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Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Edgar und die Schattenkatzen (German Edition)

Titel: Edgar und die Schattenkatzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliese Arold
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vernichten konnten.
    Eben noch hatte er sich für sein gelungenes Feuerwerk feiern lassen. Der Kronprinz selbst hatte ihm die Hand gedrückt und ihm gratuliert, und seine Frau hatte Monty Silver sogar zum Tee nach Windsor Castle eingeladen. Mister Silver lechzte nach gesellschaftlicher Anerkennung. Vielleicht würde er bei diesem Besuch sogar Queen Victoria persönlich kennenlernen …
    Er war das Kind armer Eltern und hatte sich mühsam hocharbeiten müssen. An Geld fehlte es ihm inzwischen nicht mehr, doch er sehnte sich danach, sich in besseren Kreisen zu bewegen und beispielsweise vornehme Klubs zu besuchen, zu denen ihm der Zutritt bisher noch verwehrt war.
    In angenehmer Laune hatte er die Veranstaltung verlassen und einen Omnibus genommen, um nicht den ganzen Heimweg zu Fuß zurücklegen zu müssen. Unterwegs hatte er von einer eigenen Kutsche geträumt, die er sich vielleicht bald leisten konnte. Inklusive Kutscher natürlich.
    Einige Straßen vor dem Park war er ausgestiegen und den restlichen Weg zu Fuß gegangen. Dann war ihm plötzlich der Geruch nach Rauch entgegengekommen. Wenig später hatte er den Feuerschein gesehen.
    Seine Villa! Sein Zuhause, seine Zufluchtsstätte, sein Laboratorium mit der wertvollen Sammlung! All das war jetzt in allergrößter Gefahr!
    Seine Hand zitterte, als er den Schlüssel in das Schloss der Eingangstür steckte. Er bekam kaum Luft, so schnell war er gelaufen. Außerdem drang Rauch in seine Kehle und reizte Mund und Augen. Egal! Er musste retten, was zu retten war – obwohl ihm sein Verstand zurief, dass er damit ein großes Risiko einging.
    Fahrig betrat er die Eingangshalle. Hitze und Rauch schlugen ihm entgegen. Er achtete nicht darauf, denn er konnte nur daran denken, was gerade im Keller passierte. Die Wachskatzen, die gesammelten Seelen! Das Feuer würde alles zerstören!
    Voller Panik rannte er die Kellertreppe hinab. Aus dem Laboratorium schlugen ihm Flammen entgegen. Sie griffen nach ihm, nach seinem Mantel. Zu spät fiel Mister Silver ein, dass noch zwei Feuerwerkskörper in seinen Taschen steckten. Er griff hinein, um die explosiven Gegenstände zu entfernen. Da leckten die Flammen schon an der Zündschnur …
    Alles ging blitzschnell. Ein ohrenbetäubender Knall zerriss die Luft. Mister Silver spürte einen stechenden Schmerz. Gleich darauf merkte er, wie er die Kontrolle über sich verlor und sich in einen Panther verwandelte. Bisher hatte er sich immer bewusst und mit Absicht verwandelt, nie war es von allein geschehen. Aber jetzt wurde er von der dunklen Magie, die er selbst herbeigerufen hatte, überwältigt …
    Flammen tanzten um den riesigen schwarzen Panther. Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen. Er stieß einen grässlichen Laut aus, als er das heiße Wachs zu seinen Füßen bemerkte. Nun erlebte er am eigenen Körper das, was er den Schattenkatzen angetan hatte: ein Bad aus Wachs!
    Der Panther warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Schmerz. Er spürte, wie sich in seinem Innern etwas löste und sich den Weg in die Freiheit suchte. Durch seinen geöffneten Rachen schlüpfte ein kleines, lebendiges Ding, eine Art Falter. Er schillerte in allen Regenbogenfarben. Ein zweiter Falter folgte, danach kamen weitere. Sie tanzten durch das Flammenmeer. Das Feuer und die Hitze schien ihnen nichts auszumachen …
    Die Seelen der Katzen … sie verließen den Körper, der sich der Schwarzen Magie verschrieben hatte. Sie gaukelten durch den Raum, ein buntes Ballett, das sich über die wiedergewonnene Freiheit freute.
    Als der letzte Falter aus seinem Rachen geflohen war, brach der Panther zusammen und versank in dem Meer aus Wachs, das sich auf dem Boden ausgebreitet hatte. Er streckte sich ein letztes Mal, dann lag er still.
    Die Flammen hatten inzwischen das Erdgeschoss erreicht. Sie fraßen alles, was brennbar war – die Sessel im Salon, die Tische, die Wandteppiche. Fensterscheiben zersprangen, Holzbalken barsten mit einem Funkenregen …
    Den bunten Faltern machte das alles nichts aus. Sie tanzten durch die Räume, durch die Fensteröffnungen, über den Schnee im Park … Eine flockige Wolke, glitzernd und schillernd wie ein Feuerwerk, fröhliche Irrlichter. Die Wolke machte sich auf den Weg durch London. Und obwohl es aussah, als würden die funkelnden Falter einmal hierhin und einmal dorthin tanzen, so schien der Schwarm sein Ziel genau zu kennen: den alten Friedhof, auf dem die getöteten Katzen vergraben waren.
     
    »Hast du das eben

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