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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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denn da? Das ist ja schweres Gerät.« Buddy meinte Harris’ Revolver.
    »Das ist ein Colt Python, eine.357 Magnum.«
    »Ziemlich beeindruckend. Wie schießt es sich damit?«
    »Sie ist brutal. Und falls ich jemals lerne, damit so umzugehen wie du mit deiner schallgedämpften Pistole, bin ich richtig gefährlich.«
    »Da draußen auf der Straße wirst du in ein paar Sekunden die Gelegenheit dazu haben, Harris. Das Ding hat eine ventilierte Laufschiene? Hübsch. Warum gehen wir nochmal nach Manhattan?«
    Harris blickte zur Seite.
    »Hat sie’ne Schwester?«
    »Mann«, seufzte Harris. »Du schwafelst langsam tatsächlich wie dieser Esel.«
    »Oh, ja«, bemerkte Buddy. »Sorry.«
    Dann stieß er sein bestes Eddie-Murphy-Lachen aus.

42
     
    Es wurde zunehmend schwieriger, sich nachts zu bewegen. Tagsüber konnten Harris oder Buddy die Untoten meistens frühzeitig sehen. Zumindest, solange sie sich an breite offene Straßen hielten. Aber selbst dort gab es immer wieder Untote, die ein besonderes Talent besaßen, sich zu verstecken und zu warten, bis man ihnen zu nahe kam. Oder schlimmer noch, bis man an ihrem Versteck vorbei war und sie einem dann in den Rücken fallen konnten.
    Harris war schon lange kein religiöser Mensch mehr, aber dass er es so weit geschafft hatte, erschien ihm durchaus wie ein Wunder. Hillcrest schien so lange her. War es wirklich noch keine Woche? Er und der Hüne, der sich Buddy nannte, gingen im Licht des Vollmonds durch die Nacht. Truppentransporter mit bewaffneten Soldaten rollten vorbei, und sie versteckten sich, sobald sie die Wagen hörten. Keiner der beiden Männer wollte sich darauf verlassen, dass die Milizen und Berufssoldaten in dieser Lage die Ziele für ihre Salven sorgfältig aussuchten. In der Ferne hörten sie Maschinengewehrfeuer.
    Mehr als einmal kamen sie am Schauplatz eines Gefechts vorbei. Jedes Mal fanden sie Dutzende reglose Leichen, manche in Uniform, die meisten jedoch in Zivilkleidung. Einige Tote waren völlig zerfetzt, andere hatten nur einen Kopfschuss. Dann waren da noch die ganz oder teilweise zerfressenen Leichen, verschiedene angenagte Gliedmaßen, unidentifizierbare Fleischreste und Innereien. Hier die untere Hälfte eines Mannes, dort die obere Hälfte einer Frau. Die Straßen übersät mit Tausenden leerer Patronenhülsen.
    Sie kamen an Häusern vorbei, denen komplette Seitenwände fehlten. Verkohlten, zerbombten Ruinen, wie die verwüsteten Überreste von Städten im Europa des Zweiten Weltkriegs.
    Einmal sahen sie fünf lebende Menschen ein Stück voraus. Harris rief sie an, aber sie liefen weg. Als er und Buddy die Stelle erreichten, an der sie die Gruppe gesehen hatten, war keine Spur mehr von ihnen zu sehen, als hätte sich der Erdboden aufgetan und sie verschlungen.
    Irgendwann schlug Buddy vor, sich eine Stelle zu suchen, an der sie Halt machen konnten.
    Harris wollte weiter, aber er wusste, dass Buddy Recht hatte. In dieser Nacht würden sie es nicht mehr nach Manhattan schaffen. Entweder war Raquel in Sicherheit, oder sie war … Harris weigerte sich, den Gedanken weiterzudenken.
    Sie fanden ein fünfstöckiges Apartmenthaus in einer Wohnstraße. Die Tür ins Treppenhaus und zum Aufzug stand weit offen. Buddy ging die Treppe hinauf voraus, eine Taschenlampe an den Lauf der Schrotflinte gebunden. Harris hatte eine zweite Taschenlampe in der Hand, die sein Begleiter aus den Satteltaschen gezogen hatte. Im ganzen Viertel war der Strom ausgefallen, und im Treppenhaus war es finster.
    Auf dem ersten Absatz öffnete Buddy die Tür zum Gang und lauschte.
    »Hörst du das?«, formten seine Lippen, und Harris beugte sich vor. Ein leises Scheppern erklang aus dem düsteren Korridor oder einer der Wohnungen.
    Nach oben , deutete Buddy, und sie stiegen weiter hinauf, entschieden sich auch gegen den ersten Stock und hielten erst im zweiten Stock wieder an. Auch hier öffnete der Hüne die Tür einen Spalt und sie lauschten, aber diesmal hörten sie nichts.
    Harris folgte Buddy auf den Flur und versuchte, die Wohnungstüren zu öffnen, an denen sie vorbeigingen. Jede Tür trug eine Nummer. Die ersten waren verriegelt, und Harris fragte sich, wo die Eigentümer geblieben waren. Waren sie im Innern und versteckten sich? War etwas anderes hinter den Türen? Ein Haus dieser Größe hätte nicht so totenstill sein dürfen.
    Sie konnten anklopfen, aber das garantierte noch lange nicht, dass sie jemand hineinließ, und es könnte auch etwas Übles herauslocken.
    Harris

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