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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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befriedigt.
    Valerie war froh, als sie das Tageslicht wiedersah.
    »Nun kann ich Ihnen aber wirklich nichts mehr zeigen« wiederholte Abel, als sie zur Halle zurückkamen.
    »Kann ich Sie einmal allein sprechen, Mr. Bellamy?«
    Sie folgte einer plötzlichen Eingebung. Einen Augenblick vorher hatte sie nur den Wunsch gehabt, dieses schreckliche Haus zu verlassen, in das freie Sonnenlicht hinauszufliehen, wieder Lust zu atmen, die nicht an schreckliche Qualen und Sorgen erinnerte.
    Er sah sie argwöhnisch an.
    »Gewiß, Miss Howett« erwiderte er langsam. Dann sah er sich nach den beiden Männern um. »Ich habe Auftrag gegeben, den Tee in der Bibliothek zu servieren. Vielleicht nachher –«
    Sie nickte.
    Wie töricht war es doch von ihr, immer so impulsiv zu handeln. Stets mußte sie ihre übereilten Schritte bereuen. Ihre Anregung tat ihr schon wieder leid, und sie versuchte, eine Entschuldigung zu finden, um der Unterhaltung unter vier Augen aus dem Weg zu gehen.
    Ein Mädchen bediente in der Bibliothek.
    »Wo ist denn Philipp?« brummte Bellamy.
    »Er hat heute seinen freien Nachmittag« antwortete Julius.
    »Wieviel freie Nachmittage hat denn der in der Woche?« begann Bellamy, aber dann unterdrückte er seinen Ärger und spielte die Rolle des wohlwollenden Gastgebers weiter.
    Valerie trat an das Fenster, um die friedliche Umgebung zu betrachten. Sie schaute hinaus auf den wunderbar grünen Rasen, auf die starken Bäume, die sich von der grauen Steinmauer im Hintergrund abhoben. Als Bellamy sie stehen sah und ihre ganze Haltung beobachtete, wäre er beinahe in ein Gelächter ausgebrochen.
    Spike bemerkte es und war neugierig, was der alte Mann sich wohl denken mochte. Aber dann wandte er sich schnell wieder der Betrachtung des Raumes zu und war eifrig bemüht, alle Einzelheiten in sich aufzunehmen. Obwohl dieses Zimmer Bibliothek genannt wurde, konnte man nicht viel von Büchern sehen, nur ein großer Bücherschrank stand in der Nähe der Hinteren Tür. Aber der Raum war schön und hatte trotz der Renovierung seinen altertümlichen Charakter vollkommen beibehalten. Dicke, kleine Wollteppiche lagen über dem spiegelblank polierten Fußboden, um ihm etwas von seiner Kahlheit zu nehmen. Sie waren genau im Ton des polierten Holzbodens gehalten.
    »Der Boden ist aus Stein« sagte Bellamy, der seinen Blicken gefolgt war. »Das würden Sie nicht vermuten. Ich habe das Parkett erst darüber legen lassen, denn Stein ist ein wenig zu kalt für einen Mann meines Alters.«
    Das war die einzige Bemerkung, die er über die Bibliothek machte. Bald darauf erhob sich Spike und ebenso Julius, dem die unerwartete Ehre widerfahren war, an dem Tee teilnehmen zu dürfen.
    »Savini wird Sie unterhalten, Holland, während Miss Howett mit mir spricht« sagte Abel Bellamy. »Ich glaube, unsere Unterredung wird nicht lange dauern, Miss Howett?«
    »Nein, nicht sehr lange« stimmte sie ihm bei.
    Ihr Mut sank mehr und mehr. Am liebsten wäre sie mit den anderen aus dem Raum gegangen, denn die Aussicht, diesem Mann Auge in Auge allein gegenüberzustehen, ließ ihr Blut zu Eis erstarren. »O du Feigling, du Feigling« sagte sie zu sich selbst und war sich böse wegen ihrer Schwäche. Sie hörte, wie sich die Tür hinter den beiden schloß. Bellamy kam zurück. Er hatte die Hände in die Hosentasche gesteckt, die Schultern hochgezogen und stand nun breitbeinig vor ihr, mit dem Rücken an den Kamin gelehnt.
    »Nun, Miss Howett?« begann er mit rauher Stimme und schaute auf sie nieder, »warum wollten Sie mich sprechen?«
    Die feindliche Gesinnung, die sie gegen ihn empfand, gab ihr neue Kraft.
    »Mr. Bellamy« sagte sie ruhig, »ich möchte, daß Sie mir etwas sagen.«
    »Ich werde Ihnen alles sagen, wenn es gut für Sie zu wissen ist« sagte er. Seine Augen flackerten wild.
    »Wo ist meine Mutter?« Sie sprach jedes Wort deutlich und langsam aus.
    Nicht ein Muskel in seinem Gesicht bewegte sich, er sah sie nur unbeweglich an.
    »Wo ist meine Mutter?« fragte sie noch einmal.
    Plötzlich zitterte seine große Gestalt, sein Gesicht wurde dunkelrot, und ein höhnisches Lächeln lag um seinen Mund. Als ob er sich gegen seinen Willen bewegte, erhob er die Hand gegen Valerie, die entsetzt vor seiner Wut zurückfuhr.
    »Wünschen Sie, daß ich noch ein Stück Holz in den Kamin lege, mein Herr?« fragte in diesem Augenblick eine Stimme.
    Bellamy drehte sich zornig zu dem Eindringling um. Es war der neue Hausmeister, der gleichgültig und nicht im

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