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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich sicher darüber wundern müssen, daß das Auto noch unten vor der Tür wartete. Aber in ihrem Eifer, die Frau zu sehen, die sie so lange gesucht hatte, fielen ihr diese Widersprüche nicht auf, und sie dachte nicht daran, daß dieser Trick Bellamy ähnlich sah.
    Der Wagen bog in eine lange, enge Seitenstraße ein, wandte sich dann nach links, fuhr an den hohen Mauern eines Warenspeichers vorbei und hielt plötzlich vor einer schmalen Passage zwischen hohen Häusern. Sie konnte hinten den Fluß sehen. In der Nähe spielten ein paar schmutzige Kinder Soldaten. Sie wunderte sich im Vorbeifahren, woher der kleine Anführer wohl seinen blitzenden Säbel hatte.
    »Ich glaube, daß das Boot auf Sie wartet, mein Fräulein« sagte der angebliche Detektiv.
    Sie stand unentschlossen da. Der enge Gang erschien ihr dunkel und drohend, und sie konnte nur undeutlich die Umrisse des Bootes sehen.
    »Würden Sie nicht Captain Featherstone bitten, mich hier abzuholen?« sagte sie. Ihr Mut verließ sie plötzlich.
    »Es ist besser, Sie fahren hin, mein Fräulein. Es ist wirklich keine Gefahr. Wahrscheinlich hat der Captain ein Boot von der Themsepolizei geschickt.«
    Aber das stimmte nicht. Sie erkannte es gleich, als sie sich hinten in das zitternde Boot gesetzt hatte. Die Leute der Besatzung sahen gewöhnlich und gemein aus, und ein unangenehmer Geruch von Whisky machte sich bemerkbar.
    »Ich will wieder aussteigen« rief sie und erhob sich. »Bitte lassen Sie mich aussteigen.«
    »Setzen Sie sich hin! Sie werden das Boot zum Umkippen bringen, wenn Sie nicht vorsichtig sind, und wir werden alle ertrinken. Ich glaube nicht, daß Captain Featherstone sehr zufrieden mit Ihnen ist, wenn er erfährt, wie Sie sich benehmen.«
    Es blieb ihr nichts anderes übrig, als stillzusitzen. Sie zitterte und fühlte sich furchtbar hilflos. Sie sah ein Ruderboot, das mit ziemlicher Geschwindigkeit gegen die Strömung ankämpfte. Die Ruder bewegten sich im Rhythmus, fast mit maschinenmäßiger Genauigkeit. Ein Schrei, und sie wäre gerettet gewesen, denn es war ein Patrouillenboot der Strompolizei, aber sie wußte es nicht. Sie erkannte auch die furchtbare Lage noch nicht, in der sie sich befand.
    Sie mußte an einer senkrecht herunterhängenden Strickleiter in die Höhe klettern, um das verlassene Deck zu erreichen.
    »Sie sind alle unten« sagte der Mann, der sie begleitet hatte.
    Sie war etwas außer Atem von der Anstrengung des Kletterns.
    »Ich werde Ihnen den Weg zeigen.«
    Sie folgte ihm über das schmutzige Deck. Er öffnete eine Tür und bevor sie wußte, was geschah, war sie hineingegangen, und die Tür schloß sich hinter ihr. Die Salonkabine war nicht sehr groß und roch unangenehm nach Knoblauch. Die runden Fenster waren dicht geschlossen, so daß nicht ein einziger Strahl der Petroleumhängelampe nach draußen fiel. Sie wollte die Tür wieder aufmachen, aber sie wußte schon, daß ihr Versuch vergeblich war. Wenn sie doch nur daran gedacht hätte, Spikes Revolver mitzunehmen, aber sie hatte es vergessen. Hier konnte sie keine Waffe finden, obgleich sie alles fieberhaft danach absuchte.
    Auf der Treppe erklangen Schritte. Die Tür wurde aufgeschlossen, ein Mann kam herein, schloß die Tür wieder hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Dann sah er Valerie belustigt an.
    »Mr. Smith« sagte sie stotternd, »wo ist Captain Featherstone – und was hat dies alles zu bedeuten?«
    »Was das zu bedeuten hat? Das will ich Ihnen gleich sagen. Wir beide, Sie und ich, werden uns heiraten, und wir fahren nach Rio, um dort unsere Flitterwochen zu verleben.«
    Valerie starrte ihn an.
    »Ich verstehe Sie nicht. Gehen Sie bitte von der Türe weg, ich will an Deck gehen. Ich muß das Schiff verlassen.«
    In ihrer Aufregung versuchte sie, ihn von der Türe wegzuziehen, aber er packte sie, hielt sie in Armlänge von sich ab und lachte ihr ins Gesicht.
    »Nein, meine Liebe, Sie gehen auf eine lange Reise mit mir, und ob Sie mich nun zu Anfang oder zu Ende der Reise heiraten, ist ganz gleich. Wenn Sie sich mir aber widersetzen und mir Unannehmlichkeiten machen –« sein Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich – »dann sollen Sie sehen, was ich mit Ihnen anfange.«
    Seine dicken unförmigen Hände umschnürten ihre Kehle. Sie versuchte sich loszureißen, aber seine grausamen Finger preßten sich um ihren Hals, bis sie keinen Atem mehr holen konnte und ihr das Blut in den Kopf stieg.
    Plötzlich löste sich sein Griff, sie stürzte auf

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