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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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vorbei an leise knisternden Kabeln.
    Obwohl Lash von Natur aus nicht zur Klaustrophobie neigte, gingen ihm das matte Licht, die lauernde Stille und die sich von allen Seiten an ihn drückenden Kabel an die Substanz.
    Er zwang sich, kleine, vorsichtige Schritte zu machen, um das Gleichgewicht zu halten und zu verhindern, dass sich seine Füße in den Kabeln verwickelten.
    Irgendwann stieß er auf einen vertikalen Schacht, der etwas breiter war als die meisten anderen. Er schien ohne Unterbrechung nach oben zu führen und befreite ihn so von gelegentlichen seitlichen Abstechern, die er sonst zu machen gezwungen war. Er kletterte - seiner Meinung nach stundenlang - nach oben und zog sich von einem winzigen Vorsprung zum nächsten, bis das Blut in seinen Ohren pulsierte.
    Schließlich legte er wieder eine Rast ein, stützte sich auf ein unebenes Kabelbündel und lauschte dem Rasseln seines Atems. Seine Armmuskeln zuckten. Er hob einen Arm, hielt ihn dicht an das blaue Leitkabel und warf einen Blick auf die Uhr.
    17.30 Uhr. War es möglich, dass er erst seit einer halben Stunde durch diese Schächte kroch?
    Und wie weit war er nach oben gelangt? Er hätte eigentlich in der Lage sein müssen, sein Fortkommen abzuschätzen: In Quantico hatte er in Sachen Übungswandkletterei schließlich mehr als das Soll erfüllt. Doch in diesem Irrgarten hier war er nicht nur geradeaus gegangen. Und in der Enge der Schächte, von Kabeln behindert, ließ sich alles schwer einordnen. War er im dreißigsten Stock? Oder im fünfunddreißigsten?
    Als er balancierend nach Luft rang, tauchte plötzlich ein Bild in seinem Kopf auf: eine winzige Spinne, kaum größer als ein Punkt, die sich unsicher an die Innenwand eines Strohhalmes klammerte ... Er konnte nicht ewig blind weiterklettern. Es gab ein Stockwerk, das sein Ziel war. Ein besonderes Stockwerk. Er musste sich orientieren, herauskriegen, wo er war.
    Und das bedeutete, das Röhrenlabyrinth zu verlassen.
    Lash lehnte sich an die Schachtwand und überlegte. Wenn er die sichere Umgebung der Kabelschächte verließ, mussten die Scanner ihn registrieren. Dann würden die Sicherheitskräfte sofort wissen, wo er war, und konnten ihre Suche auf ihn konzentrieren. Er hatte keine Möglichkeit, seine Position festzustellen, ohne Alarm auszulösen. Oder doch? Vielleicht waren die meisten Einzelbüros, Arbeits- und Lagerräume ja gar nicht mit Scannern versehen. Vielleicht befanden sich die meisten Scanner nur in den Gängen und an den Türen. Wenn er beim Verlassen des Schachtes Vorsicht walten ließ und keine Bewegungsmelder aktivierte ... Er hatte keine Wahl. Er musste es versuchen.
    Lash kletterte ein paar Meter zur nächsten Kreuzung, dann schob er sich vorsichtig in den Nebenschacht. Er kroch über Kabelbündel voran, bis er an eine Klappe in der Seitenwand kam. Dort wartete er einen Moment und lauschte. Hinter der Klappe waren keine Geräusche zu vernehmen. Lash hielt die Luft an, drückte mit den Fingerkuppen gegen die Klappe und übte vorsichtig Druck aus. Die Haken lösten sich, die Klappe ging auf.
    Sofort flutete Licht zu ihm hinein und badete einen schmalen Teil des Schachtes in gleißende Helligkeit. Lash drehte sich um und schloss die Klappe. Ein hell erleuchtetes Büro - oder noch schlimmer, ein Gang - lag vor ihm. Das war nicht gut.
    Er musste es anderswo versuchen.
    Lash kroch weiter, kam an einer weiteren Klappe vorbei, dann an der nächsten. An der vierten hielt er schließlich an. Wieder drückte er mit den Fingern auf die Klappe, und auch diesmal ging sie auf. Doch das auf ihn einfallende Licht war nun matter. Vielleicht war es ein Lagerraum oder das Büro eines Angestellten, der schon Feierabend gemacht hatte. Auf jeden Fall würde er keine bessere Gelegenheit kriegen.
    Lash schob die Klappe so leise wie möglich auf. Im Raum dahinter war es still.
    Er zog sich auf den Ellbogen vor und lugte hinaus. Im schwachen Licht konnte er einen ausgeschalteten Monitor und einen im Finsteren stehenden Schreibtisch ausmachen. Es war ein verlassenes Büro. Glück gehabt.
    Leise, doch so schnell wie möglich ließ er sich aus dem Schacht ins Büro gleiten. Als er aufstand, rebellierten seine Schultern, die er in den voll gestopften Röhren so lange hatte einziehen müssen. Er schaute sich in der Hoffnung um, irgendein Merkblatt oder einen Fluchtplan für den Brandfall zu finden, der ihm das Stockwerk verriet, in dem er sich befand - doch außer dem allgegenwärtigen Schreibtisch und dem

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