Eden Prophecy
zu verwenden, aber niemand wollte ihm helfen.«
»Er hat trotzdem daran gearbeitet«, sagte Hawker.
»Er hat es ohne ihr Wissen getan. Vielleicht war das dumm, aber was sollte er sonst tun. Als sie es herausfanden, waren sie wütend. Er nahm die Daten, die Proben und was er an Geld auftreiben konnte und floh. Ich hatte gerade mein zweites Jahr in Princeton beendet. Ich wollte ihm helfen. Ich zwang ihn, mich mitzunehmen.«
Sie sah zu der Frau, die das Boot steuerte. »Nadia ging mit Savi. Ich ging mit Vater, erst nach Costa Rica, dann nach Afrika. Wir dachten, an einem Ort ohne Restriktionen könnten wir die Antwort in ein, zwei Jahren finden.« Sie lachte traurig. »Was nicht ganz der Fall war.«
»Deshalb hat er im Kongo immer auf Zeit gespielt. Er dachte, ihr wärt nahe dran.«
»Vater dachte immer, wir seien nahe dran.«
Hawker begann Rangas Fanatismus zu verstehen. Er hatte sich immer gewundert, wie ein Mann gütig und nett wirken und dennoch seine Tochter in dieser Weise in Gefahr bringen konnte. Aber er hatte versucht, das hilflosere seiner beiden Kinder zu retten.
Er warf einen Blick in Richtung der vorderen Kabine, wo das Mädchen schlief. »Wodurch wird es also verursacht?«
»Es gibt verschiedene Typen. In Nadias Fall verkürzen sich Strukturen in ihrer DNA , die wir Telomere nennen, rasend schnell. Wir alle haben sie. Jedes Mal, wenn sich eine Zelle teilt, werden die Telomere kürzer. Das geschieht bei uns allen, doch in ihrem Fall verkürzen sie sich bei jeder Regeneration viel zu stark.
Bei manchen Patienten wirkt sich das nicht so heftig aus; sie bekommen etwa keinen grauen Star oder andere Symptome des Alterns, aber Nadia hat eine Form, bei der praktisch alle Zellen betroffen sind. Ihre Telomere sind so gut wie verbraucht.«
»Verbraucht?«
»Ohne einen Durchbruch wird sie an Altersschwäche sterben, ehe sie zwölf ist«, sagte Sonia.
Die Worte trafen Hawker wie eine Tonne Ziegel. Es erinnerte ihn an ein anderes Kind, das er gekannt und das nie eine Chance zu leben gehabt hatte.
»Dann war alles, das Geld, die Forschung, die Lügen, die er den Leuten erzählte, die etwas anderes von ihm wollten – das alles war also für sie?«
Sonia nickte. »Hättest du weniger getan?«
Hawker sagte nichts und hoffte, er würde ebenso viel tun.
Da er Rangas Besessenheit und seinen merkwürdigen Umgang mit Leuten, die als Wohltäter aufgetreten waren, nun besser verstand, dachte Hawker über die aktuelle Situation neu nach. Ranga hatte heimlich an etwas gearbeitet. Sein Labor in Paris bewies es. Aber wenn die Daten, die Danielle gefunden hatte, stimmten und die Informationen in Rangas Aufzeichnungen zutrafen, dann sah es weiß Gott nicht so aus, als wäre er in die richtige Richtung unterwegs gewesen.
Sonias Unternehmen Paradox schien der Sache schon näher zu kommen, obwohl Hochglanzwerbung und eine schwungvolle Verkaufspräsentation nicht bedeuteten, dass sie tatsächlich den Jungbrunnen entdeckt hatten. Und dann war da noch die Sache mit Versuchsreihe 951.
»Was ist mit Paradox?«, fragte Hawker. »Dein Vater ist als einer der Gründer aufgeführt. Ist das der Grund, warum er die Firma mit aufgebaut hat?«
Ein verächtlicher Ausdruck trat auf Sonias Gesicht. »Vater hat Paradox gegründet, um Geld zu verschieben«, sagte er. »Ich war die Einzige, die erkannt hat, dass wir mehr tun konnten.«
Sonias Tante schaltete sich in das Gespräch ein. »Und er war nie damit einverstanden«, sagte Savi. »Er sagte, es sei zu öffentlich. Er sagte, dass etwas in dieser Art passieren würde.«
»Für ihn«, stellte Sonia klar. »Nach ihm wurde gesucht, nach mir nicht.«
Hawker war offenbar in eine seit Langem schwelende Meinungsverschiedenheit gestolpert. Dafür hatte er jetzt keine Zeit. »Hat deine Firma eine Lösung für Nadia?«
Sonia zögerte. »Noch nicht. Aber wir arbeiten daran.«
»Dann war diese Riesenparty in dem Hotel also …«
»Wir brauchen eine Finanzierung«, sagte sie. »Niemand will das Werner-Syndrom heilen. Zumindest keine Geschäftsleute.«
»Ich hätte gedacht …«
»Die Krankheit ist extrem selten. Es würde zehntausendmal mehr kosten, eine Behandlung zu entwickeln, als man durch ihren Verkauf jemals einnehmen könnte. Selbst wenn man es für eine Million Dollar pro Anwendung verkaufen würde.«
»Kannst du keine Stipendien bekommen?«
»Nicht mit meinem Nachnamen«, sagte sie. »Außerdem wird hier und dort mal ein bisschen Geld Nadia nicht retten.«
Hawker verstand. Wie
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