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Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse

Titel: Edvard - Mein Leben, meine Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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noch rumstehen.«
    »Die stehen hier rum, damit ich nicht vergesse.«
    »Ah«, sage ich, obwohl ich nicht verstehe, was er meint.
    »Meine Großeltern haben es gebaut. Ich bin in diesem Haus geboren.«
    »Nicht im Krankenhaus?«, frage ich.
    Jetzt lacht er ein bisschen. »Hier, in dem Zimmer direkt über uns«, sagt er. »Meine Mutter hat es nicht mehr bis ins Krankenhaus geschafft. Ich war wohl zu schnell. Und du?«
    Ich zucke die Schultern. »Im Krankenhaus, wie alle.«
    »Wie alle.«
    »Na ja, fast alle.« Ich überlege, wie alt er wohl ist und ob ich ihn das einfach fragen kann.
    »Jetzt bin ich schon sechzig und immer noch hier«, sagt er, und ich erschrecke, weil ich für einen Moment denke, dass er meine Gedanken lesen kann.
    »Was sind Sie denn von Beruf?«, frage ich.
    »Ich war mal Professor«, sagt er. »Aber das ist so lange her, dass es schon gar nicht mehr wahr ist.«
    Also echt, da weiß ich auch wieder nicht, was ich sagen soll. Ich trinke mein Wasser aus, tätschele Pudel den Kopf und sage noch mal: »Danke für die Schuhe, die sind echt super.«
    Er nickt und steht auf. »Ja, und mir tut es leid, dass du immer so ein Pech mit Pudels Haufen hast. Deine Mutter hat mir gesagt, dass es nicht das erste Mal war, sondern …«
    »Ja«, sage ich schnell. »Klar. Aber alles halb so schlimm.« Keine Ahnung, warum ich so einen Blödsinn sage.
    Natürlich ist es schlimm! Ich würde viel lieber sagen:»Mach halt sauber, wenn das Vieh irgendwo hingekackt hat, dann musst du den Nachbarskindern auch keine neuen Schuhe kaufen!«
    Wir gehen zur Tür, und ich verabschiede mich.
    »War nett, dass du da warst«, sagt der Alte. »Dann mal bis bald.«
    Ich nicke und schaue aufs Klingelschild, weil mir gerade einfällt, dass ich gar nicht weiß, wie er heißt. Da steht: Tannenbaum. Lustiger Name, Tannenbaum.
    Es gibt noch einen Tannenbaum. Er heißt Daniel Tannenbaum und war Professor für Astrophysik in Harvard, bis er sich nach einem Urheberrechtsstreit vorzeitig in den Ruhestand zurückzog und nie wieder etwas veröffentlichte. (Steht alles bei Wikipedia.) Ich weiß das so genau, weil er der Verfasser des Astrophysik-Klassikers »Sterne« ist. Meine Bibel. Mein Lieblingsbuch. Vielleicht kennt Tannenbaum ja den anderen Tannenbaum. Muss ihn mal fragen.
    Ich geh mal besser schlafen. Morgen Schule. :-(
    Constanze. :-)
    Henk. :-( :-( :-(

Freitag, 2.9., 19:43 Uhr
    Eine Woche Schule: ganz schlimm.
    Katastrophe 1:
    Constanze trägt nur noch Schwarz, weil Jason gestorben ist, und behauptet, er sei ihr bester Freund gewesen. Es gehen schon Gerüchte um, dass Jason mehr als nur ihr bester Freund war. Constanze hat außerdem Jasons Bruder James mit Mails zugeballert, damit er endlich die Gedenkseite für Jason auf Facebook einrichtet. Ich habe mich (also ihn) tot gestellt. Schließlich hat der Bruder eines kürzlich Verstorbenen nicht endlos Zeit, sich auf sozialen Netzwerken mit einem Mädchen abzugeben, das er nicht mal kennt. Nun hat Constanze die Seite selbst eingerichtet und James als Administrator hinzugefügt. Außerdem hat sie ihm eine Nachricht geschickt: »Bitte lade ganz viele Bilder von Jason hoch, auch welche, als er noch klein war.«
    Wo soll ich denn jetzt Bilder herbekommen?
    Die Jason-Gedenkseite hat schon zweihundert »Gefällt mir«-Klicks. So viele Facebook-Freunde hatte er gar nicht.
    Katastrophe 2:
    Seit Montag gibt es eine neue Sitzordnung.
    Weil Arthur endlos auf dem Klo ist, warte ich, bis sich Anselm an einen Tisch setzt, und setze mich dann schnell an einen anderen. Ich tu so, als würde ich ihn gar nicht sehen, und wühle in meinem Rucksack. Arthur scheint auf dem Klo eingeschlafen zu sein. Ich stecke weiter meinen Kopf in den Rucksack.
    Dann klingeln der Reihe nach so ziemlich alle Handys. Meins auch. Eine MMS von Henk: das Bild, auf dem ichkotze. Alle rollen am Boden vor Lachen, und ich werde natürlich knallrot.
    Von hinten brüllt Piesel, unser Klassenpunk: »Geile Scheiße, fast so genial wie das Bild von mir, als ich bei der Konfirmation meinem Opa auf die Schuhe gekotzt hab!«
    Dann setzt sich jemand neben mich. Ein Typ, den ich noch nie gesehen habe. Offenbar neu.
    »Da ist besetzt«, sage ich.
    »Da war frei«, sagt er.
    »Da sitzt mein Kumpel Arthur«, sage ich. »Der ist nur grad auf dem Klo.«
    »Dann muss er jetzt wohl woanders sitzen.« Der Typ knallt seinen Rucksack auf den Tisch. »Viel ist ja nicht mehr frei.«
    Ich sehe mich um: Es ist nur noch der Platz neben Anselm frei. Anselm hat

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