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Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Mochinski
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Brenner abfällig, obwohl diese Diskussionen immer einen gewissen Unterhaltungswert für ihn besaßen.
    Al Gold stand auf. »Ich werde das Abwägen der Unwägbarkeiten den Gojim überlassen. Gute Nacht, meine Herren.«
    Gold zog sich in die Schatten zurück, aus dem Lichtkreis des Feuers, das in der Zweihundertlitertonne mit Holz und Benzin loderte und neben flackernder Helligkeit spürbare Wärme ausstrahlte.
    »Ich meine nur«, setzte Davon nach Brenners Unterbrechung fort, »wenn so etwas geschieht, dann muss man doch wohl an einen Gott oder eine höhere Macht glauben, oder?«
    »Und warum genau muss man das?«, fragte Panas, Edens bekennender Atheist.
    »Weil, wenn so ein übernatürlicher, bösartiger Scheiß wie das hier passiert«, erläuterte der Footballspieler, »dann wird einem klar, dass im Universum größere Mächte das Sagen haben als wir Menschen.«
    »Weißt du, Davon …« Panas zog an seiner Zigarre, und während er weitersprach, beobachtete er, wie der Tabakrauch, den er ausatmete, langsam wegdriftete und sich auflöste. »Vor der Aufklärung haben die Menschen jede Naturkatastrophe als eine göttliche Strafe betrachtet. Dir ist schon bewusst, dass die Anzahl der Wunder mit zunehmender Ausbreitung der Wissenschaft deutlich abgenommen hat?«
    »Naturkatastrophen?«, fragte Buddy. »Ist es das, womit wir es hier zu tun haben? Eine Naturkatastrophe?«
    »Irgendwie muss ich es ja bezeichnen, Buddy. Wer weiß, was das ausgelöst hat.«
    »Ich bin mir gar nicht sicher, ob mir der Gedanke gefällt, dass Gott hinter dieser Scheiße steckt«, erklärte Buddy. »Aber ich will nichts ausschließen.«
    Hinter der Nordmauer heulte und gackerte ein Kreischer wie eine Hyäne, während er gegen das Rolltor hämmerte.
    »An diesem Mist ist nichts natürlich, Holmes«, stellte Brenner fest.
    »Versteht ihr«, sagte Davon, »es ist doch so: Gott legt uns eine Prüfung auf, Mann. Er trennt die Spreu vom Weizen.«
    »Und die Milliarden Menschen, die es das Leben gekostet hat, waren nichts als – Spreu?« Die Verachtung in Sal Bianacullis Stimme war unüberhörbar.
    »Nein, Mann, das will ich damit nicht sagen.«
    »Ich weiß nicht, wie euer Volk …«
    »Sal.« Camille legte ihrem Mann die Hand auf den Arm.
    »Verzeihung?« Davon schloss ein Auge halb.
    »Unser Volk?«, wiederholte Brenner. »Das hat er nicht wirklich gesagt.«
    »Doch, unser Volk.«
    »Meinst du, uns Nigger ?«, fragte Davon.
    »Nein, das meine ich nicht, und hör auf, es, verdammt nochmal, so auszulegen.«
    »Was genau meinst du dann?«
    »Ich meine ›euer Volk‹ wie mich und mein Volk, Italiener.«
    »Dein Volk?«
    »Ich meine ›euer Volk‹ genauso, wie eure Anführer über ›ihr Volk‹ reden konnten, und niemand hat mit der Wimper gezuckt, weil das völlig okay war. Versuch nicht, mir irgendeine rassistische Scheiße unterzuschieben.«
    »Wenn es klingt wie eine Ente und watschelt wie eine Ente, dann …«
    »Komm mir nicht mit dem Scheiß. Hast du irgendeine Ahnung, wie wir hier behandelt wurden, als wir in dieses Land gekommen sind?«
    »Wurden Sacco und Vanzetti in Ketten hierher verschleppt?«
    »Kann ich, verdammt nochmal, vielleicht ausreden? Ihr redet von Gott, als ob zur Mount Zion Church oder sonst was zu gehören, euch das Recht gibt, allen anderen seine Beweggründe zu erklären.«
    »Und du, Sal?«, fragte Brenner. »Bekommst du deinen Marschbefehl vom Papst?«
    »Manchmal. Aber ich habe Familie da draußen, mein Volk . Und ich weiß ganz genau, dass ihr da draußen jenseits der Mauern auch alle irgendwo Familie habt. Und ich weigere mich, verdammt und zugenäht nochmal, auch nur eine Sekunde zu glauben, dass sie Spreu sind! Manche von ihnen sind ihr Gewicht in Gold wert.«
    »Komm schon, Mann«, flehte Brenner Fred Turner an. »Du bist doch Prediger.«
    »Ich war Prediger.« Der alte Turner zuckte die Achseln. Er hatte den Glauben verloren, kurz nachdem seine Frau sich verwandelt und versucht hatte, ihn aufzufressen. Nur sein Junge war ihm auf dieser Welt noch geblieben war.
    »Okay«, ergriff Buddy das Wort. »Ich habe mit dem ganzen Gerede über Gott nie viel anfangen können. Es gibt so viel Scheiße auf der Welt, gab es schon vor all dem …« Er gestikulierte in Richtung der Mauern. »Ich meine, da fegt zum Beispiel ein Tornado durch eine Wohnwagensiedlung, und ein Mensch bleibt am Leben, okay? Ein einziger Mensch, und sofort stürzen die Bibelfetischisten sich darauf, als wäre das ein verdammtes Wunder, ein Zeichen

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