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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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kommen zu spät.« Sie bekreuzigte sich.
    »Warum ist es hier denn so dunkel?«, fragte der Mann und versuchte, über seine Frau hinwegzusehen. »Spart sie wieder an Kerzen? Und wie kalt es ist! Warum hat sie den Ofen nicht angestellt?«
    »Schschsch, Henry, sprich doch nicht so laut!«, mahnte die Frau. »Sie sitzt in ihrem Schaukelstuhl. Ich glaube, sie ist …«
    »Tot?«, dröhnte Henry. »Aber das Katzenvieh hockt doch noch auf ihrem Schoß!« Er schob seine Frau zur Seite und trampelte ins Zimmer. »Runter mit dir, du verdammtes Biest!«, schnauzte er Edgar an und wedelte mit seinem Arm. »Geh von ihr weg, du Teufelsbraten!«
    So hatte noch niemand mit Edgar gesprochen! Mit einem Satz sprang der Kater auf den Boden und starrte den Mann fassungslos an. Henry trat nach ihm, aber Edgar wich aus und flüchtete mitten durch die Beine der Frau in den Flur. Sie kreischte erschrocken auf. Edgar geriet in Panik. Da die Wohnungstür offen stand, huschte er ins Treppenhaus. Aus lauter Angst, dass die beiden ihm folgen und ihn treten oder schlagen könnten, sprang er die Treppe hinunter, zwei Stockwerke, bis er vor der geschlossenen Haustür stand. Dort konnte er nicht weiter. Er drückte sich in eine dunkle Ecke und hoffte, dass ihn niemand finden würde.
    Im Haus wurde es laut. Schritte, Poltern, aufgeregte Stimmen. Türen klappten. Ein Möbelstück wurde gerückt. Etwas schleifte über den Boden. Edgars Fell sträubte sich, es fiel ihm schwer, still zu stehen.
    Nach einer Weile kam der Nachbar die Treppe herunter. Der Kater machte sich ganz klein, um nicht von ihm gesehen zu werden. Doch Henry beachtete ihn gar nicht. Er schien es eilig zu haben, öffnete die Haustür und war draußen, bevor Edgar reagieren konnte. Der kleine Kater hätte das Haus gern verlassen, aber die Tür fiel vor seiner Nase zu – und allein konnte er sie nicht öffnen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als in seine Ecke zurückzukehren und zu warten.
    Es dauerte gar nicht lange, bis der Nachbar zurückkam, gefolgt von einem dicken Herrn, der einen dunkelbraunen Gehrock und einen Zylinder trug. Der Duft nach Kampfer, der ihn umgab, war Edgar vertraut. Er kannte den Herrn. Es war der Doktor, der gelegentlich zu Emma kam, mit seinem schwarzen Lederkoffer und dem Stethoskop. Meistens ließ er ein kleines Fläschchen mit Tropfen da, nachdem er sich eine halbe Stunde mit Emma nett unterhalten und einen Kräuterlikör getrunken hatte. Und immer streichelte er Edgar und sagte ein paar freundliche Worte zu ihm.
    Edgar nahm an, dass der Doktor auch jetzt einen Kräuterlikör mit Emma trinken wollte, und folgte den beiden Männern die Treppe hinauf, respektvoll Abstand haltend. In Emmas Wohnung hatten sich inzwischen etliche Hausbewohner versammelt. Jemand hatte ein paar Kerzen angezündet, der Geruch von Wachs lag in der Luft.
    Emma saß nicht mehr in ihrem Schaukelstuhl, sondern lag auf dem Sofa, auf dem sie nachts auch schlief. Sie sah seltsam aus – die Hände gefaltet, als wollte sie beten. Sie hatte die Augen fest geschlossen und machte nicht den Eindruck, als wollte sie gleich mit dem Doktor einen Kräuterlikör trinken.
    Der Doktor kniete sich neben das Sofa. Er nahm das Stethoskop aus seinem Lederkoffer, drückte den Trichter auf Emmas Brust und hielt sein Ohr gegen das andere Ende des Rohrs. Die Leute im Raum, die sich leise unterhalten hatten, verstummten. Alle Augen waren auf den Doktor gerichtet.
    Dieser lauschte, schüttelte dann den Kopf und sagte: »Ich kann nichts mehr tun. Möge Miss Sallow in Frieden ruhen.«
    Wie auf ein Kommando fingen einige Frauen an zu schluchzen, während sich der Doktor erhob. Er schaute im Raum umher – ob er den Kräuterlikör suchte? –, dabei fiel sein Blick auf Edgar.
    »Tja, und was wird jetzt wohl aus dir, Kleiner?«
    Alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den Kater. Henry, der hinter seiner Frau gestanden hatte, trat einen Schritt vor und zischte: »Bist du schon wieder da, du Vieh?«
    Jemand sagte: »Schwarze Katzen bringen Unglück!«
    Eine Frau bückte sich, um nach Edgar zu greifen.
    Der Kater fauchte. Dann drückte er sich an die Wand, huschte in Schlangenlinien zwischen den Leuten hindurch – hinaus zur Treppe, hinunter zur Haustür, die just in diesem Moment von außen geöffnet wurde. Mit einem großen Satz sprang Edgar durch die offene Tür ins Freie.

 
     
     
     
     
     
    F euchte Kälte empfing den kleinen Kater. Es begann gerade erst zu dämmern, aber auf den Straßen war es schon

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