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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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Judenfrage«, sagte Loeser.
    »Machst du Witze?«
    »Nein. Das Dritte Reich hat mit zweihunderttausend Bahnangestellten acht Millionen Menschen in tausendsechshundert Zügen transportiert. Und das mitten in einem Zweifrontenkrieg. Eine Meisterleistung. Wenn die Leute über die Viehwaggons reden, dann immer so, als hätten die Nazis sie vor allem als Instrumente einer symbolischen Demütigung eingesetzt. Aber diese Viehwaggons haben uns viel mehr zu sagen, wenn wir sie als logistische Notwendigkeit begreifen. Hundertfünfzig Menschen in jedem Waggon, fünfundfünfzig Waggons pro Zug, mindestens vier Tage für jede Reise. Das konnten sie nur leisten, weil die Deutsche Reichsbahn noch aus der Vorkriegszeit auf solche Überkapazitäten ausgelegt war und weil sie so viel Steinkohle hatten und weil die Staatsbahnen von Frankreich, Holland und Belgien so nützlich waren.« Loeser unterbrach sich kurz. »Weißt du, als ich anno ’47 in Washington war, gab es dort keine U-Bahn, aber jetzt bauen sie endlich eine. Und die Wahrheit ist die: Jeder, der heute ein öffentliches Nahverkehrssystem baut, muss viele der Probleme lösen, vor denen damals auch die Nazis standen. Nur zu einem anderen Zweck. Wenn man eine Aufklärungsbewegung lange genug laufen lässt, wird sie irgendwann unweigerlich ganz mit dem Problem beschäftigt sein, wie man Menschen in großer Zahl von einem Ort zum anderen schafft. Warst du ’43 noch in Los Angeles? Beim ersten großen Smog? Ich war damals draußen in Pasadena. Alle gaben den Japanern die Schuld. Sie wollten einfach nicht glauben, dass ihre eigenen Autos sich gegen sie wandten. Im gleichen Jahr fingen die Nazis an, Lastwagen einzusetzen, in denen der Fahrer auf Knopfdruck die Abgase nach hinten umleiten konnte, um die Menschen im Laderaum umzubringen. All diese auf dem Transportweg umgebrachten Menschen – auf gewisse Weise wurden sie durch das Gewicht ihres eigenen Körpers umgebracht, denn je mehr sie wogen, desto mehr Brennstoff verbrauchte der Motor, also hatten sie ein paar Minuten länger zu leben, weil sie schon monatelang hungerten – eine Gleichung mit Masse und Kalorien, wie der ganze Rest der Weltgeschichte …«
    Rackenham wollte Loeser davon abhalten, das weiter zu vertiefen. »Das Straßenbahnnetz in Los Angeles haben sie nie gebaut«, sagte er.
    »Als ich weg bin, habe ich noch daran geglaubt. Ich habe Mildred genommen, damit Gorge nichts für Clowne hatte, also würde Plumridge sich nicht aufhalten lassen.«
    »Und dann?«
    »Dann wurde Plumridge eingezogen. Er hat ’42 fast im Alleingang das Army Transportation Corps aufgestellt. Und es gefiel ihm beim Militär so gut, dass er nie wieder nach Kalifornien ging. Ohne ihn gab es dort niemanden mehr, der sich für ein Straßenbahnnetz einsetzte. Also blieb alles, was ich getan habe, völlig wirkungslos. Vor ein paar Jahren haben sie angefangen, die alten Straßenbahnwaggons vor Redondo Beach ins Meer zu werfen, um für die Fischerei künstliche Riffe zu schaffen. Alle untergegangen, man stelle sich vor. Und was ist der einzige Ort in Kalifornien mit echtem öffentlichem Nahverkehr? Disneyland. In Disneyland gibt es Straßenbahnen und Züge mit Dampfloks und Hängebahnen, funktioniert alles wunderbar.« Er seufzte. »Das steht alles in meinem Buch. Werde ich alles wieder streichen müssen.«
    »Ich hätte niemals gedacht, dass du ein Buch über Völkermord schreibst.« Rackenham wollte das Thema wechseln, aber es interessierte ihn auch: »Wieso ist dir das plötzlich …«
    »Überhaupt wichtig?«, sagte Loeser.
    »Ja.«
    »Ich weiß auch nicht. Das ging langsam. Sehr langsam. Weißt du noch, wie ich damals im Taxi gewettet habe, dass Hitler in meinem Leben nie eine Rolle spielen würde? Ich habe recht behalten. Beinahe. All die Jahre, in denen Geschichte gemacht wurde … Alle hockten in einer Straßenbahn und ich fuhr in meinem Auto nebenher, die Fenster hochgekurbelt, die Klimaanlage und das Radio aufgedreht. Aber ich war nicht der Einzige. Brecht war immer so ›politisch‹, aber was eigentlich los war, hat er genauso wenig verstanden wie ich.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Als er tot war, habe ich ein bisschen von ihm gelesen. Die Gedichte sind gar nicht so schlecht. ›Wir wissen, daß wir Vorläufige sind / Und nach uns wird kommen: nichts Nennenswertes‹.«
    »Und das Gedicht, in dem Los Angeles wie die Hölle ist.«
    »Er ist bis ’47 geblieben«, sagte Loeser. »Viel länger als ich.«
    »Du bist aber früher

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