Eden Inc.
Monitor machte das Büro einen unbenutzten und leeren Eindruck.
Lash fluchte in die Stille hinein.
Moment. Jede Tür, die er im Eden Building passiert hatte, war mit einem Schild versehen. Es gab keinen Grund anzunehmen, dass es bei dieser hier anders sein sollte. Die Türen wurden von außen abgeschlossen: Wenn er vorsichtig blieb und das Armband nicht unter einen Scanner schob, konnte er die Tür dort einfach aufmachen und einen Blick auf das Schild werfen.
Lash trat an die Tür und legte die Hand auf den Knauf. Er drückte ein Ohr an den Türpfosten und lauschte. Auf dem Gang draußen herrschte Stille. Er hörte weder Schritte noch das Gemurmel eines Gesprächs.
Lash hielt erneut die Luft an, dann öffnete er die Tür und blickte hinaus. Licht strömte herein. Da war der übliche blassviolette Korridor, in dem sich offenbar niemand aufhielt. Er schob die Hand mit dem Armband sorgfältig hinter seinen Rücken und zog die Tür etwas weiter auf. Nun brauchte er nur noch das Schild .
Scheiße. Auf dieser Tür war keins.
Lash machte die Tür wieder zu und lehnte sich an die Wand.
Von allen Büros, in denen er hatte herauskommen können, hatte er sich ausgerechnet ein unbenutztes ausgesucht.
Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Dann, diesmal schneller, wandte er sich wieder der Tür zu und öffnete sie ein zweites Mal.
Da. Genau gegenüber befand sich eine weitere Tür, und die war mit einem Schild versehen. Oben stand eine Zahl, darunter ein Name.
Doch Lashs Augen - sie hatten sich noch nicht ans Licht gewöhnt - konnten die Zahl nicht erkennen. Er kniff sie zusammen, blinzelte, strengte sich an.
Na, los, mach schon.
Lash hielt sich am Türrahmen fest und beugte sich hinaus. Nun konnte er die Worte lesen:
2614. THORSSEN, J.
NACHAUSWAHLVERARBEITUNG.
Sechsundzwanzig?, dachte er ungläubig. Ich bin erst im sechsundzwanzigsten Stock?
»He, Sie da!«, bellte eine Stimme in die Stille hinein. »Stehen bleiben!«
Lash drehte sich um. Etwa fünfzehn Meter von ihm entfernt, an einer Gangkreuzung, stand ein Wachmann in einem Overall und deutete auf ihn.
»Keine Bewegung!«, sagte der Wächter und kam langsam auf ihn zu.
Lash stand einen Augenblick wie erstarrt da. Er kam sich vor wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Im gleichen Moment griff der Mann in die Tasche seines Overalls.
Lash wich in das Büro zurück. Gleichzeitig hörte er einen jähen Knall. Irgendetwas jaulte durch den Gang.
Gütiger Gott, er schießt auf mich!
Lash stolperte zurück und wäre in der Eile beinahe gestürzt.
Er rannte in den hinteren Teil des Büros, warf sich fast durch die Klappe in den Schacht und stieß sich beim Hineinkriechen böse die Schienbeine an. Er machte sich nicht die Mühe, die Klappe zu schließen - jede bisherige Vorsicht hatte sich als nutzlos erwiesen -, sondern bewegte sich so schnell voran, wie er nur konnte. Er bog willkürlich ab, ohne auf die peinlich genau installierte Verkabelung zu achten, die seine Ellbogen und Füße beim Vorbeihasten abrissen, und grub sich einen Weg in die labyrinthartige Sicherheit des digitalen Stroms zurück.
47
Tara Stapleton saß in ihrem Büro, machte hinter dem Schreibtisch eine Drehung mit dem Stuhl und starrte das ramponierte Surfbrett an. Die ganze Etage schien verlassen zu sein. Der Korridor hinter der Tür war in gespannte Stille gehüllt. Obwohl Tara eine Schlüsselkomponente in der Unternehmenssicherheit war, wusste sie, dass auch sie hätte gehen sollen. Mauchly hatte vor dem Rio eine diesbezügliche Bemerkung fallen lassen. »Gehen Sie heim«, hatte er gesagt und ihr, was sonst nicht seine Art war, die Schulter getätschelt. »Sie haben einen harten Tag hinter sich, aber jetzt ist es vorbei. Gehen Sie nach Hause und entspannen Sie sich.«
Sie stand auf und ging hin und her. Wenn Sie heimging, würde sie sich auch nicht besser fühlen, das stand fest.
Seit Mauchly sie kurz nach der Mittagspause in Silvers Büro gerufen hatte, war sie in einem Schockzustand. Das, was man ihr erzählt hatte, war ihr unmöglich erschienen: dass Christopher Lash, der Mann, den sie engagiert hatten, um die mysteriösen Todesfälle aufzuklären, höchstpersönlich der Killer war. Sie hatte es nicht glauben wollen; nicht glauben können. Doch Mauchlys maßvoller Ton und der Schmerz in Richard Silvers Gesicht hatten keinen Raum für Unglauben gelassen. Sie selbst hatte Mauchly geholfen, das riesige ihr zur Verfügung stehende Netzwerk von Datenbanken auszuschöpfen und jene
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