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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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über Bear auf, und er wischte den Boden mit ihnen. Einer der fünf hatte ein Spinnennetz auf dem Ellbogen. Bear schleppte den bewusstlosen Studenten nach draußen und scheuerte zwischen kräftigen Schlucken Jack dessen Arm über den Zement. Er hatte ziemlich gute Arbeit geleistet und das Tattoo zusammen mit der Haut beinahe komplett weggescheuert, als die Cops kamen und von mehreren Seiten mit Elektroschockern auf ihn losgingen.
    Das war in der guten alten Zeit gewesen, und der Grund, warum Bear sich ernsthafte Sorgen um seine Seele machte. Nachdem er auf dem Parkplatz einer anderen Kneipe gegen vier Burschen gekämpft und fast draufgegangen war, als einer von ihnen ihm ein Schmetterlingsmesser ein halbes Dutzend Mal in den Leib rammte, hatte er zwei Monate in einem Krankenhausbett gelegen und über sein Leben nachgedacht. Natürlich waren seine Brüder von den Pagans zu Besuch gekommen. Als es echt kritisch für ihn aussah, hatten sie sogar Wache an seinem Bett gehalten.
    Aber Bear hatte überlebt, und als er endlich wieder so weit war, sich mit einer Gehhilfe bewegen zu können, hatte ihn der Weg in die Krankenhauskapelle geführt. Erst saß er einfach nur alleine in einer Bank und dachte nach. Bei seinem dritten oder vierten Besuch begegnete er dem Kaplan, und sie kamen ins Gespräch. Im Verlauf der Genesung kam es zu einer Wandlung in Bears Weltbild. Irgendwann freute er sich mehr auf die Gespräche mit dem Kaplan als auf die Besuche seiner Biker-Brüder. Er beschloss, sein Leben zu ändern, denn auf dem Weg, den er bisher gegangen war, sah er jetzt nur Verzweiflung und Verdammnis.
    Er verließ das Krankenhaus, ohne seinen Kumpels davon zu erzählen. Bear verkaufte seine Harley und zog in eine andere Stadt, wo er eine Arbeit als privater Krankenpfleger fand. Die Frau, die ihn anheuerte, warf einen Blick auf ihn und betrachtete seine Statur als Vorteil. Bear hatte nicht die geringsten Probleme, die ihm Anvertrauten aus dem Bett zu heben und je nach Bedarf in die Badewanne oder auf die Toilette zu tragen. Jahre vorher wäre er über die Vorstellung in lautes Gelächter ausgebrochen, gebrechliche alte Männer und Frauen durch die Gegend zu tragen und ihnen mit Gummihandschuhen zwischen den Arschbacken zu wischen, damit die Scheiße nicht verkrustete, aber das war gewesen, bevor ihn jemand wie ein abgestochenes Schwein zum Verbluten auf einem Parkplatz hatte liegen lassen und er in Christus seinen Erlöser gefunden hatte.
    Früher hätte er die Prediger und Priester aus dem Fernsehen verspottet. Er hätte sich höchstens mokiert über die Aberhundert Autos auf den riesigen Kirchenparkplätzen, an denen er jeden Sonntag auf seinem Chopper vorbeibrauste. Damals hatte Bear geglaubt, falls es einen Gott gab, musste der Kerl ein Weichei sein, wenn er die Dinge so aus dem Ruder laufen ließ. Aber das war damals gewesen.
    Er trank nicht mehr, und er prügelte sich nicht mehr. Bear hatte eine neue Möglichkeit gefunden, seine Aggressionen auszuleben. Kraftdreikampf. Die Körper von Bodybuildern hatte er immer bewundert, aber gleichzeitig waren sie für seinen Geschmack zu zimperlich, zu verliebt in ihren Körper. Außerdem hielt er nichts von Diäten. Bear besuchte ein Fitnesscenter und arbeitete mit Gewichten. Er lernte von den anderen Sportlern, dass die Methode, wie er es im Knast trainiert hatte, nicht unbedingt die beste war. Er war schon immer muskulös gewesen, aber auch schwer, und durch das Training baute er schnell noch mehr Muskelmasse auf. Die meisten, die Bear begegneten, hielten ihn für einen Abwehrspieler eines Football-Teams oder für einen Wrestler wie Bam Bam.
    Dann beobachtete er in seinem Fitnesscenter eine Gruppe von Kraftdreikämpfern beim Training und war sofort begeistert. Bear fragte, ob er bei ihnen mitmachen könnte, und die Sportler nahmen ihn unter ihre Fittiche. Sie brachten ihm die richtige Technik bei, und schnell verbesserten sich seine Leistungen bei Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben phänomenal. Bear begleitete das Team zu Wettkämpfen und nahm bald selbst in der Superschwergewichtsklasse teil. Bei seinem ersten Wettkampf in Tribes Hill im Staat New York stemmte er im Kniedrücken 360 kg ohne Beugeanzug, und die Zuschauer kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    Daheim oder wenn er auf der Arbeit über seinen schnarchenden Patienten wachte, sann Bear über den seltsamen Zufall nach, direkt nach seinem geistigen Erwachen etwas gefunden zu haben, worin er Großes erreichen würde.

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