Eden

einfach nur fest, dass es schlimm war. Bobby Evers nickte und legte Fred Turner die Hand auf die Schulter.
    Buddy wartete nicht, und sie beeilten sich, nicht den Anschluss zu verlieren.
    Buddy hatte in seinem Leben schon eine Menge übles Zeug gesehen, und ein beachtlicher Teil davon war auf sein eigenes Konto gegangen. Seit Beginn dieses Schlamassels waren schreckliche Dinge geschehen. Aber das heute setzte allem die Krone auf. Es war die schiere Masse, das Ausmaß. Was für eine Verschwendung, was für eine grausame, entsetzliche Verschwendung.
    Was er dort oben in Jericho gesehen hatte, würde ihn wohl für den Rest seines Lebens verfolgen.

25
     
    Als Harris die Ausfahrt 12 auf der Hutch erreichte, bewegte sich auf der Fahrbahn nach Süden nichts mehr. Die Leute waren aus den Autos gestiegen und standen in Grüppchen zusammen.
    Er hielt den Lexus an. Schon fuhren andere Wagen hinter ihm auf, schlossen ihn ein. Der Stau wuchs.
    Auf der anderen Seite kamen nur ein paar vereinzelte Wagen vorbei. Harris fragte sich, ob sie aus Queens kamen oder von irgendwo weiter südlich, Yonkers vielleicht oder der Bronx.
    Das Radio brachte nur noch Nachrichten. Reporter und Behördensprecher forderten die Menschen auf, zu Hause zu bleiben und nicht in Panik zu geraten. Der Vizepräsident hatte einen leichten Herzanfall erlitten, der aber nicht lebensbedrohlich war. Nur ein paar Satellitenradiosender spielten noch Musik.
    Harris trommelte auf dem Steuerrad und wurde immer wütender. Was für ein Mist ! Raquel wartete auf ihn. Vielleicht in Manhattan oder in Woodside, irgendwo in der City jedenfalls.
    Er schaltete den Motor ab, stieg aus, streckte sich. Er hatte daheim Jeans und Laufschuhe angezogen, und bevor er losgefahren war, hatte er noch daran gedacht, Ersatzkleidung in den Seesack zu packen.
    Daffy hatte er mit einem vollen Fressnapf und Wasser in den Garten gesperrt, denn ihm war klar, dass es eine Weile dauern könnte, bis er sie wiedersah. Er konnte nur hoffen, dass es nicht allzu lange sein würde, dass es nicht regnen würde bis dahin. Und falls doch, dass sie unter der Veranda Schutz suchte.
    »Es heißt, die Brücken sind gesperrt«, verkündete ein Mann neben dem nächsten Wagen. »Das ist ja wohl verrückt, oder?«
    »Allerdings«, murmelte Harris und bemühte sich, nicht auszuflippen. Er dachte nicht daran, hier auf dem Highway Däumchen zu drehen und keinen Meter vorwärtszukommen, während im Süden wer weiß was passierte. Nicht solange seine Frau dort war.
    Raquel würde durchhalten, einen sicheren Ort finden, bis er sie abholte.
    Er schaute auf die Uhr. Die Verabredung um sechs in Woodside hatte er verpasst.
    Harris schüttelte den Kopf. Scheiß auf die Zeit, hätten die Kids an der Schule gesagt. Er griff hinter sich und zog den Seesack auf den Fahrersitz. Dort drin lagen ein Kaliber-.357-Colt-Python, einige lose Patronen und eine volle Schachtel Munition. Aber er zog nur die Trainingshose heraus und stieg gleich neben dem Auto auf dem Seitenstreifen aus den Schuhen. Öffnete den Reißverschluss der Jeans, zog sie aus und warf sie ins Auto.
    »Mami, was macht der Mann da?«, fragte ein kleines Mädchen neben dem Wagen hinter ihm seine Mutter, als es Harris in den weißen Boxershorts sah. Er stieg in die graue Trainingshose und öffnete die Laufschuhe, um sie wieder anzuziehen. Er machte einen doppelten Knoten in die Schnürsenkel auf beiden Seiten.
    Dann holte er noch die Brieftasche und die Geldklammer aus den Hosentaschen der Jeans und warf sie in den Seesack. Legte die Jeans zusammen und steckte sie hinterher. Schnürte den Seesack zu.
    Harris überlegte, ob er die Autoschlüssel mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss, um zu verhindern, dass sich die Türen automatisch verriegelten, schlug die Tür zu, warf sich den Tuchsack über die Schulter. Er ignorierte das Mädchen und dessen Mutter und joggte in gleichmäßiger Geschwindigkeit den Hutchinson River Parkway entlang nach Süden.
    »He, Mister!«, rief die Frau ihm nach, aber er kümmerte sich nicht darum. Er hielt sich an die Leitstreifen auf der Fahrbahn. Der Asphalt unter seinen Füßen glitt dahin. Seine Beine fühlten sich gut an. Er lief an unzähligen stehenden Autos vorbei, deren Besitzer ihm verwundert nachschauten.
    Ein fetter Kerl, der auf einer Limousine lehnte und sich einen Donut in den Mund stopfte, murmelte »Arschloch«, als er vorbeilief.

26
     
    »Das ist doch nicht wahr!«, stieß