Ehe auf krummen Beinen
ihre Begabung auskommen müsse. Dann sah er sich mit ungeheurer Geduld Renis eigene Entwürfe an und fand sie einmalig. Anschließend kamen die Bilder. Topsy und ich saßen auf dem dritten Stuhl und konnten zusehen.
Reni im Abendkleid, Gesicht wie eine Millionärstochter. Reni im Strandanzug, freundlich in die Sonne und zur Linse blinzelnd. Reni im Auto, das Mädchen Rosemarie war nichts dagegen, im Gebirge mit Skistock und in der Bar mit Sektglas, auf dem Markt, wo die Gemüsefrau viermal so dick war wie sie, und Reni im Wasser, und den Bikini konnte man in einer Puderdose verstecken. Zum Schluß wurde die Ausrüstung immer spärlicher. Reni in Unterwäsche, Nachthemd und Schlafanzug, Träume aus Nylon und Seide, je teurer desto durchsichtiger. Und endlich, wenn auch keusch und künstlerisch fotografiert, Reni mit nichts, um nicht zu sagen überhaupt nichts, nicht mal mit Watte im Ohr.
«Das dürfen Sie eigentlich gar nicht sehen», sagte sie, und hielt Dan das Album vor die Nase.
«Fabelhafter Stoff, dieses Kleid», murmelte er. «Und nicht teuer. Wo kriegt man das?»
Reni antwortete nicht, sondern sah ihm über ihr Glas hinweg tief ins Auge, und mir wurde klar, wo man das kriegen konnte. Noch machte Dan einen standhaften Eindruck, aber die Zeit verging, und die Flüssigkeiten schwanden dahin. Er tanzte mit Reni zur Plattenmusik, hielt sich an ihr fest, keine Spielkarte hätte man zwischen sie zwängen können. Nach einigen weiteren Schnäpsen bot er ihr das brüderliche Du an, und sie willigte verschämt ein und küßte ihn dann, bis er keine Luft mehr bekam. Gleichzeitig fing Topsy an, mit mir zu schmusen und meine Grundsätze zu unterhöhlen. O Loni und Eva! Wohin sind wir geraten!
Zunächst hielt es Dan noch mit dem Schnaps und wurde langsam aber sicher blau. Reni tat nichts, um diese Entwicklung zu stoppen. Sie wußte, daß es völlig verfehlt ist, einem Mann gleich zu Anfang den Alkohol wegzunehmen. Damit muß man warten. Sie setzte sich auf seinen Schoß und versorgte ihn in regelmäßigen Abständen mit Bacardi-Rum, und zwischendurch verteilte sie den kußechten Lippenstift in seinem Gesicht. Der neue Tag war längst angebrochen. Im Radio klimperte ein einsamer Pianist. Die Bude war verqualmt wie ein Bahnhof. Ich lag träge auf dem Teppich, das Haupt an Topsys Brust. Dan hing mit Glasaugen in seinem Stuhl. An den Heimweg war unter diesen Umständen nicht zu denken. Reni ergriff entsprechende Maßnahmen.
Sie öffnete das große Kippfenster, um uns neuen Sauerstoff zuzuführen. Sie zog den Vorhang neben dem Schrank zurück. Die Bettnische wurde sichtbar. Ein Doppelbett war nicht darin. Unter dem Bett lag ein Fell, etwa so eins, wie Topsy es trug. Ohne Zweifel ihr Nachtlager und meine Bewährungsprobe.
Ich mußte Zusehen, wie mein armer Herr seiner Kleidung beraubt wurde. Seine Abwehrbewegungen waren nur schwach, und gegen Renis Branchenkenntnisse kam er nicht an. Nur wenig durfte er anbehalten. Sie schleifte ihn herüber zum Bett. Er geriet in die Horizontale, und gleich darauf war er weg. Die Vollnarkose war eingetreten.
Reni räumte den Tisch ab. Dann lief sie ins Bad. Als sie zurückkam, sah sie aus, wie das drittletzte ihrer Albumbilder. Wenig Nylon und viel Figur. Na dann gute Nacht.
«Los, ihr beiden», flüsterte sie. «Unters Bett. Marsch!»
So wurde ich gezwungen, mit Topsy ins Bett zu gehen. Der Himmel ist mein Zeuge, daß ich nicht mit diesem Vorsatz hergekommen war. Was blieb mir übrig. Meinen Herrn hatte es auch erwischt. Sollte ich allein gegen zwei Frauen kämpfen?
Ich machte es mir auf dem Fell bequem. Es war sehr weich und warm. Topsy quetschte sich dicht an mich. Natürlich. Der Apfel fällt nicht weit vom Pferd.
Oben raschelte Reni mit den Decken herum. Dann klickte es. Das Licht erlosch, und die Finsternis breitete sich über uns Lotterbuben. Vom Fenster her kam frische Luft und vertrieb den Hecht allmählich. Im Haus war es still. Nur von der Straße klang manchmal das Surren eines späten Autos. Mir wurde wohlig warm. Die Müdigkeit kam mit Macht und benebelte mich. Ich dachte noch nach.
Da lagen wir nun, wir Ehemänner aus Leidenschaft. Dan auf dem Bett, ich darunter. Bei fremden Mädchen. Verein der Eigenbettschoner e. V. Wir betrogen unsere Frauen nicht gerade — Dan schnarchte, und bei Topsy und mir wären noch technische Schwierigkeiten dazugekommen — aber immerhin, unsere Situation war lausig eindeutig, und wer glaubt einem hinterher noch, wenn man sagt, es wäre
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