Eden
Hinterhof. Er gehörte zu einer Reihe von Häusern, die denen in Eden ähnelten, mit einer gemeinsamen Zufahrt und privaten Gärten. Die Bretterzäune standen noch und trennten sie voneinander. Der Hof genau unter ihnen war auf drei Seiten von einem zwei Meter hohen Zaun umgeben, und ein zusätzlicher Drahtzaun mit Tor sperrte ihn von den Stufen hinab auf die Gasse ab.
Auf der Treppe stand ein Zombie und starrte auf den Boden. Er schien ihre Anwesenheit nicht zu bemerken. John erinnerte sich an diesen Untoten. Manche von ihnen zogen umher, andere standen Tage, manchmal Wochen an ein und demselben Fleck, als wüssten sie nicht, wo sie hätten hingehen sollen. Und vermutlich gab es auch keinen Ort, an den sie hätten gehen wollen.
Dieser hier war männlich, was deutlich zu sehen war, denn von der Taille abwärts war er nackt. Keine Hosen, Schuhe oder Socken. Sein fleckiger Schwanz hing schlaff herab. Die Kreatur hatte da unten irgendeine Verletzung erlitten, und ihr Glied hing tiefer als normal, an einem teilweise losgerissenen Stück Haut. Oberhalb der Taille trug der Zombie ein blutiges, schmutziges und stellenweise zerrissenes Oberhemd. Der größte Teil der Gesichtshaut war abgeschält, von der Nase abwärts glänzte der blanke Schädel. Abgenagte Lippen gaben den Blick auf verwestes Zahnfleisch frei. Man sah die am Knochen befestigten Hals- und Wangenmuskeln.
Kein hübscher Anblick.
»Ich glaube nicht, dass er uns sieht«, stellte John fest.
»Nein, nicht das«, flüsterte Laurie zurück und deutete mit dem Finger nach unten. » Das! «
Im Hof standen zwei Schuppen. Einer war groß, mit einem zugenagelten Fenster. Der Eingang lag zum Haus hin, deshalb konnten sie ihn nicht sehen. Hinter diesem Schuppen auf ihrer Seite stand ein kleiner Wellblechverschlag, wie Johns Vater zu Hause einen als Unterstand für den Rasenmäher gehabt hatte.
Laurie zeigte auf das bestenfalls einen knappen Meter breite Stück zwischen dem Wellblechverschlag und der Mauer um Eden. Eine buntscheckige Katze starrte zu ihnen hoch und beobachtete sie genau, unsicher, ob sie eine Gefahr darstellten oder nicht. Drei Kätzchen nuckelten an ihren Zitzen, und ihrem Aussehen nach schätzte John, dass sie erst fünf oder sechs Wochen alt waren. Seine Familie hatte immer Katzen gehabt, seit er ein kleines Kind gewesen war.
Bei dem Anblick musste er lächeln. Irgendwie hatte diese Katze überlebt und ihre Nachkommen geworfen. Keine geringe Leistung, wenn man bedachte, dass die Zombies alles Lebende fraßen, was sie in die Finger bekamen, egal ob Mensch, Hund, Katze, Vogel oder sonst was. Das wusste John nur zu gut. Er hatte selbst gesehen, wie ein Zombie erst ihren Hund und dann seinen kleinen Bruder Kyle zerfleischt hatte, bevor sein Vater ihm mit einer Brechstange den Schädel einschlagen konnte.
»Sind sie nicht süß?« Laurie strahlte.
Mein Gott, sie ist wunderbar, John lächelte von einem Ohr zum anderen.
»Wie alt sind sie wohl?«, fragte sie ihn, immer noch im Flüsterton. Der halbnackte Zombie auf der Treppe stand fast reglos da. Nur gelegentlich verlagerte er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und sein Schwanz wippte.
Er sagte ihr, was er schätzte, und sie seufzte.
»Wir können sie nicht einfach da unten ihrem Schicksal überlassen, oder?«, meinte er.
Laurie warf dem halbnackten Zombie einen skeptischen Blick zu. Er bewegte sich nicht.
»Bis jetzt ist ihnen nichts passiert«, bemerkte sie. »Und solange sie bleiben, wo sie sind, muss ihnen auch nichts geschehen.«
John überlegte. Er vergewisserte sich, dass er sicher saß, und drehte sich um. Die Gärtner waren noch bei der Arbeit. Gelegentlich klang ein Lachen oder ein Gesprächsfetzen herüber.
Buddy war auf seinem Dach. Der riesige Kerl trug eine Sonnenbrille, ein offenes Hawaiihemd und Shorts. Er saß knapp über dem Boden auf einem unter ihm lächerlich winzig wirkenden Gartenstuhl. Als er bemerkte, dass John zu ihm hinüberblickte, winkte er, und John winkte zurück.
»Was denkst du?«, wollte Laurie wissen.
John dachte, wenn er sich auf das Dach des Wellblechschuppens hinabließ, könnte er von dort aus auf das Stück zwischen Schuppen und Mauer springen, ohne dass der einzelne Zombie ihn sah, und Laurie die Kätzchen anreichen. Er fragte sich, ob die Katzenmutter bleiben oder davonlaufen würde, und er wünschte, er hätte ihr irgendwie zeigen können, dass er weder ihr noch ihren Kätzchen etwas tun wollte.
Das alles erzählte er Laurie, aber seinen
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