Edens brisantes Geheimnis
anderen typischen Gerüchen der mediterranen Küche brachte ihm lang vergessene Erinnerungen zu Bewusstsein: ein romantisches Essen in seinem Apartment in Chicago. Vor zwölf Jahren. Die Frau, die bei ihm gewesen war, seine Traumfrau schlechthin, Candace Verone. Schlank, mit langen, wohlgeformten Beinen und Bewegungen voller erotischer Anmut. An jenem Abend hatte sie einen Pferdeschwanz getragen, und ein paar ungebärdige Strähnen ihres rotbraunen Haars waren ihm entwischt und ringelten sich neben den hohen Wangenknochen. Sie trug kein Make-up, brauchte es nicht.
Schminke hätte die haselnussbraunen Augen mit den langen dunklen Wimpern und die vollen, natürlich rosa schimmernden Lippen nicht verschönert. Candace war erst neunzehn und ein sensibler Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Wahrheit. Sie wirkte älter, gereift an der unausweichlichen Auseinandersetzung mit den kriminellen Machenschaften, in die die Familie Verone verstrickt war.
Candace Verone. Payne dachte oft an sie. Die Stimmung im Restaurant ließ die Erinnerungen unerträglich lebendig werden. Ihm fiel ein, wie er sich über den Tisch in seinem Apartment gebeugt, ihr einen Löffel mit Tomatensugo hingehalten hatte, der seit Stunden auf dem Herd vor sich hin köchelte. Ja, er schmeckte sogar die perfekte Mischung von frischer Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Knoblauch auf der Zunge. In ihren Augen hatte sich warm das Kerzenlicht gespiegelt, und er wusste noch, wie sie ihn einladend angesehen hatte.
Er hatte ehrlich zu ihr sein wollen, ihr seine Tätigkeit als Geheimagent erklären wollen.
Aber das wäre lebensgefährlich gewesen. Für sie beide. Erst wenn sein Auftrag beendet war, würde er wirklich mit ihr zusammen sein können. Das Schicksal hatte anderes im Sinn. Nach dem Ende der Aktion verschwand Candace und hinterließ nicht die geringste Spur. Er hörte nie wieder von ihr. Der Patriarch, Gus Verone, hatte seine nationalen und internationalen Verbindungen gut genutzt und seine Enkelin so erfolgreich verborgen, dass nicht einmal das FBI sie ausfindig machen konnte. Payne war jeder Spur nachgegangen, jedem Hinweis. Er hätte alles getan, um sie wieder zu sehen, sie in seinen Armen zu halten, ihren weichen, anschmiegsamen Körper an seinem zu spüren ...
„Payne!" Danny-O riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Er nickte der Kellnerin zu, die am Tisch wartete. „Wollen wir Wein zum Essen trinken?"
„Rotwein", sagte Payne. Candace hatte schweren roten Wein bevorzugt. „Einen Liter."
Es gab keinen Grund, auf Alkohol zu verzichten. Er war nicht im Dienst. Die Besprechungen und das Seminar am Nachmittag waren glatt verlaufen, und er hatte vor, morgen früh nach Washington zurückzufliegen.
Danny-O pflanzte seine Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. „Wie war es wirklich?
Ich meine, drin zu sein?"
Payne zuckte mit den Schultern, Dies hier war absolut nicht der richtige Ort, um über verdeckte Ermittlungen zu plaudern. „Einfach ein Job."
„Bist du jemals in Versuchung geraten, dich einzuklinken, den Auftrag sausen zu lassen und Mitglied der Familie zu werden?"
Was für eine Frage war das denn? Ein Loyalitätstest? Er überlegte, ob Danny-O eine bestimmte Absicht verfolgte, als er sich angeboten hatte, Payne die Stadt zu zeigen. „Warum fragst du?"
„Du musst doch zugeben, die Familie hat einiges zu bieten. Geld wie Heu. Gute Weine.
Großartiges Essen." Er deutete auf einen der Tische vor ihnen, wo die hübsche junge Kellnerin gerade einen Korb mit frischem Brot hinstellte. Danny-O zwinkerte ihr vertraulich zu. „Schöne Frauen."
Sie lächelte zurück und ging davon, mit wiegenden Hüften. Für einen Donnerstag waren verhältnismäßig wenige Gäste da, wohl wegen des schlechten Wetters. Payne schaute der Kellnerin nach, die nun durch die Schwingtüren verschwand. Befand sich hinter den Türen die Küche?
Prüfend warf er wieder einen Blick auf Luke Borman, dessen Freundin immer noch nicht aufgetaucht war. Irgendetwas stimmte nicht. Seine geschulten Instinkte warnten ihn davor, länger hier zu bleiben. Er schaute betont auf seine Armbanduhr. „Tut mir Leid, Danny, aber mit dem Essen wird es doch nichts. Ich bin um zehn verabredet."
„Mit wem?" wollte Danny-O wissen.
„Kennst du nicht", antwortete er knapp. Mehr würde er nicht sagen.
„Trink wenigstens ein Glas Wein." Danny-O hob beschwörend beide Hände. „Komm schon, Payne. Für ein einziges Glas wirst du doch wohl noch Zeit haben,
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