Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk
Herrn Thingum. Der Titel des bewunderungswerten Gedichtes von Herrn Bob ist ›Das Bobsche Öl‹, nebenbei erwähnt ein etwas unglücklich gewählter Name, da ein verächtlicher Vagabund, der Beziehungen zur Schundpresse unterhält, der Stadt den Gegenstand durch ein unsagbar minderwertiges Versgeschmiere über dasselbe Thema verekelt hat. Gott sei Dank ist eine Verwechslung der Produkte vollständig unmöglich. Sept., 15-I t.«
Die edle Anerkennung einer so klarblickenden Zeitung wie des »Maulwurf« erfüllte mein Herz mit Wonne. Das einzige, was ich zu tadeln fand, war der Ausdruck »verächtlicher Vagabund«. Ich hätte die Bezeichnung »widerlicher, verächtlicher Tropf, Schurke und Vagabund« für zweckmäßiger gehalten. Das würde, meiner Meinung nach, anmutiger geklungen haben. Auch »diamantgleich« war, wie man wohl zugeben muß, kaum ein Ausdruck von genügender Intensität. Es kam doch darin nicht ganz zum Ausdruck, was der »Maulwurf« offenbar von dem Glanz und der Leuchtkraft des »Bobschen Öles« sagen wollte.
Am Nachmittag desselben Tages, an dem ich mich an den Kritiken der »Eule«, der »Kröte« und des »Maulwurf« erfreut hatte, kam mir ein Exemplar des »Langlebigen« zu Gesicht. Er äußerte sich wie folgt:
»›Der Honigsüße‹!!! Diese prächtige Zeitschrift liegt uns bereits in ihrer Oktobernummer vor. Der Streit um den Vorrang unter den Zeitschriften scheint uns jetzt entschieden, und zwar definitiv. Ein weiterer Vorstoß von seiten der Konkurrenten ›Brummtrommel‹, ›Radau‹ und ›Blechschmiede‹ erscheint uns als ein äußerst abgeschmacktes Beginnen. Sie sind ein für allemal erledigt. Was die Marktschreierei betrifft, so setzen sie allerdings den ›Honigsüßen‹ tief in Schatten, aber in jeder andern Hinsicht ist ihnen der ›Honigsüße‹ überlegen. Wie die berühmte Zeitschrift ihre offensichtlich horrenden Spesen zu decken vermag, geht über unsre Begriffe. Allerdings erscheint sie in einer Auflage von genau einer halben Million Exemplaren, und ihre Abonnentenzahl ist in den letzten zwei Tagen um 75 Prozent gestiegen, aber andrerseits ist die Summe, die sie monatlich für Beiträge aufzubringen hat, von kaum glaublicher Höhe. Es ist uns nicht unbekannt geblieben, daß Fräulein Kleindieb nicht weniger als siebenundachtzigeinhalb Pfennige für ihre letzte Erzählung aus der Revolutionszeit bekam, die den Titel führt: ›Die Großstadt-Pflanze und die Häusler-Unschuld.‹
Die besten Artikel der uns vorliegenden Nummer sind natürlich die des Redakteurs (des hervorragenden Herrn Sauertopf), doch enthält das Blatt außerdem noch großartige Beiträge. Wir finden Namen wie: Snob, Fräulein Kleindieb, Schlauesel, Frau Schwindlian, Saugfinger, Fräulein Spottvogel, und als letzten, nicht geringsten, Fettquaker. Wir fordern die Welt in die Schranken. Sie mag zeigen, ob sie eine so glänzende Versammlung genialer Autoren zum zweitenmal vorweisen kann.
Das mit ›Snob‹ unterzeichnete Gedicht zieht, wie wir besonders betonen möchten, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, und wir müssen zugeben, daß es, wenn möglich, noch mehr und höheres Lob verdient, als es bereits erhalten hat. Dies Meisterwerk der Kunst und der Beredsamkeit führt den Titel ›Das Bobsche Öl‹. Ein oder der andre Leser mag noch eine schwache, wenn auch reichlich widerliche Erinnerung an ein ähnlich betiteltes Gedicht (?) haben, die Freveltat eines Zeilenfuchsers, eines elenden Bettlers, eines Halsabschneiders, der, wie wir glauben, als Küchenjunge bei einem der unanständigen Vorstadtblätter angestellt ist. Wir bitten die Leser, um Gottes willen die Gedichte nicht zu verwechseln. Der Verfasser des ›Bobschen Öles‹ ist, wie uns gesagt wird, der sehr ehrenwerte Thingum Bob, ein hochbegabter Mann und ein Gelehrter. ›Snob‹ ist nur ein ›nom de guerre.‹ Sept. 15-I t.«
Ich konnte meine Entrüstung kaum zurückhalten, als ich die Endzeilen dieser Kritik las. Es war mir klar: die gewundene »Wasch mir den Pelz und mach mich nicht naß!«-Manier, um nicht zu sagen: die sanfte Art, die Schonung, mit der der »Langlebige« das Schwein, den Redakteur der »Bremse«, behandelte – es war mir ganz klar, daß diese milde Sprache von nichts anderm herrühren konnte, als von einer Voreingenommenheit für die »Bremse«. Es lag am Tage, daß der »Langlebige« die Absicht hatte, die »Bremse« auf meine Kosten herauszustreichen. Selbst ein Blinder mußte deutlich erkennen, daß der
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