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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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mit den beiden anderen hatte streiten sehen. Und er war der Erste, der Harris und dann Buddy die Hand reichte. »Willkommen in Eden.«
    »Ja«, antwortete Buddy. »Danke.«

29
     
    Sie luden weitere Verwundete in den Hubschrauber.
    Marcos bewegte sich nur geduckt. Er erinnerte sich an den Einsatz auf dem Flugzeugträger im Golfkrieg, als ein armer Dummkopf sich auf dem Flugdeck zu früh aufgerichtet hatte und die Rotorblätter ihm die Schädeldecke weggesäbelt hatten. Irgendjemand hatte später Fotos davon gemacht und sie ins Netz gestellt, auf einer der Seiten voller Porno- und Todesvideos. Was jemand an dieser Mischung finden konnte, war Marcos ein Rätsel.
    Sie waren siebzig Stockwerke hoch. Das gefiel Marcos gar nicht, denn er litt unter Höhenangst. Er hielt weiten Abstand von der Dachkante, während er mit den Feuerwehrleuten, den Sanitätern und den übrigen Rettungsdiensten die Verletzten in die nacheinander anfliegenden Helikopter trug. Sie schafften so viele Menschen aus dem Gebäude, wie sie konnten.
    Die Straße fiel als Ort für Evakuierungsmaßnahmen schon seit dem vorigen Abend aus. Soldaten und bewaffnete Zivilisten verteidigten das Treppenhaus gegen die angreifenden Zombies.
    Marcos fragte sich, wie lange sie für die siebzig Stockwerke brauchen würden. Er assistierte einer Sanitäterin mit einer Trage, auf der ein Sterbender mit völlig abgefressenem Gesicht lag. Sie trugen ihn über die Betonplatten und übergaben ihn an die Hubschrauberbesatzung.
    Seit der Rückkehr ins Zivilleben hatte sich Marcos’ Bauchumfang erheblich vergrößert, aber die Disziplin aus den alten Marinezeiten steckte ihm noch im Blut. Allerdings hätte er sich mit einer Waffe sicherer gefühlt, vorzugsweise einer Schusswaffe. Er konzentrierte sich auf seine Aufgabe und versuchte, nicht an seine Familie zu denken. Er musste sich darauf verlassen, dass daheim alles in Ordnung war, so wie bei ihrem letzten Kontakt vor ein paar Tagen, bevor er sich freiwillig gemeldet hatte, weil er gebraucht wurde.
    Jemand im Hubschrauber signalisierte, dass die Maschine voll war. Marcos und die Sanitäterin brachten sich in Sicherheit.
    Marcos drehte dem abhebenden Heli den Rücken zu, um die Augen vor dem Wind zu schützen, und ließ den Blick übers Dach schweifen. Obwohl sie schon den ganzen Abend mit der Evakuierung beschäftigt waren, drängten sich noch immer gute einhundertfünfzig, zweihundert Menschen auf dem Dach.
    Als der Hubschrauber aufstieg, hörte Marcos die Sanitäterin sagen: »Arme Schweine.«
    Sie deutete über die Straße auf ein Wolkenkratzerdach etwas unterhalb des ihren. Dutzende Menschen standen dort und winkten, wedelten wild mit den Armen. Marcos sah sie, aber er konnte sie nicht hören. Die Hubschrauber konnten sie nicht abholen, weil ihr Gebäude zwischen größeren Bürohochhäusern stand und der Platz nicht ausreichte, um es anzufliegen. Marcos stellte sich vor, was für ein Gefühl das sein musste, es lebend von der Straße in ein Hochhaus zu schaffen, über sechzig Etagen die Treppen nach oben zu steigen – denn wenn der Strom dort drüben ebenso ausgefallen war wie in ihrem Gebäude, waren die Aufzüge nutzlos – und dann auf dem Dach festzustellen, dass man in der Falle saß, ohne Ausweg, ohne eine Chance, abgeholt zu werden. Die Leute dort unten saßen fest.
    »Oh, mein Gott, nein!«
    Marcos blickte hoch. Der Hubschrauber, den sie gerade beladen hatten, taumelte in Schräglage über den Himmel. Irgendetwas an Bord war nicht in Ordnung. Der Pilot verlor die Kontrolle.
    »Scheiße«, schrie die Sanitäterin neben ihm, aber Marcos rannte bereits zur Tür des Treppenaufgangs. Der Helikopter hatte gewendet und flog in einem Winkel auf sie zu, den er auf keinen Fall lange halten konnte.
    Marcos sah, dass er es nicht bis zur Treppe schaffen würde. Er ließ sich hinter einen Lüftungskamin fallen, rollte sich ein und schloss mit dem Leben ab.
    Schreie, übertönt vom donnernden Wummern der Rotoren. Eine gewaltige Erschütterung, als die Maschine aufschlug. Drei laute Explosionen dicht hintereinander. Marcos spürte die Hitzewelle über sich hinwegfegen. Sah durch die Luft geschleuderte Körper. Einer wedelte mit Armen und Beinen, als schwömme er durch die Luft. Sie flogen über ihn hinweg. Segelten über die Dachkante und stürzten siebzig Stockwerke hinunter auf die Straße.
    Es klingelte in seinen Ohren, wie er es kannte, wenn er die Kiefermuskeln anspannte, aber diesmal ohne sein Zutun. Er hörte ein

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