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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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neuen Tageszeitung zurück, die er unterwegs einem Zeitungsjungen geklaut hatte. Eine abgerissene Ecke war der Beweis, dass sich der Junge den Diebstahl nicht einfach gefallen lassen hatte, sondern um die Zeitung gekämpft hatte.
    »Aber ich war Sieger«, erzählte Algernon triumphierend, nachdem er seine Beute Leyla vor die Füße gelegt hatte. »Ich habe ihm die Hand zerkratzt, danach hatte er vor meinen Krallen Respekt! Leyla, die Zeitung ist für dich. Ich schätze mal, du willst sie erst lesen, bevor wir damit Fell, Funken und Flamme spielen.«
    »Danke«, sagte Leyla knapp und widmete sich gleich der Titelseite.
    »Bist du mir noch böse?«, fragte Algernon mit schmeichelndem Tonfall und legte den Kopf schief. »Es tut mir wirklich leid, ich wollte dich nicht ärgern.«
    »Schon gut«, murmelte Leyla. Sie hatte sich in den Leitartikel vertieft und fing an vorzulesen:
     
    Festakt anlässlich des Baufortschritts der Tower Bridge!
    Vor gut sieben Jahren wurde der Grundstein zur Tower Bridge gelegt, und seitdem gehen die Bauarbeiten an der neuen Brücke zügig voran. Man rechnet damit, dass die Brücke nächstes Jahr pünktlich zur Jahresmitte fertig wird und in Betrieb genommen werden kann.
    Morgen Abend findet ein Festakt statt, bei dem Kronprinz Albert Eduard, Prinz von Wales, und seine Frau Alexandra von Dänemark anwesend sein werden. Queen Victoria lässt sich wegen gesundheitlicher Probleme entschuldigen. Höhepunkt des Abends bildet ein Feuerwerk über der Themse. Es liegt in den fachkundigen Händen von Monty Silver, der sich in den letzten Jahren auf Pyrotechnik spezialisiert hat und schon einige Preise für sein Können gewonnen hat.
     
    »Unser Mister Silver?«, fragte Algernon verblüfft.
    »Scheint so«, erwiderte Leyla. »Ich glaube nicht, dass es noch jemanden in London gibt, der so heißt.«
    »Py…Pyro…technik …« Edgar versuchte, sich an das schwierige Wort zu erinnern. »Was bedeutet das?«
    Leyla musste einen Moment nachdenken. »Das ist die Technik, mit der man Feuerwerkskörper herstellt«, erklärte sie. »Ihr wisst schon, diese leuchtenden Raketen, die in den Nachthimmel steigen und dann wie bunte Sterne glitzern.«
    »Ich kenne nur diese furchtbare Knallerei.« Algernon stöhnte. »Schon beim ersten lauten Bums machen sich meine Beine selbstständig und ich finde mich irgendwo in einer dunklen Ecke oder in einem Mauerloch wieder. Es ist grässlich, ich ertrage so was nicht – und wenn es mal passiert, dann träume ich noch tagelang davon.«
    »Ich war einmal mit meinem Herrn bei einem Feuerwerk«, erzählte Leyla. »Ich glaube, die Queen hatte Geburtstag. Die ganze Zeit durfte ich auf seinem Arm sitzen und er hat mir versichert, dass mir nichts passiert. Ich hatte auch keine Angst, als es um mich ein paarmal geknallt hat. Ich erinnere mich nur an das wunderschöne Schauspiel am Himmel. Dazu spielte ein Orchester. Es war fantastisch.«
    »Ich habe noch nie ein Feuerwerk gesehen«, murmelte Edgar.
    »Du bist ja auch ziemlich jung«, meinte Leyla. »Ich würde mit dir zu diesem Feuerwerk gehen, aber ich glaube, wir nutzen die Zeit lieber anders. Mister Silver wird beschäftigt sein – und wir können uns seine Wachskatzen vornehmen.«
    »Stimmt«, sagte Algernon. Er schien froh zu sein, dass er nicht zum Feuerwerk musste. »Wir sollten die Sache morgen Abend durchziehen. Vorausgesetzt, wir haben bis dahin das Funken-und-Flamme-Dings auf die Reihe gebracht.«
    »Na, dann lasst uns mal loslegen«, meinte Leyla.
    Die vier Katzen versuchten, ihr Fell zum Knistern zu bringen. Es war eine frustrierende Angelegenheit. Bei Edgar knisterte überhaupt nichts, und Sue erging es ähnlich. Algernon konnte endlich einen kleinen Erfolg aufweisen, nachdem er sich lange an einer Holzkiste gerieben hatte: Er erzeugte zwei winzige Fünkchen.
    Bei Leyla klappte es ebenfalls nicht, sie hatte schlechte Laune.
    »Ich muss jetzt erst was essen. Mit leerem Magen geht gar nichts mehr. Kommt jemand mit?«
    Edgar und Sue schlossen sich ihr an, denn sie waren beide sehr hungrig. Edgar dachte an die Mäuse aus seinem Traum, die so frech vor ihm getanzt hatten, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen.

 
     
     
     
     
     
    D ie Sache mit dem Feuer wollte einfach nicht klappen. Obwohl die Katzen lange übten und sich sehr anstrengten, gelang es ihnen kein einziges Mal, ein Stück Zeitung zu entflammen. Algernon, der das dickste Fell von allen hatte, erzeugte inzwischen beachtliche Funken, doch sie erloschen

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