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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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da habe ich mich gefragt: Was passiert wohl, wenn ich meinen Avatar wieder in den Tank mit den zahllosen anderen schicke? Kann ich dann nicht auch mein perfektes Ebenbild finden? Oder war ich dazu verdammt, der Typ zu bleiben, vor dem schon alle Mädchen an der Schule zurückschreckten? Die Frage quälte mich allmählich.«
    Silver atmete tief ein. »An irgendeinem Abend habe ich meinen Avatar in den Tank geschickt. Ich wies Liza an, einen für das Überwachungspersonal transparenten Rückkanal zu konstruieren. Aber es kam nicht zu einem Treffer, und nach ein paar Stunden verlor ich die Nerven und zog ihn zurück. Aber da war der Geist schon aus der Flasche. Ich musste es wissen.« Silver schaute auf und fixierte Lash. »Verstehen Sie? Ich musste es wissen.«
    Lash nickte. »Ja. Ich verstehe.«
    »Ich ließ meinen Avatar über längere Zeiträume hinweg im Tank. Mal einen Nachmittag, mal einen ganzen Tag. Aber es passierte trotzdem nichts. Bald hatte mein Avatar erfolglos ganze Wochen im Tank verbracht. In mir kam Verzweiflung auf. Ich zog sogar in Erwägung, meinen Avatar ein wenig aufzupolieren, damit er ansprechender wirkte. Aber was hätte das gebracht? Schließlich ging es nicht nur um die Partnervermittlung - ich hätte doch ohnehin nie den Mut gehabt, wirklich Kontakt aufzunehmen. Ich wollte einfach nur wissen, ob überhaupt jemand existiert, dem an mir gelegen sein könnte.«
    Lash spürte einen Anflug von Entsetzen. Er war zwar nur schwach, aber unbehaglich. »Reden Sie weiter«, sagte er.
    »Und dann, an einem Nachmittag im Herbst . Ich werde es nie vergessen, es war ein Dienstag, der 17. September - informierte Liza mich über einen Treffer.« Im gleichen Moment wichen Schmerz und Furcht aus Silvers Gesicht.
    »Zuerst konnte ich es nicht fassen. Dann schien sich der Raum mit Licht zu füllen. Es war, als hätte Gott sich in tausend Sonnen verwandelt. Ich bat Liza, die beiden Avatare zu isolieren und die Vergleichsroutinen noch einmal laufen zu lassen, damit ich sicher sein konnte, dass es kein Irrtum war.« »Aber es war kein Irrtum«, sagte Tara.
    »Ihr Name war Lindsay. Lindsay Torvald. Ich ließ Liza eine Kopie ihres Dossiers auf meinen persönlichen Rechner überspielen. Ich glaube, ich habe mir ihr Bewerbungsvideo ein Dutzend Mal angesehen. Sie war wunderschön. Was für eine schöne Frau. Und so tüchtig. Ich weiß noch, dass sie gerade eine Reise in die Alpen machen wollte. Wenn ich mir vorstelle, einer solchen Frau würde etwas an mir liegen...«
    So schnell, wie er verschwunden war, kehrte der Schmerz in Silvers Gesicht zurück.
    »Und was ist dann passiert?«, fragte Lash.
    »Ich habe ihr Dossier von meinem Rechner gelöscht, Liza befohlen, Lindsay Torvalds Avatar in den Tank zurückzuschicken, und den meinen entfernt. Für immer.«
    »Und dann?«
    »Dann?« Silver wirkte kurz verwirrt. »Ach, ich verstehe, was Sie meinen. Sechs Stunden später informierte mich Edwin, dass wir das erste Superpaar gefunden hatten. Natürlich hatten wir darüber theoretisiert, aber ich hatte nie geglaubt, dass es dazu wirklich kommen könnte. Noch überraschter war ich, als ich erfuhr, dass Lindsay Torvald die eine Hälfte des Paares war.«
    Lashs Unbehagen war nun wieder da. »Und das hat die Dinge verschlimmert.«
    »Welche Dinge?«
    »Ihre Frustration.« Lash wählte seine Worte sorgfältig. »Dass Lindsay die Hälfte eines Superpaares war, hat nur noch Öl ins Feuer gegossen.«
    »So war es überhaupt nicht, Christophen«: Lashs mulmiges Gefühl wurde stärker. »Dann könnten Sie es mir ja vielleicht erklären.«
    Silver musterte ihn wirklich überrascht. »Soll das heißen, dass Sie nach all dieser Zeit - und allem, was ich Ihnen erzählt habe - noch immer nichts verstehen?«
    »Was soll ich verstehen?«
    »Dass Sie Recht haben. Lindsay wurde wirklich umgebracht.«
    Silvers Aussage stand im Raum - eine finstere Wolke, die sich nicht auflösen wollte. Lash warf Tara einen Blick zu.
    »Aber ich habe sie nicht getötet, Christophen«:
    Lashs Blick wanderte langsam zu Silver zurück.
    »Ich habe Lindsay nicht wehgetan. Sie war der einzige Mensch, der mir Hoffnung gegeben hat.«
    Lash fürchtete sich plötzlich, die nächste Frage zu stellen. Er befeuchtete seine Lippen. »Wenn Sie Lindsay Thorpe nicht getötet haben - wer war es dann?«
    Silver erhob sich vom Bett. Obwohl sie allein im Raum waren, schaute er sich unbehaglich um. Eine ganze Weile sagte er nichts, als würde er innerlich mit sich ringen. Und als er

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