwie hatte ihn die Angst gepackt, dass sie plötzlich scharenweise aus den Klassenzimmern strömen und ihn umzingeln, zu Boden zerren und ihm das Fleisch bis auf die blanken Knochen abfressen würden.
    Ein weiterer Gang zweigte ab. Unbeleuchtet. Harris warf einen Blick in die schwarze Ungewissheit voller erschreckender Schatten und grausamer Drohungen. Er ging weiter.
    Am Ende des Flurs erreichte er eine Doppelschwingtür, über der ein weiteres rotes EXIT-Zeichen leuchtete.
    Das musste die Turnhalle, die Aula oder etwas dergleichen sein. Er war schon in genug Schulen gewesen, um ihren Aufbau zu kennen.
    Er öffnete die Tür, und als er das Wachs des Hartholzbodens roch, wusste er, dass er in der Turnhalle stand.
    Neben der Tür war ein Lichtschalter. Harris legte ihn um und wünschte sich im nächsten Moment, er hätte es nicht getan.
    Am anderen Ende der Halle blickte eine untote Kreatur auf, die neben dem Leichnam eines toten Teenagers kniete und auf dessen Gedärmen kaute. Der Zombie stöhnte Harris an und erhob sich langsam, fast als litte er unter Arthritis. Eine Schlinge vom Darm des Mädchens in der grün-weißen Basketballkleidung hielt er dabei die ganze Zeit weiter in der Hand.
    Dem Aussehen nach handelte es sich um ihren ehemaligen Trainer. Die Alptraumgestalt wankte auf Harris zu, die Arme ausgebreitet wie die obszöne Karikatur eines Betrunkenen.
    Heute nicht , dachte Harris, drehte um und stieß die Schwingtüren auf. Auf dem Gang, der vorhin noch leer gewesen war, standen drei Untote. Bei seinem Anblick keuchten und schmatzten sie. Sie kamen auf ihn zu.
    »Okay.« Harris schloss die Türen und lief in gerader Linie zum anderen Ende der Turnhalle, wo sich ebenfalls zwei Schwingtüren befanden, wobei er darauf achtete, dem Basketballtrainer nicht zu nahe zu kommen. Vermutlich führten diese Türen auf einen Hof oder auf die Straße. So genau hatte er beim Betreten des Gebäudes nicht darauf geachtet.
    Harris erreichte die Türen gerade, als zwei weitere Zombies aus dem Umkleideraum für Jungen schwankten.
    Er stieß gegen die Schwingtüren, aber sie bewegten sich nicht.
    Super.
    Er stemmte sich mit der Schulter dagegen, doch das half nicht.
    Er blickte sich um. Jetzt musste er schnell sein. Er hatte den Colt mit sechs Schuss Munition in der einen Hand, das Messer in der anderen. Lose Patronen im Seesack und in den Hosentaschen. Tribüne. Umkleide. Die Korbringe an den Fiberglasbrettern. Mit Metallrohren an der Wand befestigt. Vielleicht konnte er hinaufklettern, sich in die Höhe retten.
    Stattdessen rannte er hinüber zu den drei Süßigkeitenund Getränkeautomaten an einer der Seitenwände. Er warf das Messer auf einen davon, zog sich hinauf