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Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort

Titel: Egon Loesers erstaunlicher Mechanismus zur beinahe augenblicklichen Beforderung eines Menschen von Ort zu Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beauman Ned
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setzen. Also muss man das Objekt selbst bewegen, es wirklich bewegen. Aber man darf es nicht durch den Raum dazwischen bewegen. Es muss sich an einem Ort befinden und dann – zack! – plötzlich an einem anderen. Es muss von einer Sekunde auf die andere den Standort wechseln. Na ja, was ist denn schon ein Standort? Jedenfalls keine Funktion des Raums. So etwas wie Raum existiert genauso wenig wie Äther. Der Raum besteht aus Gegenständen, und ihre Position ist eine Funktion dieser Gegenstände. Wenn man also – der Professor warnt mich immer vor der Vermenschlichung der Natur, aber manchmal kommt man nur schwer darum herum –, wenn man also einen Gegenstand dazu bringen kann, seine alte Position zu vergessen , und ihn dann zu seiner neuen Position überreden kann, dann ist das Teleportation. Wie aber erreicht man das? Nun, der Professor hat einmal zu mir gesagt: ›Adele, was ist die eine Sache auf der Welt, die fast alles entwurzeln kann?‹«
    »Und?«
    »Er wollte es mir nicht sagen. Manchmal hat er seine Geheimnisse. Aber ich weiß es. Ich habe es herausbekommen. Es ist die Liebe, Egon. Die Liebe kann fast alles entwurzeln.«
    »Du glaubst, man bekommt die Teleportationsvorrichtung mit Liebe zum Laufen?«
    »Ja. Sie funktioniert, weil … Ach, Egon, ich liebe ihn!«
    »Wen?«
    »Den Professor natürlich. Ich liebe ihn! Er ist der tollste Mann, dem ich je begegnet bin. Er ist so schlau und nett und ehrlich und passioniert!« Allein beim Sprechen darüber wand sie sich vor Genuss wie jemand, der zum ersten Mal einen neuen Pelzmantel anprobiert. »Und tapfer ist er auch! Du hast gesehen, wie er sich gehalten hat, nach allem, was passiert ist. Und dann, als du weg warst, musste ich weinen, und er kam nach oben und wusste genau, was er sagen musste. Ich liebe ihn so sehr. Ich denke an ihn, wenn ich zu Bett gehe, und ich denke an ihn, wenn ich aufwache, und dann darf ich den ganzen Nachmittag mit ihm verbringen. Was für ein Glück ich habe, dass er auch an den Wochenenden hier arbeitet – freie Tage ertrage ich nicht.«
    »Und fickst du ihn?«
    Sie schnaubte. »Nein, das tue ich nicht, du Reptil! Wir haben noch nicht einmal bedeutungsvolle Blicke gewechselt. Er hat keinen Schimmer davon, was ich für ihn empfinde.«
    »Warum sagst du es ihm nicht?«
    »Unmöglich. Ich würde mich zu sehr schämen. Ich weiß, dass ein Genie wie er sich nie für ein Mädchen wie mich interessieren würde. Er würde natürlich ganz lieb sein, aber wenn er es herausfinden würde, wäre es einfach vorbei mit mir.«
    »Aber, Adele, du bist die erlesenste Frau, die mir je begegnet ist. Und er ist nur ein langweiliger Wissenschaftler.«
    »Da sieht man, wie oberflächlich du bist, Egon. Er ist ein großer Mann. Er hat eine Teleportationsvorrichtung erfunden.«
    »Das habe ich zufällig auch.«
    »Aber diese hier wird Geschichte machen.«
    »Und sie funktioniert, weil du so sehr in ihn verliebt bist? Und in wen ist er verliebt?«
    »In niemanden«, erwiderte Adele mit einem Anflug hypothetischer Eifersucht. »Sein Herz gehört der Wissenschaft.«
    »Und funktioniert sie bei ihm auch?«
    Adele biss sich auf die Zunge. »Das tut sie nicht.«
    »Bei ihm funktioniert sie nicht?«
    »Nein.«
    »Aber wenn die Maschine durch Liebe angetrieben wird und er nicht weiß, dass du ihn liebst, wie erklärt er sich dann die Tatsache, dass sie bei dir funktioniert und bei ihm nicht?«
    »Das weiß er nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    Jetzt konnte sie ihm nicht mehr in die Augen blicken. »Er glaubt, dass sie bei ihm funktioniert. Ich führe immer die Experimente für ihn durch, und er ist so bezaubernd zerstreut, dass ich manchmal, wenn er nicht aufpasst …«
    »Du fälschst die Ergebnisse?«
    »Ja. O Gott, Egon, sieh mich nicht so an. Ich helfe bei den Ergebnissen ein wenig nach, weil ich es nicht mit ansehen könnte, wenn er den Mut verlieren würde. Ich betrüge ihn nicht richtig. Er glaubt, dass die Teleportationsvorrichtung funktioniert, und das tut sie auch. Das weiß ich, weil ich sie jede Nacht teste. Ich lege Sachen hinein, und sie verschwinden, ganz wie es sein soll.«
    »Woher weißt du, dass sich hinter deinem Rücken niemand daran zu schaffen macht?«
    »Das geht gar nicht. Ich führe es dir vor.«
    Sie sprang vom Tisch, führte ihn nach hinten und stieß eine schwere Stahltür auf, die neuer aussah als der Rest der Laboreinrichtung. Die Kammer dahinter war ungefähr so groß wie ein Waschraum. Wände, Boden und Decke waren mit gummierten

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