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Ehe auf krummen Beinen

Ehe auf krummen Beinen

Titel: Ehe auf krummen Beinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Eisstückchen übrig. Man konnte sehen, daß sie oft eingeladen wurde.
    «Hat Blasi eigentlich eine Frau?» fragte sie.
    «Wollen Sie ihm Topsy verkuppeln?»
    «Bewahre! Ein Spitz und so was.»
    «Könnte seiner Rasse nur gut tun», erwiderte Dan.
    « Sie sind frech! Er sollte ruhig heiraten. Er könnte bestimmt eine Dackelin glücklich machen.»
    Wie nett von ihr. Ich hatte aber den Eindruck, daß sie eher Dan meinte als mich. Die Arme.
    «Warum nur eine?» fragte Dan und bestellte neuen Whisky. «Soll er es wegen einer mit allen verderben? Hab ich recht, Bob?»
    «Vollkommen», erwiderte dieser. «Sicher macht er die am glücklichsten, die er nicht nimmt.»
    «Männer!» rief Reni. «Sie müssen natürlich zu ihm halten!»
    «Er bezahlt.»
    Das wollte sie nicht in Frage stellen. Sie trank rasch den größten Teil ihres Glases, um der Verdunstung vorzubeugen.
    Die Kapelle begann ein mittelheißes Stück.
    «Tanzen Sie nicht?»
    «Wenn Sie die Füße rechtzeitig wegnehmen.»
    Sie verließen uns und wanderten zur Tanzfläche. Wir wollten uns umdrehen und Zusehen, aber es ging nicht. Einer wäre bestimmt heruntergefallen. Bob war so nett, uns mit dem Drehstuhl herumzuschwenken.
    Unsere Besitzer hüpften über das Glas wie Kinder auf einem Hof. Sie hielten sich an den Händen und warfen die Hacken und Ellenbogen nach außen. Die indirekte Beleuchtung funkelte in Renis Haar, und ihre Beine waren erfreulich anzusehen. Sie lachte Dan an, und der zog sie an den Armen herum, als wäre sie seine kleine Schwester. Ringsum warfen die Leute interessierte Blicke. Die Mädchen taxierten Renis Kleid, und die Männer überlegten, wer der Mann sein könnte.
    Es folgte etwas Langsames. Jetzt quetschten sie sich eng aneinander und machten wiegende Schritte. Dan hatte seine Pranke auf Renis Wirbelsäule, und sie kitzelte ihn mit dem echtblonden Haar unter der Nase.
    Neben Topsy und mir hatte sich ein wohlgenährtes Ehepaar niedergelassen. Er versuchte erfolglos, mit uns ein Gespräch zu beginnen. Sie bot uns Zucker an, ebenso erfolglos. In diesen Dingen kann ich glashart sein.
    Das Tanzpaar kam zurück. Dan hatte feinen Schweiß auf der Stirn. Auch Reni war heißgetanzt und aufgedreht.
    «Sie können es doch ganz gut!»
    «Ich hatte Nachhilfestunden», sagte Dan.
    «Gute Lehrerin?»
    «Operettentheater. Das Ballett.»
    «Sie geben nur an!»
    Sie schien aber doch eifersüchtig auf das Ballett zu sein. Ich hatte den Eindruck, daß Dan es bei ihr geschafft hatte, und ich war gespannt, was für Wellen er noch in den Fußboden lügen würde. Auch Topsy schien sich an meinen Körper gewöhnt zu haben. Sie knurrte und meckerte nicht mehr, sondern blieb brav liegen und hielt sich mit sanftem Druck an meiner Seite.
    Selbstverständlich dachte ich bei alledem häufig an Loni und Eva, und ich hoffte dasselbe von Dan. Aber wir taten ja nichts Böses, und hier war es so nett, und unsere Begleiterinnen machten unserer Familie keine Schande. Man wird doch noch ausgehen dürfen.
    Im weiteren Verlauf des Abends wurden etliche Gläser geleert und Tänze getanzt. Reni amüsierte sich und war zufrieden, und Dan war es auch, denn sie sah hübsch aus und strengte nicht an. Auch Topsy und ich fühlten uns wohl. Wir kamen auf dem Stuhl gut zur Geltung und wurden bestaunt und hörten Komplimente. Ein Hund ist auch nur ein Mensch.
    Als es auf Mitternacht ging, dachte Dan aber doch an das Büro, in dem er am nächsten Morgen aufrecht und mit heiterer Miene sitzen sollte. Auch Reni mußte am Vormittag einen frischen Eindruck machen, wenn sie vor den Kundinnen herumstolzierte. So hatte sie nichts dagegen, die Sitzung zu schließen. Bob schüttelte uns die Hände und Pfoten, und die Kapelle spielte zum Abschied: «Wenn ich mit meinem Dackel...»
    Wir durchschritten die Halle, vorbei am Nachtportier, und die Drehtür wirbelte uns ins Freie.
    Nach dem Dunst in der Bar tat die kühle Luft wohl. Wir durften los von den Leinen und waren froh, unsere steifen Ständer schütteln zu dürfen. Dan und Reni wanderten mit hochgeschlagenen Kragen und im Gleichschritt unter dem bläulichen Licht der Bogenlampen. Ich hörte, was sie sprachen.
    «Haben Sie viel bezahlt?» fragte Reni mit geheuchelter Anteilnahme.
    «Ich bin ruiniert», antwortete Dan.
    «Oh, fein. Was tun Sie nun ohne Geld?»
    «Mir bleibt nur die Kugel.»
    «Nein, nicht!»
    «Nicht? Was kümmert Sie mein Leichnam?»
    «Ich will ihn lieber lebendig», sagte Reni leise. Ein schüchternes Jungfräulein, das konnte

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