Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze
Familien des Landes gedient hat. Dieser Mensch hat überhaupt keine Lebensart, er besitzt einen der schönsten Speisesäle im ganzen Land und ißt ganz schweinemäßig in seiner Bibliothek. Ein anständiger Herr würde so etwas nie tun – und dann die Mengen, die er vertilgt, man kann drei gewöhnliche Leute davon satt machen. Zum Frühstück trinkt er über einen halben Liter Milch und ißt ein halbes Dutzend Eier.« Und er zählte alles auf, was Mr. Bellamy in seinem gesegneten Appetit verspeiste.
Sein Bericht ließ Mr. Bellamy in einem ganz neuen Licht erscheinen. Bis jetzt hatte Spike noch nicht daran gedacht, daß er aß oder trank oder den Appetit eines anderen Menschen hätte.
»Was hatten Sie denn für einen Streit, daß Sie den Dienst verließen?« fragte Spike. Der Hausmeister erzählte ihm alles.
»Während der Sommermonate war überhaupt kein Gas gebraucht worden, und die Gasgesellschaft schickte eine Rechnung über fünfundzwanzigtausend Kubikfuß. Es war doch wirklich in seinem eigenen Interesse, daß ich ihn darauf aufmerksam machte. Statt mir aber wie ein anständiger Mensch dankbar zu sein, fuhr er mich an wie einen tollen Hund, und diese Behandlung ließ ich mir natürlich nicht gefallen, Mr. Holland.«
Spike lauschte den Klagen des Hausmeisters aufmerksam, aber er legte der Frage der zu hohen Gasrechnung keinen großen Wert bei. Geschickt lenkte er die Unterhaltung wieder auf das nächtliche Gespenst, das in der Burg umging. Aber er konnte nichts Neues herausbringen. Daß in letzter Zeit die beiden Hunde Wacht hielten, wußte er schon und hatte auch einen längeren Bericht darüber in seiner Zeitung erscheinen lassen.
Trotzdem machte er aus der Erzählung des Mr. Wilks einen neuen Artikel, der unter der Überschrift erscheinen sollte:
»Mein Leben in der verhexten Burg.«
Spike kehrte zur Stadt zurück und faßte den Entschluß, nach Scotland Yard zu gehen. Jim Featherstone war in seinem Büro, und Spike wurde sogleich zu ihm geführt, als er sich melden ließ.
»Nun, Holland, was bringen Sie Neues?«
Er reichte Spike die Zigarrenkiste quer über den Tisch, und dieser wählte mit der größten Sorgfalt.
»In Garre Castle hat es Streit gegeben« sagte er. »Der vornehme Besitzer hat seinen Hausmeister hinausgeworfen, weil dieser sich die Gasrechnung angesehen hat. Wenn das vierhundert Jahre früher passiert wäre, hätte man dem armen Wilks ein Hanfseil ums Genick gelegt, und er könnte dann auch unter den Gespenstern erscheinen, die in der Geisterstunde auf Bellamys hinterem Hof miteinander Würfel spielen.«
»Erzählen Sie das alles noch einmal, aber bitte etwas langsamer« sagte Jim. »Ich bin heute morgen nicht ganz auf der Höhe. Zunächst einmal, was war denn mit der Gasrechnung nicht in Ordnung?«
Spike teilte ihm alles mit, und zu seinem größten Erstaunen fragte Jim immer nach neuen Einzelheiten. Er stellte soviel Kreuz- und Querfragen, daß Spike schließlich der Schädel brummte.
»Was haben Sie denn bloß mit dem Gas?« fragte er schließlich. »Sie vermuten wohl, daß Abel eine heimliche Whisky-Brennerei betreibt?«
»Die Gasrechnung ist das Wichtigste, was wir überhaupt von Garre Castle erfahren haben« sagte Jim ruhig. »Ich bin Ihnen für diese Mitteilung sehr dankbar, Holland. Nebenbei bemerkt gehe ich für ein bis zwei Wochen auf eine längere Reise und werde Sie deshalb in nächster Zeit nicht sehen. Aber wenn Sie irgendwelche neue Nachrichten erhalten, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sie meinem Assistenten hier mitteilen würden. Ich werde Sie ihm vorstellen.«
Eine halbe Stunde später kam Spike zu seinem Redakteur.
»Mr. Syme, ich bin jetzt vollkommen davon überzeugt, daß die Aufklärung des Mordes an Creager in Garre Castle gefunden werden wird. Der Alte hat seinen Hausmeister hinausgeworfen, und es wäre das Beste, wenn wir einen von unseren Leuten auf den Posten schieben könnten. Ich würde am liebsten selbst als Hausmeister dorthin gingen, aber ich habe noch niemals in einer solchen Stelle gedient, und Bellamy würde mich an meinen roten Haaren sofort wiedererkennen. Könnten wir nicht Mason oder irgendeinen anderen hinschicken? Wir könnten es doch so arrangieren, daß er von einer Dienstbotenagentur aus angeboten wird.«
»Das ist eine gute Idee« sagte der Redakteur.
Aber dieser Gedanke war auch noch zwei anderen Leuten gekommen und zwar ebenso plötzlich.
16
» V orsätzlicher Mord. Die Anklage richtet sich gegen eine oder mehrere
Weitere Kostenlose Bücher