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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Gebildes, klein wie Raupen, bohrten sich in den Boden - der Platz vor den Männern war leer. Nur in der Nase brannte ihnen noch der unerträglich süßliche Gestank. »War das eine Kolonie?« Der Chemiker hob die Hand und rieb sich die Augen.
    Die anderen blinzelten. Sie waren geblendet und sahen noch schwarze Flecken. »E pluribus unum«, entgegnete der Doktor, »oder vielmehr ex uno plures. Ich weiß nicht, ob das gutes Latein ist, aber das ist eben wohl solch ein mehrzähliges Geschöpf, das sich im Notfall teilen kann.«
    »Stinkt entsetzlich«, sagte der Physiker. »Gehen wir weiter.« »Gehen wir«, willigte der Doktor ein. Als sie sich ein Dutzend Schritte von der Stelle entfernt hatten, sagte er unvermittelt:
    »Ich bin gespannt, was geschehen wäre, wenn ich dieses Haar berührt hätte …« »Die Befriedigung deiner Neugier hätte uns teuer zu stehen kommen können«, hielt ihm der Chemiker entgegen. »Vielleicht auch nicht. Dir ist bekannt, wie häufig die Evolution völlig harmlose Geschöpfe in scheinbar gefährliche Formen kleidet.«
    »Hört endlich mit dieser Diskussion auf. Dort drüben wird es heller«, rief der Kybernetiker. »Warum haben wir überhaupt diesen Spinnenwald betreten?« Sie hörten das Rauschen eines Baches und blieben stehen. Als sie weitergingen, wurde das Rauschen lauter, schwächte sich ab, verschwand vollends. Es gelang ihnen nicht, den Bach zu finden. Das Gestrüpp war nicht mehr so dicht, der Boden dagegen wurde weicher, war wie die pelzige Kruste eines Sumpfes und erschwerte das Vorwärtskommen. Manchmal quietschte etwas unter ihren Füßen, als wäre es wassergetränktes Gras, doch nirgends war eine Spur Wasser zu erkennen.
    Unversehens standen sie am Rande einer kreisförmigen Vertiefung mit einem Durchmesser von etwa sechzig Metern. Ein paar acht-füßige Pflanzen standen darin, in größerem Abstand voneinander; sie wirkten sehr alt. Ihre Stiele liefen unten auseinander, als könnten sie die Verdickung in der Mitte nicht mehr tragen. Sie erinnerten dadurch noch mehr an große, vertrocknete Spinnen als jene anderen, an denen die Männer vor kurzem vorbeigekommen waren. Den Boden bedeckten stellenweise rostige, gezahnte Stücke einer porösen Masse, die zum Teil in der Erde staken und von Pflanzentrieben umwuchert waren. Der Ingenieur rutschte den steilen, nicht sehr hohen Hang hinunter - und sonderbar, erst als er unten war, kam seinen Gefährten oben die Vertiefung wie ein Krater vor, wie ein Ort, an dem eine Katastrophe stattgefunden hatte.
    »Wie von einer Bombe«, murmelte der Physiker. Er stand auf dem Wall und sah zu, wie der Ingenieur an die großen Trümmer vor der höchsten »Spinne« trat und daran rüttelte.
    »Eisen?« rief der Koordinator.
    »Nein!« Der Ingenieur verschwand zwischen den ungefügen Bruchstücken eines Teils, das an einen geborstenen Kegel erinnerte. Er trat zwischen den hohen Stielen wieder hervor, die knisternd zerbrachen, als er sie auseinanderbog, und kehrte mit düsterer Miene zurück. Mehrere Hände streckten sich ihm entgegen, er klomm hinauf und zuckte beim Anblick der erwartungsvollen Gesichter mit den Schultern. »Keine Ahnung, was es sein könnte. Ich weiß es nicht. Das da ist leer. Darunter ist nichts. Weit fortgeschrittene Korrosion. Eine alte Geschichte, vielleicht vor hundert, vielleicht auch vor dreihundert Jahren passiert…« Sie schritten stumm um den Krater herum und wählten den Weg durch das Gebüsch, wo es am niedrigsten war. Plötzlich wich es nach beiden Seiten zurück. In der Mitte zog sich ein schmaler Streifen hin. Er war so schmal, dass ein Mensch kaum darauf gehen konnte, eine Art Furche, schnurgerade. Die Stiele zu beiden Seiten schienen zerschnitten und zerdrückt zu sein, die tannenzapfenartigen Verdickungen zum Teil beiseite gedrängt, auf die anderen Spinnenpflanzen, zum Teil auch in den Boden gepreßt. Sie waren völlig platt, trocken, ihre Hüllen knirschten unter den Sohlen wie ausgedörrte Baumrinde. Die Männer beschlossen, dem ausgeschnittenen Trakt durch das Gebüsch im Gänsemarsch zu folgen. Sie mussten zwar die Reste der trockenen Stiele erst beiseite räumen, aber sie kamen doch schneller voran als vorher. Die Schneise führte in großem Bogen immer deutlicher nach Norden. Endlich konnten sie die letzten Pflanzenkrüppel hinter sich lassen, sie hatten die Schonung durchquert. Vor ihnen lag wieder die Ebene.
    Dort, wo der Pfad das Gebüsch verließ, schloss sich ihm eine flache Spur an. Beim ersten

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