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Eden

Eden

Titel: Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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und der Koordinator auseinander. Zwei Panzerplatten, die zwischen dem Turm des Beschützers und einer Kiste mit Bleiziegeln eingekeilt waren, zerschnitten sie mit Hilfe des Lichtbogens, nachdem sie ein Kabel von der Schalttafel des Reaktors aus dem Maschinenraum nach unten gelegt hatten. Der Kybernetiker und der Physiker sortierten alles, was von den entsetzlich knirschenden Wrackteilen freigelegt war. Was sich nicht reparieren ließ, warfen sie zum Schrott. Der Chemiker seinerseits sortierte den Schrott nach Materialarten. Sobald ein besonders massives Konstruktionselement herausgehievt werden musste, warfen alle die Arbeit hin und eilten den Trägern zu Hilfe. Kurz vor sechs war der Zugang zu dem abgeflachten Kopf des Beschützers so weit frei, dass sie seine obere Klappe abschrauben konnten. Der Kybernetiker sprang als erster in das dunkle Innere. Bald darauf bat er um eine Lampe. Sie ließen sie ihm an einem Kabel hinab. Auf einmal hörten sie einen unterdrückten, triumphierenden Schrei, wie aus der Tiefe eines Brunnens. »Sie sind da!« Er steckte für einen Augenblick den Kopf heraus. »Wir brauchen uns nur hineinzusetzen und zu fahren! Die gesamte Installation ist intakt !!« »Na klar, der Beschützer ist doch dazu da, dass er einen Puff verträgt.« Der Ingenieur strahlte, obwohl seine Unterarme vom Schleppen der Kisten mit den Reserveventilsätzen zerschrammt und blutig waren. »Leute, es ist sechs. Wenn wir Wasser holen wollen, müssen wir das gleich tun«, rief der Koordinator. »Der Kybernetiker und der Ingenieur haben alle Hände voll zu tun. Ich denke, wir fahren in der gleichen Zusammensetzung wie gestern.« »Damit bin ich nicht einverstanden!« »Du begreifst doch …«, hob der Koordinator an, doch der Ingenieur fiel ihm ins Wort: »Du verstehst davon genausoviel wie ich. Diesmal bleibst du hier.«
    Sie stritten sich eine Weile, schließlich gab der Koordinator nach. Zur Expeditionsmannschaft gehörten der Ingenieur, der Physiker und der Doktor. Beim Doktor war mit Überredung nichts zu machen, er bestand darauf, mitzufahren.
    »Es ist noch gar nicht raus, wo es sicherer ist, ob hier oder da, falls es darum gehen sollte«, sagte er, verärgert über die Einwände des Ingenieurs, und stieg die stählerne Leiter nach oben. »Die Behälter sind schon vorbereitet«, rief der Koordinator ihnen nach. »Bis zum Bach sind es nicht mehr als zwanzig Kilometer. Kommt gleich mit dem Wasser zurück, verstanden!« »Wenn wir es schaffen, fahren wir gleich noch einmal«, sagte der Ingenieur. »Dann hätten wir vierhundert Liter.« »Wie das mit dem Noch einmal fahren wird, werden wir nachher sehen.« Der Chemiker und der Kybernetiker wollten sie hinausbegleiten, doch der Ingenieur versperrte ihnen den Weg. »Keinen großen Abschied, das hat keinen Sinn. Also, bis nachher. Einer muss oben bleiben. Der kann mitkommen.«
    »Eben, das will ich ja«, sagte der Chemiker. »Du siehst doch, dass ich keine Arbeit habe.« Die Sonne stand schon tief am Himmel. Der Ingenieur überprüfte die Befestigung der Kanister, das Lenkrad und den Vorrat an Isotopenmischung und setzte sich dann vorn in den Wagen. Kaum war der Doktor eingestiegen, richtete sich der Doppelt, der unter der Rakete gelegen hatte, in seiner ganzen Größe auf und schlurfte auf sie zu. Der Geländewagen fuhr an. Das große Geschöpf stöhnte auf und lief hinter ihnen her, mit einer Geschwindigkeit, die den Chemiker verblüffte. Der Doktor rief dem Ingenieur etwas zu, der Wagen hielt. »Was willst du denn«, murrte der Ingenieur, »du wirst ihn doch nicht mitnehmen?« Der Doktor war verwirrt und wusste nicht, was er tun sollte. Er sah den Riesen an, der auf ihn herabschaute, von einem Bein aufs andere trat und krächzende Laute ausstieß.
    »Schließ ihn in der Rakete ein, sonst folgt er uns«, riet der Ingenieur.
    »Oder schläfere ihn ein«, meinte der Physiker. »Wenn er nämlich hinter uns herläuft, kann er noch einen von uns aus dem Wagen ziehen.«
    Das leuchtete ihnen ein. Der Ingenieur fuhr langsam an die Rakete heran. Der Doppelt hüpfte mit seltsamen Sprüngen hinter ihnen her. Der Doktor lockte den Riesen in den Tunnel. Das Durchkommen war beschwerlich. Eine Viertelstunde darauf kehrte der Doktor verärgert und nervös zurück. »Ich habe ihn im Vorzimmer des Verbandsaals eingeschlossen. Da gibt es weder Glas noch scharfe Gegenstände. Aber ich fürchte, er wird toben.« »Na, na«, meinte der Ingenieur, »mach dich nicht lächerlich.« Der Doktor

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