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Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk

Titel: Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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etwa einen Fuß in der Höhe mißt und zwei in der Breite. Er baut diesen Hügel aus Erde, Tang und Muscheln; auf dem Gipfel errichtet er dann sein Nest.
    Die Vögel tragen besondere Sorge dafür, daß ihre Nester während der Brutzeit keinen einzigen Augenblick unbesetzt sind; ja eigentlich dauert dies bis zu dem Zeitpunkt, wo die junge Nachkommenschaft kräftig genug ist, um selbst auf sich achtzugeben. Während das Männchen draußen auf dem Meer nach Futter äugt, hält das Weibchen die Wache und wagt sich erst nach der Rückkehr ihres Genossen vom Nest weg. Die Eier bleiben überhaupt niemals unbedeckt, sobald ein Vogel sein Nest verlassen will, läßt sich schon der andere an seiner Seite nieder. Solche Vorsicht wird durch die im Genist vorherrschenden diebischen Neigungen notwendig gemacht, da die Bewohner sich nicht entblöden, einander die Eier bei der ersten besten Gelegenheit wegzumausen.
    Obwohl es einige Brutstätten gibt, an denen Pinguin und Albatros die ganze Bevölkerung bilden, so trifft man doch in den meisten die verschiedensten Seevögel an, die alle Vorteile der Mitbürgerschaft genießen und ihre Nester hier und dort ausstreuen, wo sie eben Platz finden, doch ohne jemals die Nistplätze der größeren Arten in Anspruch zu nehmen. Der Anblick dieser Heerlager ist aus der Ferne sehr eigentümlich. Die Luft über einem solchen Genist ist völlig dunkel von der Unmenge der Albatrosse, vermengt mit kleineren Arten, die unaufhörlich darüber schweben, entweder vom Ozean kommend oder auf dem Weg dahin. Zugleich schiebt sich in den engen Gängen ein Gedränge von Pinguinen hin und her; manche marschieren mit dem ihnen eigenen soldatischen Stelzen auf dem allgemeinen Spaziergrund umher, der das Genist umgibt. Kurz, wie wir es auch betrachten, es kann nichts Erstaunlicheres geben als die überlegende Klugheit dieser gefiederten Wesen, und nichts scheint mehr geeignet, jeden wohlgeregelten Menschenverstand zu allerhand Betrachtungen anzuregen.
    Am Morgen nach unserer Ankunft im Weihnachtshafen nahm der Oberbootsmann, Herr Petterson, die Boote und ging, obwohl es noch etwas früh im Jahr war, auf die Seehundsjagd; der Kapitän und ein junger Verwandter von ihm landeten auf einer öden Landspitze im Westen, da sie irgendein Geschäft, über das ich nichts Näheres erfahren konnte, im Innern der Insel zu erledigen hatten. Kapitän Guy nahm eine Flasche mit, in der ein versiegelter Brief war, und begab sich vom Ort der Landung nach einem der höchsten Gipfel der Gegend. Wahrscheinlich wollte er dort den Brief für irgendein Schiff, das später hier einlaufen sollte, niederlegen. Sobald er außer Sicht war, kreuzten wir – Peters und ich waren im Boot des Maats – die Küste entlang und lugten nach Seehunden aus. Diese Beschäftigung nahm drei Wochen in Anspruch; wir durchsuchten sorgsam jeden Winkel, nicht nur von Kerguelenland, sondern auch an den kleinen Nachbarinseln. Doch hatten unsere Bemühungen nicht viel Erfolg. Wir sahen viele Pelzrobben, aber sie waren sehr scheu, und wir erbeuteten nicht mehr als dreihundertfünfzig Pelze. See-Elefanten gab es in Menge, besonders an der Westküste; aber wir erlegten ihrer nur zwanzig und nur mit großer Mühe. Auf den kleinen Inseln fanden wir zahlreiche behaarte Seehunde; aber wir ließen sie in Ruhe. Wir kehrten am Elften nach dem Schoner zurück, wo wir den Kapitän und seinen Neffen antrafen, die vom Innern eine sehr ungünstige Schilderung gaben; sie nannten es eine der traurigsten und wüstesten Gegenden der Erde. Sie hatten infolge eines Mißverständnisses von Seiten des Unterbootsmannes, der sie in der Jolle hätte abholen müssen, zwei Nächte auf der Insel zugebracht.
    Fünfzehntes Kapitel
    Am Zwölften segelten wir vom Weihnachtshafen ab und kehrten zunächst auf unserem Kurs zurück, indem wir die Marionsinsel, die zur Crozetgruppe gehört, auf Backbord ließen. Ebenso passierten wir die Prinz-Eduard-Insel, die gleichfalls zur Linken blieb. Dann steuerten wir mehr nach Norden und erreichten in fünfzehn Tagen die Inseln von Tristan d‘Acunha in 37° 8‘ südlicher Breite, 12° 8‘ westlicher Länge.
    Diese heut so wohlbekannte Gruppe, die aus drei runden Eilanden besteht, ist zuerst von den Portugiesen entdeckt und nachher von den Holländern (1643) und den Franzosen (1767) besucht worden. Die drei Inseln bilden zusammen ein Dreieck und stehen etwa zehn Meilen voneinander ab, so daß schöne offene Durchfahrten zwischen ihnen liegen. Alle sind

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