Eden
anderen Gedanken, nämlich, sie mit der Rettung der Katze und ihrer Jungen beeindrucken zu wollen, behielt er für sich. Und er wollte sie wirklich beeindrucken. Oh Mann, sehr sogar.
»Ich weiß nicht, John«, antwortete sie. »Das ist gefährlich.«
»Ja, aber nicht zu gefährlich«, versuchte er, sie zu überreden. »Ich lass mich runter, du behältst das Ding im Auge. Dauert höchstens’ne Minute.«
Der Holzzaun neben den Schuppen bewegte sich wie in einer Brise.
»Ich habe eine Idee«, sagte Laurie. »Ich gehe ein Seil und einen Korb holen. Einer von uns klettert rüber, und der andere lässt den Korb hinunter.«
John war einverstanden. Er warf noch einen Blick auf den einsamen Zombie, der ihnen jetzt den Rücken zudrehte. Dann stieg er die Leiter hinab auf das Gerüst und half Laurie ebenfalls herab. Er staunte, wie warm ihre Hand war. Laurie drückte seinen Arm und verschwand, um einen Korb zu suchen.
Er lehnte sich an die Wand und ließ den Blick schweifen. Von seiner neuen Position aus konnte er Buddy nicht mehr sehen, aber er sah die Gärtner. Julie redete mit ihnen.
Julie war so was von scharf . Absolut keine Frage. Laurie war auf ihre Weise auch attraktiv, eine Art jüngere Julie, dachte John, obwohl Julie kaum älter wirkte als Laurie.
Sein Kumpel Thompson stand auf Julie, aber die beachtete ihn gar nicht. Genau genommen hatte Julie seit ihrer Ankunft in Eden keinerlei Interesse an irgendeinem der Männer gezeigt. Vielleicht hatte es ihre romantischen Gefühle abgetötet, zusehen zu müssen, wie alle ihre Begleiter vor ihren Augen starben. Konnte sein. Andererseits war es auch denkbar, dass aufdringliche Arschlöcher wie Diaz – der doch schließlich schon Shannon hatte, zur Hölle – so einem Mädchen alle Männer vergällen konnten.
Er dachte an Laurie. John hatte sich eigentlich gar nicht als Kandidat für eine Beziehung gesehen. An Sex oder gar etwas Festes hatte er nicht einmal gedacht, bis er sie näher kennengelernt hatte. Und Thompson … Na ja, Thompson war auf seine Art ein ganz netter Kerl, aber er war auch noch jung, gerade ein Jahr älter als John, also jünger als Julie. Und Julie schien die Art Frau, die sich eher von einem älteren, reiferen Mann angezogen fühlte.
Aber Laurie war süß. Und wie. Oh, Mann. Sie zog sich nicht verführerisch an wie Isabel, aber soweit es John betraf, sah sie umwerfend aus. Diese Jeans.
Eden war viel besser geworden, seit Buddy und Harris gekommen waren. Die beiden Männer waren gemeinsam eingetroffen und schienen sich schon lange zu kennen, aber John war klar, dass der Eindruck täuschte. Die Lage hatte eine Menge Freundschaften erzwungen. Eines Abends nach zu viel Alkohol hatte Diaz sich laut gefragt, ob Harris und Buddy wohl »scharf aufeinander« waren. Johns Vater hatte ihm geantwortet, er solle bloß das Maul halten. Dass er besoffen sei, nichts als Müll rede und womöglich noch einen Streit provoziere, bei dem er seinen »Arsch auf dem Silbertablett« präsentiert bekommen würde.
John ließ sich das durch den Kopf gehen. Harris und Buddy waren nicht schwul. Sie hatten nur gemeinsam eine Menge erlebt. Es hätte ihm auch gar nichts ausgemacht, falls sie schwul gewesen wären. Larry Chen war schwul. Das war völlig in Ordnung.
Diaz war groß und drahtig, ein zäher Knabe, der sich in einem Kampf vermutlich nicht zu verstecken brauchte. Aber konnte Diaz es mit Harris aufnehmen? John war sich da nicht so sicher. Harris machte einen harten Eindruck, auch wenn er sich eher zurückhielt. John hätte darauf gewettet, dass Diaz gegen Buddy in einem fairen Kampf keine Chance hatte. Buddy musste mindestens fünfzig sein, und er war freundlich und redselig, was ihn sympathisch machte, aber John wusste, dass sich unter dieser Fassade ein stahlharter Killer versteckte.
Die Sache mit Graham hatte es bewiesen, die Art, wie Buddy ihn einfach hinrichtete. Er hatte nicht einmal gezögert, sondern den fetten Kerl einfach weggepustet. Und John hatte gehört, was mit Markowski passiert war. Dieser Drecksack hatte es aber auch verdient.
Vor Eden, vor dem Ausbruch, hätte John das alles für falsch gehalten. Aber seitdem hatten sich die Moralvorstellungen gewandelt. Deshalb konnte er Isabel auch nicht einfach als nuttige Schlampe abtun, so wie sein Vater, auch wenn er sicher wusste, dass sie in Eden schon mit mindestens sechs Männern im Bett gewesen war. Isabel hatte selbst ihm schöne Augen gemacht, was seinem Selbstbewusstsein gutgetan hatte, weil sie
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