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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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niemand weiß das besser als ich, denn ich bin nachts immer hier, und Slate ist auch immer hier. Er putzt nicht. Er schleicht einfach durch die Gegend. Dabei endet seine Arbeitszeit um sechs, aber ich habe ihn noch um zwei Uhr morgens hier gesehen. Manchmal versucht er, sich vor mir zu verstecken.«
    »Hast du keine Angst?«
    »Nein. Es klingt absurd, aber so, wie er mich anblickt – ich weiß einfach, dass er mir nie etwas tun würde. Allen anderen vielleicht, aber mir würde er nie etwas tun. Da bin ich mir sicher.«
    »Ich bin im Keller Dr. Clarendon begegnet.«
    »Ja, er arbeitet auch oft spät. Ich begreife nicht, warum er nicht mehr Angst hat, nach heute Vormittag – allein da unten im Dunkeln.« Sie blickte auf die Uhr. »Ich muss noch ein paar Messwerte ablesen, Egon. Du solltest jetzt gehen. Du bist hier auch nicht sicher.«
    »Ist Ziesel nach Hause gegangen?«
    »Ja.«
    »Dann sind wir beide sicher. Sei nicht albern. Slate kann es nicht sein. Das wäre zu naheliegend. Ich gehe ganz bestimmt noch nicht nach Hause. Was ist denn? Was siehst du da?« Loeser wandte sich um und gab dann einen Laut von sich wie ein Zwergspitz, dem jemand auf den Schwanz getreten ist. Slate persönlich stand in der offenen Tür von Raum 11, schüttelte aus irgendeinem Grund langsam und lange den Kopf und humpelte dann den Flur hinunter außer Sicht.
    »Ich glaube, ich gehe vielleicht doch lieber nach Hause«, sagte Loeser heiser. Er winkte Adele zum Abschied, verließ eilig die Obediah Laboratories und rannte zu seinem Fahrrad.
    Als er wieder über den Del Mar Boulevard fuhr, dachte er über Baileys Teleportationsvorrichtung nach. War es wirklich möglich, dass sie von Liebe angetrieben wurde, wie Adele behauptete? Er fand die Vorstellung abgeschmackt. Loeser hatte seit der Uni keine »Liebe« mehr empfunden und schon lange vergessen, wie sich das anfühlte; der Begriff kam ihm heute so abstrakt vor wie früher als Kind. Begehren war eine ganz andere Sache. Begehren war es, nicht Liebe, was Loeser entwurzelt hatte, was ihn ganz bis nach Kalifornien getrieben hatte. Begehren konnte, wie er glaubte, fast alles entwurzeln. Adele hatte die beiden vermutlich einfach verwechselt, wie es eben so ging. Aber wenn die Teleportationsvorrichtung von Begehren angetrieben wurde, dann musste Adele vor Lust für den wabbeligen alten Professor Bailey unter Hochspannung stehen. Und das war genauso wenig wahrscheinlich. Wenn sie es aber doch tat, bedeutete das dann, dass er sie zu spät gefunden hatte? Bei diesem Gedanken senkte sich ihm ein Bleigewicht in den Magen. Wozu war Frauenzimmer! Und wie man sie flachlegt jetzt noch gut? Vielleicht war er einfach die ganze Zeit auf dem falschen Dampfer gewesen. Ober vielleicht gab es überhaupt keinen Dampfer. Vielleicht gab es keinen Hafen. Vielleicht gab es kein Meer.
    China City
    An der Ecke Ord und Spring gelangte man durch ein riesiges eisernes Tor auf eine gewundene Straße, die sich Dragon Road nannte. Hinter dem Tor gab es auf jedem Dach eine Pagode, alles war rot oder golden und an jedem Nagel hing mindestens ein Band mit aufgereihten Papierlaternen oder Seidenwimpeln. Männer mit flachen, runden Strohhüten zogen Rikschas hin und her und riefen nach Kundschaft.
    »Was ist das denn?«, sagte Loeser, als er aus dem Bus stieg.
    »China City«, sagte Blimk. »Hat eben aufgemacht, und ich wollte mal hin.«
    Als Loeser gestern Abend zu Hause gewesen war, hatte er nicht schlafen können. Marshs Leiche mit dem herausgerissenen Herzen war ihm im Kopf herumgespukt, gemeinsam mit dem in der offenen Tür kauernden Slate, und fast hatte er sich nach dem vertrauten Rascheln des Gespensts auf dem Dach gesehnt. Und so hatte er sich an jenem Morgen – nachdem er sich so lange im Bett herumgewälzt hatte, dass seine Laken jeden nur denkbaren Zustand der Zerwühltheit durchlaufen hatten und beim Aufstehen sogar wieder glatter waren als vor dem Zubettgehen – angezogen, hatte einen Pott Kaffee beseitigt und war in eine Straßenbahn zu Blimks Laden gestiegen. Als er dort ankam, arbeitete ein Klempner am undichten Rohr neben Blimks Schreibtisch und machte zu viel Lärm, als dass die beiden sich auf ihre Lektüre hätten konzentrieren können, also beschlossen sie, den Laden für ein paar Stunden dichtzumachen und einen Bus in die Innenstadt zu nehmen. Blimk hatte ein Auto, nahm aber auf Loesers Beförderungsängste Rücksicht.
    Als Harry Chandler den Einfluss der LA Times benutzt hatte, um sicherzustellen, dass die

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