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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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kurz, ob er weiterbohren sollte. Sie würde es ihm erzählen, wenn er nicht lockerließ. Das war sie ihm schuldig. Aber dann entschied er, dass er es gar nicht wissen wollte. Wenn die Antwort zu schrecklich war, würde sie ihn nur ablenken.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte er.
    »Schlimm genug, damit ich alle Hilfe gebrauchen kann, die Sie uns geben können.«
    McCarter holte tief Luft. »Ich werde mich sofort an die Arbeit machen«, versprach er. »Und mich beeilen.«

29
    Hawker stand am Heck eines fünfzehn Meter langen Kabinenkreuzers, den Savi aus einem der Yachthäfen Dubais steuerte. Hinter ihnen strahlten die Lichter der Stadt in die Nacht, manchmal verhüllt vom Rauch, der vom Fuß des Burj Al Arab aufstieg. Das Gleißen machte es unmöglich, etwas anderes zu sehen. Keine Sterne, nichts auf dem Wasser, das weiter als zwanzig Meter entfernt war. Beim Blick nach vorn wirkte es, als würde man ins Nichts schippern.
    In gewisser Weise passte das zu den Gefühlen, die Hawker zu unterdrücken versuchte. Die Situation erinnerte ihn an die wilde Flucht durch die Republik Kongo bis nach Algerien, als er Ranga und Sonia in Sicherheit gebracht hatte. Doch die Fakten waren damals klar gewesen, zumindest dachte er das. Diesmal kannte er die Fakten nicht, jedenfalls nicht genug davon.
    Er musste Sonia wegen ihres Vaters unter Druck setzen, wegen der Leute, mit denen er sich eingelassen hatte, und wegen der Arbeit, mit der er befasst gewesen war. Das war im Grunde alles, was zählte, aber die plötzliche Wendung der Ereignisse – die Entdeckung, dass Sonia eine Schwester hatte, und der Zustand, in dem sich das Mädchen befand – hatte ihn überrumpelt, in gewissem Sinn blind gemacht für das, was vor ihnen lag.
    Sonia hatte ihre Schwester in die vordere Kabine gebracht, sie hatte ein paar Arzneien mitgenommen und hoffte, sie wieder zum Schlafen bewegen zu können. Das Mädchen schien weder Schmerzen zu haben noch geistig unterentwickelt zu sein. Um sie bei ihrer nächtlichen Fahrt zum Boot abzulenken, hatte Sonia Rechtschreibung und Mathe mit ihr geübt. Dann hatte Nadia zu einem Buch gegriffen und für sich allein zu lesen begonnen.
    Erst hatte er vermutet, ihr gealtertes Aussehen sei vielleicht nur ein rein optisches, kosmetisches Problem, aber dann hatte er gesehen, welche Mühe sie hatte, in das Boot zu steigen; Sonia hatte erklärt, das liege an einem arthritischen Knie. Und die dicke Brille ließ auf eine Sehschwäche schließen, wie sie viele ältere Leute befiel.
    Plötzlich kamen ihm Rangas Fragen nach Vergeltung und göttlicher Strafe in den Sinn, und seine Rede darüber, dass die Menschen zu lange lebten – eine Rede, die Ranga gehalten hatte, ehe Hawker ihn überhaupt kennengelernt hatte, ehe er zu einem Abtrünnigen geworden war. Wenn Hawker die Daten richtig im Kopf hatte, war das in dem Jahr gewesen, in dem Nadia zur Welt gekommen war. Seit damals musste sie bei Savi versteckt gewesen sein, Rangas Schwester und Sonias Tante. Jedenfalls war das Kind nicht mit ihnen in Afrika gewesen.
    Verrückte Gedanken gingen Hawker durch den Kopf. Gedanken, die er gern verbannt hätte, aber es gelang ihm nicht. Konnte es sein, dass Ranga etwas mit Nadia angestellt hatte? Konnte er ihr ein Medikament verabreicht oder bei seinem eigenen Kind mit einer Art Gentherapie experimentiert haben? Konnte es sein, dass Ranga einen Prototyp seines lebensverkürzenden Medikaments hergestellt und zuerst seiner eigenen Tochter verabreicht hatte? Und sie deshalb so schnell gealtert war wie die Ratten, die Danielle in seinem Labor gesehen hatte?
    Er betete, dass es nichts derart Schändliches war, aber völlig ausschließen konnte er es nicht.
    Zum einen wäre es eine Erklärung, warum sich Ranga über göttliche Vergeltung Gedanken machte, obwohl er behauptete, an keinen Gott zu glauben – ein Wissenschaftler, der sich am Code des Lebens zu schaffen macht, was bis dahin dem Allmächtigen allein vorbehalten gewesen war. Es erinnerte ihn an den Pharao, der die Letzte von Gottes Plagen beenden wollte, indem er damit drohte, den Sohn des Moses zu töten und dabei sein eigenes Kind und alle Erstgeborenen Ägyptens umbrachte.
    Die Tür zur vorderen Kabine öffnete sich, und Sonia kam nach oben. Sie ergriff Hawkers Hand und drückte sie dankbar. Er sah in ihr Gesicht. Die Erschöpfung war ihr anzumerken.
    »Ich muss dich das fragen«, sagte er. »Was weißt du über die Männer, mit denen sich dein Vater eingelassen hat?«
    Sonia ließ seine

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