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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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nur noch um Minuten handeln, bis man ihn aufspürte.
    Lashs Blick fiel auf eine Tür mit der Aufschrift SERVERRAUM 15. Er packte die Klinke, doch sie war verriegelt. Mit einer leisen Verwünschung schob er das Armband auf den Identitätsscanner zu.
    Dann hielt er inne. Er trat schnell zurück, ging durch den Korridor und schob das Armband nacheinander unter ein halbes Dutzend anderer Türscanner. Dann kehrte er zum ersten zurück und brachte es in Position. Die Tür öffnete sich mit einem Klicken. Lash trat vorsichtig ein.
    Der Raum war matt erleuchtet. Wie erhofft, hielt sich niemand darin auf. An den Wänden ragten Metallregale bis zur Decke auf. Sie waren mit Servern voll gestopft: einem winzigen Bruchteil der gewaltigen digitalen Kraft, die Eden erst ermöglichte. Lash ging an den Regalen vorbei bis ans Ende des Raumes und suchte Wände und Boden ab. Schließlich sah er sie: eine überdimensionale Metallklappe, die direkt über dem Boden aufragte. Sie war zwar im gleichen Blassviolett gestrichen wie die Wände, aber dennoch deutlich zu erkennen.
    Er kniete sich hin. Die Klappe maß etwa einen Quadratmeter. Lash fürchtete kurz, sie könnte abgeschlossen oder, wie die Türen, durch einen Identitätsscanner gesichert sein.
    Doch sie war nur mit einem einfachen Scharnier versehen, das sich unter seiner Berührung bewegte. Er zog die Klappe auf und schaute hinein.
    Dahinter konnte er eine zylindrische Röhre aus glattem Metall ausmachen. Die Seiten und die Decke waren von einem dichten Kabelstrom bedeckt: Glasfasern, CAT-6 und ein halbes Dutzend andere Typen, die er nicht erkannte. Eine kalte Kathode lief an der Decke entlang und gab schwaches blaues Licht ab. Weiter hinten sah er, dass der Schacht sich gabelte, zuerst einmal, dann wieder, wie die Zuflüsse eines großen Stroms.
    Er lächelte grimmig vor sich hin. Strom war eine recht gut passende Metapher. Diese Datenleitung war ein Strom digitaler Informationen, die jeden Ort im Zentrum mit allen anderen verband. Ihm fiel ein, wie Mauchly über das hohe Sicherheitsniveau schwadroniert hatte, über die zahllosen »Straßensperren«, die die Daten daran hinderten, sich in die Außenwelt zu verbreiten. Lash wusste aus eigener Erfahrung, dass das Zentrum praktisch undurchdringlich war.
    Sämtliche Scanner, Kontrollstellen, der Sicherheitsapparat widmeten sich fanatisch der Aufgabe zu verhindern, dass Geheimnisse nach außen drangen. Sie würden ebenso effektiv daran arbeiten, ihn zu hindern, dass er hier herauskam.
    Doch angenommen, er versuchte es gar nicht? Angenommen, er wollte im Zentrum bleiben - und tiefer in seine geheimen Nischen vordringen?
    Lash schaute sich ein letztes Mal im Raum um. Dann kroch er so schnell und vorsichtig wie möglich in den Kabelschacht und verschloss den Einstieg hinter sich.

 
45
    Auf einem weiteren Wachposten im dritten Stock des inneren Turms beobachtete Edwin Mauchly die Kontrollstelle I durch eine Spiegelglasscheibe. Ihm bot sich der Anblick eines gesteuerten Pandämoniums. Mindestens hundert Eden-Angestellte hatten sich in einer Schlange aufgereiht und warteten darauf, die Ausgangstür zu passieren. Ein Dutzend Mann vom Wachpersonal hielten sie mehr oder weniger in Schach.
    Mauchlys Blick wanderte vom Fenster zu einem Monitor in der Nähe. Er zeigte die Haupthalle aus der Vogelperspektive.
    Dort hatte sich eine noch längere Menschenschlange an dem provisorischen Kontrollpunkt an der Drehtür gebildet. Uniformierte Wachen überprüften Ausweise, ließen die Leute einzeln oder zu zweit passieren und hielten nach Christopher Lash Ausschau. Mauchly registrierte zufrieden, dass Angehörige der Sicherheit sich in Zivil unter die Wartenden gemischt hatten, subtil den Klatsch unterbanden und Bewerber von Mitarbeitern getrennt hielten. Selbst in einer Krise und bei diesem in der Geschichte des Unternehmens bisher noch nie vorgekommenen Delta-Zustand genossen Sicherheit und Intimsphäre der Klienten oberste Priorität.
    Mauchly ging auf und ab. Die Situation war abscheulich und ging ihm persönlich auf die Nerven. Als Verbindungsmann zwischen Richard Silver und der übrigen Firma hatte er Eden auf seine ruhige Art seinen äußerst persönlichen Stempel aufgedrückt. Er hatte alle Sicherheitsvorkehrungen - bis auf die des Penthouse, die Silver persönlich vorgenommen hatte - selbst installiert. Mauchly war das starke Bedürfnis nach Geheimhaltung und absoluter Vertraulichkeit praktisch schon bewusst gewesen, bevor ein schützenswertes

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