Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)
so ist alles logisch, Algernon. Mister Silver hatte eine schlimme Krankheit und er fürchtete sich zu sterben. Deswegen schloss er einen Pakt mit dem Teufel. Er verkaufte ihm seine Seele und erhielt dafür im Gegenzug seine Gesundheit zurück. Nach ein paar Jahren bereute er seinen Entschluss und setzte sich noch einmal mit dem Teufel in Verbindung, um die Vereinbarung rückgängig zu machen. Der Teufel ließ sich darauf ein, verlangte aber im Gegenzug 999 Menschenseelen. Mithilfe von Schwarzer Magie fand Mister Silver einen Weg, diese Seelen zu bekommen. Dazu verwandelte er sich in den schwarzen Panther, tötete Katzen und machte die Schattenwesen, die dabei entstanden, zu seinen Dienern.«
»Trotzdem. Ziemlich schwere Kost«, knurrte Algernon.
»Es ist die Wahrheit, Al«, entgegnete Leyla. »Ich grübele schon die ganze Zeit darüber nach, was wir dagegen tun können. Vielleicht können wir die Schattenkatzen befreien und damit Mister Silvers Plan zunichtemachen.«
»Meinst du, sie leben noch, wenn wir ihnen das Wachs abgekratzt haben?«, fragte Edgar. »Das Wachs im Kessel war doch heiß! Selbst wenn so eine Katze das Bad übersteht, erstickt sie spätestens unter der Wachsschicht, weil sie nicht mehr atmen kann.«
»Schwierige Frage«, musste Leyla zugeben. »Ich glaube nicht, dass die Schattenkatzen richtige Lebewesen sind. Sie sind eher so etwas wie Geister.«
»Du glaubst also, wir können sie aus dem Wachs herausholen?«
»Einen Versuch wäre es wert. Vielleicht lassen sie dann die Menschenseelen frei. Denn es muss ja einen Grund geben, dass Mister Silver sie in Wachs getaucht hat.«
Edgar überlegte. Er dachte an Emmas Kräuterlikör. Jedes Mal, wenn sie ein Gläschen getrunken hatte, hatte sie die Flasche wieder fest verschlossen.
»Damit nichts von dem Aroma verloren geht«, hatte sie Edgar einmal erklärt.
Konnte es sein, dass Monty Silver die Schattenkatzen praktisch mit Wachs »verschloss«, damit sich die Seelen nicht verflüchtigten und er seine Sammlung von 999 Stück komplett dem Teufel übergeben konnte?
»Wenn du recht hast, Leyla, dann würden wir dem Schlächter einen Strich durch die Rechnung machen«, meinte Algernon. »Vielleicht hört er dann damit auf, die Katzen von London zu ermorden.«
Leyla dachte angestrengt nach. Ihr Gesicht hatte einen konzentrierten Ausdruck angenommen, und ihre Schwanzspitze kringelte sich vor Anspannung ein, streckte sich und rollte sich dann auf die andere Seite.
»Es wird allerdings viel Zeit kosten, die vielen Katzen freizukratzen«, sagte sie dann. »Ich habe meine Zweifel, ob wir das in einer einzigen Nacht schaffen. Mister Silver darf nicht im Haus sein und er bleibt ja immer nur ein paar Stunden weg.«
»Es müsste irgendwie schneller gehen«, murmelte Algernon.
Jetzt mischte sich Sue ein. Edgar hatte gedacht, sie würde schlafen, dabei hatte sie mit geschlossenen Augen zugehört.
»Hitze«, sagte Sue. »Bei Hitze schmilzt das Wachs, und die Katzen kommen frei.«
»Gute Idee!«, lobte Leyla sie.
»Sollen wir die Katzen vielleicht auf den Herd setzen?«, schlug Algernon vor.
»Wir könnten uns immer vier Stück auf einmal vornehmen«, meinte Leyla. Edgar sah ihr an, dass sie im Kopf rechnete. »Es dauert vielleicht zehn Minuten, bis das Wachs schmilzt. Aber es sind so viele Katzen … Und wir bräuchten eine Menge Holz, um den Herd die ganze Zeit zu heizen …«
»Es würde trotzdem die ganze Nacht dauern«, bemerkte Edgar, der ebenfalls gerechnet hatte. »Wenn du recht hast und zehn Minuten reichen, um das Wachs flüssig zu machen, können wir 24 Katzen pro Stunde befreien. Es sind aber mindestens 200 Katzen, das heißt, wir brauchen mindestens acht bis neun Stunden …«
»Mir wird von deinen Zahlen ganz wirr im Kopf«, beschwerte sich Algernon. »Bist du sicher? Lasst uns doch einfach anfangen, dann sehen wir weiter.«
»Nichts da, Al.« Leyla schüttelte den Kopf. »So eine Aktion muss gut geplant werden.«
»Feuer«, warf Sue ein.
»Wie?« Edgar wandte den Kopf.
»Feuer«, wiederholte Sue. »Wenn es brennt, schmelzen alle Wachskatzen in kurzer Zeit.«
Einige Sekunden lang herrschte Stille im Keller. Dann sagte Algernon: »Das ist eine geniale Idee!«
Edgar sah, wie Leyla mit sich kämpfte. Das Feuer im Antiquariat hatte schmerzhafte Erinnerungen hinterlassen. Wahrscheinlich war sie von Sues Vorschlag alles andere als begeistert.
»Wir wissen, dass es ein gefährlicher Vorschlag ist«, sagte Sue. »Die Villa könnte dabei
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