Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
Vom Netzwerk:
kontrollierten Rahmenbedingungen unterfüttern.«
    Vielleicht konnte Clarendon ihm endlich zeigen, was sein Gespenst von ihm wollte, dachte Loeser. »Können Sie morgen Abend vorbeikommen? Ich wohne in Pasadena, ganz in der Nähe.«
    »Gern. Um sieben. Hinterlegen Sie Ihre Adresse in Throop Hall.«
    »Schon geschehen. Vielen Dank, Herr Dr. Clarendon.«
    Loeser ging wieder die Treppe hinauf und den Flur entlang, der zu Baileys Labor führte. Unterwegs kam er an einem Raum mit angelehnter Tür vorbei, erleuchtet nur vom Zellophanglanz des Mondes; die seltsame nervöse Spannung, das negative Gesumm eines Physiklabors bei Nacht verursachte ihm eine Gänsehaut: die ganzen Apparaturen – all die kleinen Präzisionslampen, dazu bestimmt, die Ritzen zwischen zwei Atomen, zwei Augenblicken, zwei Universen auszuleuchten –, die man nach Feierabend dabei ertappte, wie sie sich im Dunkeln amüsierten; sie waren reglos wie Ambosse, aber man musste nur einen einzigen Schalter umlegen und an einem einzigen Einstellrad drehen, dann fraßen sie wahrscheinlich genug Strom, um in der Villa Gorge die Lichter ausgehen zu lassen. Und trotzdem war die Schärfe dieser Luft selbst in Verbindung mit dem Schrecken, den Clarendon ihm eben eingejagt hatte, kein Vergleich mit der kosmischen Kraft, die ihn durchfuhr, als er sich nach all den Jahren in denselben vier Wänden wie Adele wiederfand, die neben einem der größeren Geräte von Raum 11 stand und sich auf einem Klemmbrett Notizen machte. »Schon wieder bei der Arbeit?«, sagte er auf Deutsch und versuchte, ganz normal zu klingen.
    »Das lenkt mich ab.« Sie legte das Klemmbrett ab und stemmte sich an einem Tisch hoch, um sich hinzusetzen. »Du hast mir noch nicht erzählt, was du in Los Angeles treibst.«
    »Ich habe nach dir gesucht.«
    »Aber ich bin schon fast vier Jahre hier.«
    »Im Telefonbuch stehst du nicht.«
    »Doch. Aber ich habe einen neuen Namen angenommen. Ich hatte es satt, dauernd gefragt zu werden, ob wir verwandt sind. Ich heiße jetzt Adele Hister. Hast du wirklich so lange gebraucht, um mich aufzuspüren?«
    »Habe ich gar nicht. Dich aufgespürt, meine ich. Das war einfach Zufall. Wie bist du hier gelandet? Du hast nicht einmal Naturwissenschaften studiert.«
    »Ich bin aus meiner Wohnung in Hollywood geflogen, also bin ich bei meinem Freund Dick eingezogen. Er ist ein ganz lieber Schwuler aus Wisconsin und macht hier seinen Doktor. Eines Tages hat er mich auf eine Party im Athenaeum Club mitgenommen, als sein ›Date‹, und ich habe den Professor kennengelernt. Wir haben uns den ganzen Abend unterhalten. Er war auf der Suche nach einer Assistentin – einer, die nicht aus dem Institut kam. Und ich weiß noch immer nicht genau, warum, aber ich habe die Stelle bekommen.«
    »Obwohl du nichts von Physik verstehst?«
    »Dick hat mir ein bisschen Nachhilfe gegeben. So schwierig ist es nicht. Und der Professor wollte jemand Fachfremden. Er sagt, die meisten Studenten hätten zu viele Vorurteile, was die Realität angeht.«
    Loeser fiel der Auftrag von Gorge wieder ein. »Woran arbeitet Bailey?«
    »Das darf ich nicht sagen.«
    Er spürte, dass sie angeben wollte. Das machte sie immer. »Adele. Ich bitte dich. Ich bin dein ältester Freund im ganzen Land.«
    »Na gut, du darfst es aber nicht weitererzählen.« Sie beugte sich vor. »Der Professor arbeitet an einer Teleportationsvorrichtung.«
    »Was? Wie Lavicini?«
    »Nein, an einer echten, nicht für Theatereffekte. Man legt einen Gegenstand in die Kammer, stellt alles richtig ein, er verschwindet und taucht woanders wieder auf. Der Prototyp steht kurz vor der Fertigstellung.«
    »Wie blöd muss man sein, um zu glauben, dass Teleportation wirklich funktionieren kann?«
    »Die Juden nennen sie Kefitzat Haderech . Die Moslems nennen sie Tay al-Ard .«
    »Aber das ist Mystik. Wissenschaftlich betrachtet ist es unmöglich.«
    »Nein, Egon. Es hat sich in diesem Gebäude ereignet. Natürlich ist es schwierig. Ich glaube nicht, dass es einem anderen als dem Professor hätte gelingen können, nicht einmal Einstein. Es ist nämlich so, dass man nicht einfach den Gegenstand an einem Ort auslöschen und an einem anderen eine Kopie herstellen kann. Wenn man das mit einem Menschen täte, würde das bedeuten, dass man einfach jemanden umbringt und mit einem wenige Minuten alten Klon ersetzt. Dann würde niemand, der an die Existenz der Seele glaubt – wie zum Beispiel meine Eltern –, den Fuß in eine Teleportationsvorrichtung

Weitere Kostenlose Bücher