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Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze

Titel: Edgar Wallace - Der grüne Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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mindesten erregt dreinschaute.
    Die Anstrengung, die Bellamy machte, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen, war fast übermenschlich. Seine Adern traten auf der Stirn hervor, und er zitterte vor Wut. Aber durch seinen erstaunlichen Willen zwang er sich zur Ruhe.
    »Ich werde Ihnen klingeln, wenn ich Sie hier wünsche, Philipp« sagte er heiser. »Ich dachte, Sie wären ausgegangen.«
    »Ich bin schon frühzeitig wieder zurückgekommen, mein Herr.«
    »Verlassen Sie das Zimmer!«
    Die letzten Worte kamen wie aus der Pistole geschossen. Der Hausmeister neigte sich und ging hinaus.
    Abel Bellamy wandte sich wieder Valerie zu, deren Gesicht auffallend blaß geworden war.
    »Ihre Mutter? Sagten Sie nicht eben so etwas? Davon wollten Sie doch etwas wissen? Ich habe Ihre Mutter niemals gesehen, Miss Howett. Ich habe Ihre Mutter nie gesehen, und auch Ihnen bin ich früher nicht begegnet. Sie hatten ein Zimmer in demselben Hotel in London wie ich, und vermutlich hatten Sie auch ein Zimmer in demselben Hotel in New Jork – es muß ungefähr im Juli 1914 gewesen sein. Viele Leute schrieben mir dorthin, obwohl ich damals in England war. Ungefähr am 14. Juli wurde ein Paket Briefe, das für mich bestimmt war, gestohlen. Vielleicht las der Dieb, der die Briefe nahm, in einem der Schreiben etwas, das ihn auf den Gedanken brachte, ich könnte wissen, wo seine Mutter sei. Das ist möglich. Aber es geht mich nichts an, was Diebe denken, ob sie Männer oder Frauen sind. Und ich weiß nicht, wo Ihre Mutter ist.« Er betonte jede Silbe. »Ich weiß nicht, wo sie ist, wenn sie nicht tot ist und im Grabe liegt. Und selbst wenn ich wüßte, wo sie wäre, würde ich es Ihnen nicht mitteilen, Miss Howett. Ich vermute, daß sie gestorben ist. Die meisten Menschen, deren Spuren man verliert, weilen nicht mehr unter den Lebenden. Es gibt kein besseres Versteck als das Grab. Dort liegt man sicher und wohlverwahrt.«
    »Wo ist meine Mutter?« Ihre Stimme klang hohl und schwach.
    »Wo ist Ihre Mama?« wiederholte er höhnisch. »Habe ich es Ihnen denn nicht eben gesagt? Sie haben ganz verrückte Gedanken in Ihrem Kopf, Valerie Howett. Das kommt nur daher, weil Sie gestohlene Briefe gelesen haben. Wenn Sie einen ihrer Briefe sahen, der an mich adressiert war, dann war es doch außerordentlich leicht, sie zu finden.«
    Mit einer seitlichen Kopfbewegung schickte er sie fort, als ob sie eine Scheuerfrau sei, und sie ging unsicher aus der Tür. Einmal schaute sie sich noch um und sah, daß er düster hinter ihr herschaute. Sein böser Blick war kaum zu ertragen.
    »Was ist los? Was ist passiert?«
    Spike ging auf das taumelnde Mädchen zu und faßte sie am Arm.
    »Ach nichts, ich fühle mich nur ein wenig schwach. Würden Sie so gut sein und mich von hier fortführen, Mr. Holland?«
    Sie sah sich nach dem Hausmeister um, aber er war nirgends zu sehen.
    »Hat er Ihnen etwas zuleide getan?« fragte Spike böse. »Wenn er auch so groß wie ein Berg ist, so will ich doch hin und ihn –«
    »Nein, tun Sie das nicht« wehrte sie ihm. »Bringen Sie mich nach Hause und gehen Sie bitte langsam.«
    Während sie miteinander weggingen, beeilte sich Julius Savini, den neuen Hausmeister zu suchen.
    »Der Alte will Sie sehen« sagte er leise. »Er ist fürchterlich wütend.«
    »Ich bin auch ein wenig auf ihn geladen« sagte der Hausmeister und ging schnell zu dem aufgeregten Bellamy.
    »Wie heißen Sie?« fuhr ihn der Alte an, als er in die Bibliothek trat.
    »Philipp, mein Herr, Philipp Jones.«
    »Wie oft habe ich Ihnen nun schon gesagt, daß Sie nicht in diesen Raum kommen sollen, wenn ich nicht nach Ihnen schicke?«
    »Ich dachte, die ganze Gesellschaft wäre hier, mein Herr!«
    »Das haben Sie gedacht? Haben Sie denn gehört, was die junge Dame sagte?«
    »Als ich hereinkam, schwieg sie gerade. Ich dachte, Sie zeigten Ihr einige Salontricks, mein Herr.«
    Kein Muskel in dem Gesicht des Hausmeisters bewegte sich.
    »Was haben Sie gedacht?« fuhr Bellamy ihn an.
    »Aus der Haltung Ihrer Hände schloß ich, daß Sie ihr einige Kunststücke vormachten. Selbst in vornehmen Familien zeigten die Herren ihren Gästen gerne Salontricks« sagte der Hausmeister und nahm eine Krume von dem Kaminteppich auf. »Es tut mir sehr leid, daß ich de trop war.«
    »Was haben Sie da gesagt?« fragte Abel völlig verblüfft.
    »Das war ein französischer Ausdruck.«
    »Der Deibel soll Sie holen, wenn Sie nochmal französische Ausdrücke gebrauchen« brach Bellamy los, »und

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